Prinz Charming
würde er sicher etwas mehr aus sich herausgehen.
Endlich waren alle bereit, den Einkaufsbummel zu beginnen, und sie brachen auf. Lucas hatte eine Droschke gemietet, die sie den ganzen Tag benutzen konnten - eine großzügige Extravaganz, die Taylor sehr liebenswert erschien.
Wie sie Daniel versprochen hatte, erwarben sie zuerst Schuhe. Jedes Kind bekam drei Paar, ziemlich groß bemessen, so daß sie hineinwachsen konnten. Danach wurde der Junge eingekleidet, was keine Probleme aufwarf. Als sie das große Textilgeschäft für Gentlemen verließen, besaß das Kind eine komplette Garderobe.
Viel schwieriger war es, für die Zwillinge etwas Passendes zu finden. In diesen kleinen Größen gab es keine fertigen Sachen. Der Empfangschef im Hamilton House hatte Madame Masons eleganten Laden empfohlen. Dort fand man eine große Auswahl an Stoffen, außerdem standen Änderungsschneiderinnen zur Verfügung.
Madame Mason nahm den Zwillingen persönlich Maß für die neuen Sachen, und Taylor bestellte ein umfangreiches Sortiment, das nach Redemption in Montana geschickt werden sollte. Dann führte sie die Ladenbesitzerin beiseite und erklärte, die Kinder würden schon jetzt dringend ein paar Kleider brauchen. Könnte man einen kleinen Teil sofort fertigstellen? Dabei erweckte sie den Eindruck, die Garderobe der Mädchen wäre bei einer Feuersbrunst das Opfer der Flammen geworden.
Sofort bekundete Madame ihr Mitgefühl und führte die Kundin in ein Hinterzimmer, wo gebrauchte Kleider angeboten wurden, von Familien, die in finanzielle Not geraten waren. Wortreich beteuerte die Eigentümerin des Ladens, sie hoffe, Mrs. Ross sei nicht gekränkt über diesen Vorschlag, Das Gegenteil war der Fall. Taylor fand es keineswegs ehrenrührig, gebrauchte Kleidung zu kaufen, noch dazu, wo Madame versicherte, es handle sich um erstklassige, kaum getragene Ware.
Als sie das Geschäft verließen, waren auch die kleiner Mädchen vollständig eingekleidet. Sie aßen zu Mittag in einem Familienrestaurant, dann machten sie sich wieder auf den Weg, um Bücher und Landkarten zu erwerben. Weil die Kinder die Anproben so geduldig ertragen hatten, durfte sich jedes ein Spielzeug aussuchen. Daniel wählte ein kleines Holzpferd, Georgie und Allie wollten Stoffpuppen haben.
Im großen und ganzen verlief der Tag erfreulich und erfolgreich. Es gab nur einen kleinen unangenehmen Zwischenfall. Als Taylor im Hansen-Wäschegeschäft erklärte, Georgie dürfe nicht auf den Ladentisch klettern, warf sich das Kind zu Boden und bekam einen Wutanfall. So etwas hatte Taylor noch nie erlebt. Kreischend schlug der kleine Racker um sich und lockte eine beträchtliche Menschenmenge an, die offensichtlich glaubte, das arme Mädchen wäre grausam mißhandelt worden. Die einzige, die Georgies Possen gleichmütig hinnahm, war Allie. Sie saß auf Victorias Schoß, beobachtete die Ereignisse eine Zeitlang und schlief dann ein.
Hilflos schaute Taylor auf ihre Nichte hinab und wußte; nicht, was sie tun sollte. Sicher führte sich das Kind nur deshalb so auf, weil es übermüdet war. Schließlich gab ihr eine wohlmeinende Frau den Rat, ein Klaps aufs Hinterteil würde oft Wunder wirken. Aber davon hielt Taylor nichts. Sie stieg einfach über Georgie hinweg, die sich brüllend am Boden umherwand, bezahlte die Einkäufe, dann klemmte sie ihre zappelnde Nichte unter den Arm und trug sie zur wartenden Droschke hinaus. Sobald die Räder zu rollen begannen, schlief auch Georgie ein.
An diesem Tag hatte Taylor eine wichtige Lektion gelernt was zweijährige Kinder betraf. Mir Vernunft konnte man ihnen nicht immer beikommen.
Abends ging sie mit Victoria und den Kindern in den Speisesaal des Hotels. Während der Mahlzeit nickte Daniel immer wieder ein, und Taylor mußte ihn buchstäblich füttern. Glücklicherweise waren auch die Zwillinge sehr still. Trotz ihres Appetits landete das Essen eher auf ihren Kleidchen als in ihrem Mund. Taylor beschloß, so bald wie möglich etwas gegen die beklagenswerten Tischmanieren ihrer Schützlinge zu unternehmen. An diesem Abend waren sie zu erschöpft, um sich irgendwelche Anstandsregeln anzuhören. Nach dem Dinner wollten die Zwillinge ins Zimmer hinaufgetragen werden. Victoria übernahm Georgie, Taylor hob Allie auf ihren Arm, und Daniel klammerte sich an ihre andere Hand.
Oben angekommen, lehnte Taylor das Angebot ihrer Freundin ab, ihr zu helfen, wenn sie die Kinder zu Bett brachte. »Du siehst müde aus, Victoria. Schlaf gut. Morgen
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