Printenprinz
der offenkundig nur Kontakte zu Peter von Sybar hat.« Er dachte nach und erinnerte sich an die merkwürdige Bemerkung von Müller in der E-Mail an von Sybar, in der er vom ›Problem Feilen‹ und von den ›schönen Grüße an Weinberg‹ gesprochen hatte. Also musste er von Weinberg zumindest Kenntnis haben.
»Noch was?« Grundler sah ihn fragend an.
»Ja, da ist da noch so ein dubioser Makler, mit dem ich nichts anzufangen weiß, und der nicht greifbar ist. Welche Rolle der Typ spielt, erschließt sich mir noch nicht.«
»Wenn Krathmakers Makler ist, handelt er nicht für sich, sondern für andere, würde ich mal sagen.«
»Aber für wen?«
»Sag du es mir«, meinte Grundler lächelnd. »Ich kann es dir nicht sagen und du kannst es mir wahrscheinlich auch nicht sagen. Aber wir sollten ihn mit einbauen, immerhin hat er sich, so sagt Hamacher, mit Krathmakers in der Printenfarbrik herumgetrieben. Sie kennen sich vermutlich schon länger. Von der Liste können wir ihn immer noch streichen.« Er streckte sich. »Stichwort Karneval. Was weißt du, mein Freund?«
»Müller, Schmitz, Mandelhartz«, antwortete Böhnke schnell. »Müller kennt Schmitz, Schmitz kennt Mandelhartz, aber Mandelhartz kennt nicht Müller. So sieht es jedenfalls aus.«
»Und wie gut kennen sich Schmitz und Mandelhartz?«
»Sie behaupten, flüchtig. Ich glaube, sehr gut.«
»Und irgendwo in diesem Geflecht von Personen könnte der Grund sein, weswegen von Sybar sterben musste?«
»Wahrscheinlich«, antwortete der Pensionär. »Er stand Landmann und Elisabeth von Sybar im Wege, er hat sich bei den Karnevalisten nicht gerade beliebt gemacht, weder bei dem Funktionären wie Schmitz in Köln noch bei Mandelhartz in Aachen, und er hat sich garantiert keine Freunde in Aachen gemacht mit der Überlegung, den Betrieb nach Köln zu verlagern.«
»Also kommen familiäre, karnevalistische oder betriebliche Gründe für den Mord infrage?«
»Sie sieht es aus«, bestätigte Böhnke.
»Und welchen Grund gab oder gibt es, dich auszuschalten?« Grundler hatte die Frage provozierend in den Raum geworfen.
»Weil ich dabei bin, im Umfeld von Peter von Sybar ebenjene familiären, karnevalistischen und betrieblichen Ungereimtheiten aufzudecken, die für Familienmitglieder, Karnevalisten und für am Wirtschaftsleben Beteiligte unbequem werden könnten.«
»Womit wir ja eine Deckungsgleichheit hätten«, folgerte der Anwalt. »Und es ist nicht auszuschließen, dass es eine Überschneidung gibt. Vielleicht paktiert ja sogar eine Gruppe mit der anderen.«
»Jetzt paktiert keiner mehr, jetzt wird Kaffee getrunken«, mischte sich Lieselotte ein. »Ab an den Küchentisch!«
»Aber ohne mich.« Sabine hatte ihre Notizen um sich herum auf dem Sofa ausgebreitet. »Ihr esst, ich male . Dann lasst ihr mich wenigstens in Ruhe.«
Vor Einbruch der Dämmerung und den für den frühen Abend vorhergesagten, ergiebigen Schneefällen machten sich Sabine und Grundler auf den Rückweg nach Aachen.
»Ich habe hier mein spezielles Weihnachtsgeschenk für Sie«, hatte sie beim Abschied zu Böhnke gesagt und ihm mehrere Blätter übergeben. »Hier finden Sie zum einen wortwörtlich, was Sie zu den einzelnen Personen gesagt haben. Und …«, sie nahm ein einzelnes Blatt in die Hand, »hier habe ich alle die Verbindungen zwischen den einzelnen Personen aufgezeichnet, die sich aus Ihren Informationen ergeben. Ich hoffe, Sie können etwas damit anfangen.«
Höflich bedankte sich Böhnke. Waren die Aufzeichnungen hilfreich oder nicht? Darüber war er sich nicht klar. Was hatten sie mit dem Anschlag auf ihn zu tun? Fand sich in diesem Geflecht die Person, die hinter dem Mord an von Sybar und dem Mordversuch an ihm stand? Oder musste er sogar davon ausgehen, dass es noch weitere Personen gab, die in dieses Soziogramm hineingehörten?
»Das erinnert mich in gewisser Weise an meine Schulzeit«, hatte er zu Lieselotte gesagt, die ihm über die Schulter schaute. »Da mussten wir als Kinder angeben, mit wem wir gerne befreundet wären und neben wem wir gerne sitzen möchten und neben wem wir auf keinen Fall sitzen wollten.« Er sah seine Partnerin an. »Was meinst du? Soll ich unserem Weltenbummler von Sybar einen Bericht mailen?« Er holte den Notizzettel hervor. »Ich habe seine geheime Mail-Adresse. Für den Notfall, wie er schreibt.«
»Und der Notfall liegt jetzt vor?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete er nachdenklich. »Wenn ich ihm vom Mord an seinem Schwiegersohn
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