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Prinz-Albrecht-Straße

Prinz-Albrecht-Straße

Titel: Prinz-Albrecht-Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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abliefern für die NSV-Säue.«
    »Für was?« fragte Stahmer verständnislos.
    Der Mann grinste mit offenem Spott. »Na, für die Partei-Schweine«, fuhr er fort, »Kampf dem Verderb. Kartoffelschalen für Großdeutschland«, er griff wieder nach seinem Abfallkübel.
    »Wissen Se«, sagte er beim Abgang, »der Führer hat die Schweinemast angeordnet. Und die Biester werden Prachtsäue, det sage ich Ihnen … Fett wie Göring … und grunzen wie Goebbels.« Er riß das quietschende Hoftor auf und brummelte wie zu sich selbst: »… und am Schluß geschlachtet wie det deutsche Volk.«
    Stahmer verbiß sich das Lachen und folgte dem Arbeiter. »Hören Sie«, sagte er, »ich gebe Ihnen einen Rat: Seien Sie künftig vorsichtig.«
    »Wieso?« erwiderte der Arbeiter. »Sind Sie ein Nazi?«
    Stahmer ließ ihn einfach stehen. Die Frage hatte ihn getroffen. War er ein Nazi? Verdammt noch mal, der alte Puch war ein Nazi gewesen. Und er, Stahmer? Er wußte es nicht. Er wollte nichts sein. Seine Ruhe wollte er haben. Und Margot. Vor allem Margot. Und saubere Hände wollte er behalten. Sauber von Blut und sauber von Dreck. Sind sie es denn überhaupt noch? überlegte er.
    Er stand auf der Straße und ging auf das Café zu. Er war zerstreut, aber er merkte sofort hellwach, daß er verfolgt wurde. Er blieb vor einem Schaufenster stehen. Der Mann lief weiter. Langsam. Wie einer, der Zeit hatte oder so aussah, als ob er Geld hätte.
    Als Stahmer das kleine Café betrat, wußte er endgültig, daß er beschattet wurde. Entweder vom roten Agenten-Netz oder schon von Heydrich. Er ließ den Kaffee stehen, bezahlte und ging wieder hinaus. Er bog in eine unbelebte Nebenstraße ein.
    Der Untersetzte stand auf einmal neben ihm. »Haben Sie es eilig?« fragte er. Er sprach gutes Deutsch, aber an einem Unterton war der Ausländer zu erkennen.
    »Wer sind Sie?« fragte Stahmer abweisend.
    »Tut nichts zur Sache«, entgegnete der Mann. Jetzt konnte man deutlich den slawischen Akzent heraushören.
    Stahmer wollte ihn stehen lassen und weitergehen.
    Der Mann sah sich um und hängte sich an. »Unsere Begegnung kann Ihr Glück sein oder Ihr Pech. Suchen Sie es sich aus.«
    Sie gingen wortlos nebeneinander her. Stahmer wirkte erleichtert: einer von der anderen Seite, überlegte er. Keiner von uns. Er begann, seine Rolle zu spielen, ohne zu bemerken, daß er schon wieder im ›Dienst‹ war. »Wie heißen Sie?« fragte er barsch.
    »Mein Name tut nichts zur Sache«, entgegnete der Agent. Er lächelte leicht: »Er ist falsch … wie Ihrer vermutlich.«
    »Was fällt Ihnen ein«, versetzte Stahmer in gespielter Heftigkeit. »Solange ich nicht weiß, wer Sie sind … und vor allem, wer Sie schickt …« Er brach unvermittelt ab und sah sich um, wie wenn er unsicher wäre. »Meinen Sie, ich will meinen Kopf verlieren?«
    »Kaufen Sie sich andere Nerven«, versetzte der Agent kaltblütig, »oder wechseln Sie die Branche.«
    »Welche Branche?« fragte Stahmer.
    Der Untersetzte winkte ab. »Ich gehe jetzt voraus zu Ihrer Wohnung«, sagte er, »Sie folgen mir in fünfzig Meter Abstand auf der anderen Seite. Ich betrete zuerst das Haus. Sie kommen sofort nach. Sie dürfen höchstens zehn Sekunden brauchen. Sie sperren auf, und wir betreten Ihre Wohnung.«
    »Ich habe Gäste«, erwiderte Stahmer wie erschrocken.
    »Unsinn. Wir beobachten Ihren Stall schon seit zwei Tagen.«
    Das Spiel nicht übertreiben, befahl sich Stahmer, sonst falle ich auf.
    »Und hören Sie mit dem Theater auf«, fuhr der andere ruhig fort. »Vielleicht sind Sie ein Anfänger oder auch nicht. Entweder wir reden in Ihrer Wohnung vernünftig miteinander, oder ich lasse Sie hochgehen.«
    Stahmer nickte. Die Diktion verstand er. Es war der Jargon aller Geheimdienste der Welt.
    Der Russe ging zurück. Stahmer hängte sich an. Kein Mensch bemerkte sie im Haus. Die sind aber verdammt unvorsichtig, überlegte Stahmer. Und dann addierte er die Kunstfehler, die das Reichssicherheitshauptamt gemacht hatte.
    Er hatte seine Wohnung erreicht, sperrte auf. Die beiden traten ein. Stahmer fotografierte seinen Gegenspieler mit den Augen. Das Gesicht mit den hohen Backenknochen, die dunklen Augen und die seltsam hochstehenden weizenblonden Haare.
    »Kommen wir zur Sache«, begann der Russe knapp. »Sie besitzen Material, das aus dem Heeresarchiv entwendet wurde. Ich bin daran interessiert.« Der Russe betrachtete ihn kalt. »Falls es echt ist«, setzte er hinzu.
    Stahmer nickte.
    »Was wollen Sie

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