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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Du sagtest, er sei kein übler Bursche«, erinnerte Hunter seinen Freund.
    Lucas nickte. Immerhin hatte Travis ihm zugehört und die Akten durchgesehen, obwohl das Wort eines einfachen Soldaten gegen das eines Offiziers stand. Die acht Vermißten waren als Deserteure bezeichnet worden, und der Regierungsbeamte überprüfte diese Anklage. Lucas wußte, wo die verschütteten Leichen lagen, und fand, man müßte sie ihren Familien übergeben. Aber Travis hielt es für besser, wenn sie an Ort und Stelle blieben. Dieser Punkt war noch nicht geklärt.
    »Caulder ist also endlich aufgebrochen, um sein Gold zu holen?« fragte Lucas.
    »Und Travis folgte ihm.«
    »Verdammt«, flüsterte Lucas gedankenverloren und hörte nicht, wie die Zwillinge den Fluch wiederholten. »Ich nehme an, er konnte seine Beute vor Travis in Sicherheit bringen?«
    »Ja«, bestätigte Hunter. »Seine Freunde halfen ihm. Dabei wurde Travis angeschossen, aber nicht ernsthaft verletzt.«-»Und das Gold?«
    »Das hat Caulder.«
    Lucas seufzte tief auf, was zuerst von Allie, dann von Georgie nachgeahmt wurde »Die Kopfgeldjäger baten mich um Hilfe bei der Jagd nach Caulder«, berichtete Hunter. »Eine hohe Belohnung steht auf dem Spiel. Sie glauben, er wäre nach Westen gefahren.«
    »Sicher flieht er nach Norden. Sein Bruder wird ihn verstecken. Ja, Caulder verkriecht sich bestimmt in Chicago.«
    Taylor kam aus dem Alkoven und hörte die letzten Worte ihres Mannes. Verlegen hielt sie den Kopf gesenkt, während sie den Gürtel ihres Morgenmantels verknotete, dann ging sie zu Lucas und küßte ihre Nichten. »Wer ist Caulder?«
    »Ein völlig uninteressanter Mensch«, log er. »Victoria fühlt sich nicht gut. Vielleicht solltest du mal nach ihr sehen.«
    »Ihr ist schon wieder schlecht«, ergänzte Hunter.
    Beide versuchten, Taylor abzulenken, und sie ließ es dabei bewenden. Später konnte sie immer noch herausfinden, wer Caulder war. Daß es sich um einen unbedeutenden Mann handelte, glaubte sie keine Sekunde lang, nachdem sie den harten, kalten Ausdruck in Lucas’ Augen bemerkt hatte. Sie führte die Zwillinge ins Nebenzimmer, wo der brave David Daniel gerade sein Bett zu machen versuchte, gab ihm einen Gutenmorgenkuß und half ihm, das Werk zu vollenden.
    Als sie seinen scheuen, ernsten Blick bemerkte, setzte sie sich aufs Bett und legte einen Arm um seine Schultern. »Bedrückt dich irgendwas, Davy?«
    »Heute heiße ich Daniel.«
    »Also gut, Daniel«, stimmte sie lächelnd zu. »Nun, was macht dir Sorgen?«
    Kummervoll erklärte er, die kleinen Mädchen müßten was essen. Aber da sie alle keine Schuhe besaßen, konnten sie nicht Weggehen und eine Mahlzeit beschaffen. Wenn sie sich barfuß auf die Straße wagten, würden die Leute seine Schwestern auslachen.
    Taylor versicherte, sie würden im Hotelzimmer frühstücken. Später müsse sie zur Bank gehen. Inzwischen würde Victoria mit ihnen spielen. Und danach würden sie alle zusammen einkaufen und zuerst Schuhe besorgen. Weil der Junge immer noch unglücklich dreinschaute, fragte sie »Möchtest du mir sonst noch was anvertrauen?«
    »Wie soll ich Sie denn nennen?« fragte er und blickte schüchtern zu Boden.
    »Was wäre dir denn am liebsten?«
    »Georgie sagt >Mama< zu Ihnen. Aber das sagt sie zu allen Ladys. Da bringt sie irgendwas durcheinander. Heute morgen hörte ich, wie Allie Sie auch >Mama< nannte. Sicher ist sie genauso verwirrt.«
    »Aber ich will, daß die beiden >Mama< zu mir sagen.« »Dann sollte ich’s vielleicht auch tun«, platzte er heraus, »damit meine Schwestern nicht so verwirrt sind. Denn wenn ich Sie anders anrede als die beiden ...« Herzzerreißende Sehnsucht klang in seiner Stimme mit.
    »Ich hatte schon gehofft, es würde dir nichts ausmachen, mich >Mama< zu nennen.«
    »Sind Sie alt genug dafür? Sie sehen so jung aus?«
    Seine Sorgen schienen kein Ende zu nehmen. »Glaub mir, ich bin alt genug«, beteuerte Taylor lächelnd. »Haben wir jetzt alles geklärt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nur Babys sagen >Mama<. Aber ich bin schon sieben. Ich würde Sie lieber >Mutter< nennen.« »Einverstanden«, flüsterte sie und zog ihn gerührt an sich. Dieses kurze Zwischenspiel war die letzte ruhige, friedliche Szene, die sie an diesem Tag erlebte. Lucas wollte sie nicht allein zur Bank gehen lassen und bestand darauf, sie zu begleiten. Hastig zog sie eine weiße Bluse mit spitzenbesetztem weißem Stehkragen und einen schlichten schwarzen Faltenrock

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