Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
nicht so sicher.«
    »Ist es wichtig für Sie, was andere Leute von Ihnen halten?«
    »Nein.«
    »Für mich schon.« Hastig ergänzte sie: »Nur was bestimmte Leute von mir halten...« Und deshalb lüge ich, dachte sie seufzend und wünschte plötzlich, sie hätte sich nicht als Witwe ausgegeben. Flüsternd zitierte sie einen ihrer Lieblingssätze von Shakespeare. »>Die stärkre Schuld besiegt den starken Vorsatz.. .<«
    »Was haben Sie gesagt?«
    Victoria wiederholte das Zitat. »Das sind Williams Worte, nicht meine.«
    Offenbar war sie mit einem melodramatischen Gelehrten verheiratet gewesen. Und sie mußte ihn immer noch lieben, sonst würde sie sich nicht an alles erinnern, was er gesagt hatte. »Wollen Sie eigentlich eine zweite Ehe eingehen, Victoria?«
    »Nein!« stieß sie hervor, und er verstand ihre heftige
    Reaktion nicht. Wenn sie ihren Mann auch leidenschaftlich geliebt hatte, so bedeutete das keineswegs, daß sie ihr Herz nie wieder verschenken konnte.
    »In der Wildnis leben sehr wenige Frauen. Bald werden Sie sich einsam fühlen. Ich wette, in einem Jahr sind Sie wieder verheiratet.«
    »Unsinn... Wie viele Frauen leben denn in Redemption?«
    »In der Stadt überhaupt keine, aber zwei wohnen einen Tagesritt entfernt.« Er sah nicht so aus, als würde er scherzen.
    »Nur zwei?«
    »Ma Browley und ihre Schwester Alice. Beide sind fast sechzig.« Mißgelaunt runzelte er die Stirn, und sie fragte sich, was diesen jähen Stimmungsumschwung bewirkt hatte. Noch vor wenigen Minuten war er relativ freundlich gewesen. »Sicher werden Sie da draußen in dieser gottverlassenen Wildnis bald sterben, Victoria.«
    »Und wenn schon ... Was kümmert Sie das?«
    »Es ist mir völlig egal.«
    »Mr. Hunter, ich bin eine starke Frau. Vielleicht werde ich Sie enttäuschen.« Hoch erhobenen Hauptes ging sie davon und kehrte in ihre Kabine zurück.
    Ereignislos verstrichen die Tage. Jeden Morgen legte die Midnight Blue am Flußufer an, um den Holzvorrat aufzustocken. Normalerweise kaufte der Kapitän das Brennholz bei Händlern, die es bereits gehackt und gebündelt hatten. Aber manchmal mußten die männlichen Passagiere mithelfen, Baumstämme zu zersägen und die Fracht an Bord zu bringen. An jeder Station durften die Kinder den Dampfer verlassen und am Ufer spielen. Diesen Aktivitäten bereitete Hunter nach einigen Tagen ein Ende. »Schlangen«, erklärte er Taylor kurz angebunden.
    Es war ziemlich mühsam, auf die beiden hübschen Frauen aufzupassen, die scharenweise Männer anlockten. Glücklicherweise sank Taylor jeden Abend gleich nach dem Dinner erschöpft ins Bett, aber Victoria eilte rastlos an Deck, und Hunter folgte ihr notgedrungen.
    Unweigerlich endeten alle Gespräche mit einem Streit, und sie floh beleidigt in ihre Kabine. Das war ihm nur recht, denn er hatte die Nase voll von Williams klugen Sprüchen. Der Mann mußte ein bombastisches Ekel gewesen sein. Auf eine blumige Sprache legte Hunter keinen Wert. Wenn man was zu sagen hatte, sagte man’s einfach.
    Eines sonnigen Montag nachmittags teilte er dem Kapitän mit, sie würden das Schiff am nächsten Morgen verlassen. Dann forderte er Taylor auf, ihre Sachen zu packen.
    »Aber wir sind noch nicht einmal in der Nähe von Fort Benton«, wandte sie ein.
    »Sie wollten auf dem Fluß nach Fort Benton fahren und von dort mit dem Wagen nach Redemption?« fragte er ungläubig.
    Triumphierend nahm sie eine Landkarte aus ihrem Koffer und hielt sie ihm vor die Nase. »Sehen Sie doch selber nach! Wir müssen von Fort Benton aus ein Stück zurückfahren.«
    Er riß ihr die Karte aus der Hand. Wer immer das Ding konzipiert hatte, mußte betrunken gewesen sein. Am ganzen Missouri gab es Forts, aber nur eins war eingezeichnet. »Möchten Sie über hundert Meilen zurückfahren?«
    »Nein, natürlich nicht, wenn eine andere Möglichkeit besteht ... Meinen Sie, wir könnten eine Abkürzung nehmen?«
    Hunter ging zur Tür. Wenn er noch eine Minute länger in der Kabine blieb, würde er die Frau anschreien. Sie wußte ja nicht einmal, wohin ihre Reise ging. »Packen Sie!«
    Am nächsten Morgen lud die Besatzung den Wagen, die Pferde, die Truhen und Koffer aus. Hunter inspizierte das
    Gepäck und entschied, daß sie einen zweiten Wagen brauchen würden. In Jilly Junction stöberte er einen passenden auf und verteilte die Fracht auf beide Fahrzeuge. Mit den Pferden, die Taylor ausgesucht hatte, war er nicht allzu glücklich, aber daran ließ sich nichts ändern, da er in Jilly

Weitere Kostenlose Bücher