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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ihrer direkt gegenüber. Sobald er hörte, wie ihre Tür geöffnet und geschlossen wurde, folgte er ihr, weil er verhindern wollte, daß sie in Schwierigkeiten geriet.
    Eine hübsche Frau würde sicher Aufmerksamkeit erregen. Für fünfundzwanzig Dollar konnte jeder mit dem Flußdampfer fahren - vorausgesetzt, er übernachtete an Deck und brachte seinen Proviant mit. Gewisse fragwürdige Kerle, die
    - auf der Suche nach leicht verdientem Geld - von einer Stadt zur anderen reisten, würden Gefallen an Victoria finden. Und eine Lady wie sie wußte wohl kaum, wie man Betrunkene abwehrte. Außerdem war sie Taylors Freundin, und das bedeutete, daß sie keinen Funken Verstand besaß. Bis Lucas auftauchte, fühlte Hunter sich verpflichtet, alle beide zu beschützen.
    Sie stützte sich auf die Reling und betrachtete die Sterne. Am anderen Ende des Decks saßen zwei Passagiere, beobachteten sie und rauchten Zigarren. Von diesem Publikum schien sie nichts zu merken. Einer erhob sich, und Hunter trat rasch zwischen Victoria und ihre gaffenden Bewunderer.
    Sofort setzte sich der Mann wieder hin. Hunter konnte den beiden nicht übelnehmen, daß sie die junge Frau anstarrten, denn sie bot einen sehr reizvollen Anblick mit den offenen roten Locken. Vergeblich redete er sich ein, er würde sie nicht mögen. Wie gern würde er diese seidigen Haare durch seine Finger gleiten lassen ... »Sie sollten nicht allein hier heraufgehen, Victoria«, tadelte er in scharfem Ton, um sie einzuschüchtern.
    »Haben Sie jemals so viele Sterne gesehen, Mr. Hunter?«
    »Ja. Wann sind Sie eigentlich zu dem Entschluß gelangt, sich nicht vor mir zu fürchten?«
    »Als ich erkannte, daß Sie sich ein bißchen vor mir fürchten.«
    An die Reling gelehnt, schaute er zum Himmel hinauf. »Da irren Sie sich, Lady. Ich habe keine Angst vor Ihnen.«
    Da sie in einer so schönen Nacht nicht streiten wollte, wechselte sie das Thema. »Der Kapitän sagt, wir würden täglich hundert Meilen schaffen.«
    »Jeden Morgen müssen wir haltmachen, um Brennholz an Bord zu nehmen. Und da das ein sehr großes Schiff ist,
    brauchen wir wahrscheinlich fünfundzwanzig bis dreißig Klafter pro Tag.«
    »Dürfen wir den Dampfer verlassen, wenn er anlegt, und uns die Beine vertreten?«
    »Sicher. Wann soll Ihr Baby zur Welt kommen?«
    Erstaunt hob sie die Brauen. Offensichtlich war ihm ihr gewölbter Bauch aufgefallen. »Im September.«
    Eine Zeitlang herrschte drückendes Schweigen. Als Hunter sich bewegte, berührte er Victorias Arm, aber sie rückte nicht von ihm weg. »Starb Ihr Mann erst, nachdem er von der Schwangerschaft erfahren hatte?« fragte er.
    »Ja.«
    »Wissen Sie eigentlich, was es für eine Frau bedeutet, im Wilden Westen ein Kind zu gebären? Es gibt keine ärztliche Hilfe. Was werden Sie tun, wenn Komplikationen auftreten?«
    »Wollen Sie mir angst machen?«
    »Nein, ich versuche nur, Ihnen zu erklären, daß Sie in der Stadt viel besser dran wären. Sie können immer noch umkehren.«
    Das klang so, als würde er sich ernsthaft um sie sorgen, und ihr Gewissen begann sie zu plagen, weil sie ihn belogen und behauptet hatte, sie sei verheiratet gewesen. Es war nicht richtig, einen so anständigen, ehrlichen Mann zu täuschen. Andererseits wollte sie nicht, daß er schlecht von ihr dachte.
    Aus irgendeinem Grund nahm sie seine Meinung sehr wichtig. Was sie für ihn empfand, wußte sie nicht recht, und das verwirrte sie. Vielleicht fühlte sie sich zu ihm hingezogen, weil er groß und stark und sie selbst immer so unsicher war. Er sah wirklich imposant aus mit seinen dunklen Augen und dem fast schulterlangen pechschwarzen Haar. Und er bewegte sich geschmeidig wie ein Panther. »Mr. Ross erwähnte, Ihre Großmutter sei Indianerin gewesen«, bemerkte sie.
    »Ja, das stimmt.«
    »Sind alle Indianer so attraktiv wie Sie?« Sobald ihr diese Frage herausgerutscht war, errötete sie. Eine ledige, schwangere Frau sollte sich wirklich nicht wie ein albernes Schulmädchen benehmen. »Oh, das hätte ich nicht sagen dürfen ...«
    »War Ihr Mann attraktiv?« Warum ihn das interessierte, wußte er selber nicht. Und wieso belästigte er sie mit seiner Neugier? Sie war immer noch in Trauer, um Himmels willen, und nun weckte er schmerzliche Erinnerungen.
    »Nein, er war nicht attraktiv. Aber William sagte, Liebe sei blind.«
    »Tatsächlich?« Weil er nicht ahnen konnte, daß sie Shakespeare meinte, vermutete er, ihr verstorbener Mann hätte William geheißen. »Da bin ich mir

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