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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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wieder kniff sie die Augen zusammen, spähte hinüber und hielt Ausschau nach wilden Tieren, die dort auf der Lauer liegen mochten. Solche Gefahren störten Taylor nicht. Vielmehr fürchtete sie die Aussprache mit ihrem erbosten Mann. Wie sollte sie ihm begreiflich machen, daß sie nicht versuchte, ihn in eine Falle zu locken?
    Sofort nach dem Abendessen war er verschwunden. Eine Stunde später kehrte er ins Lager zurück. Taylor und Victoria saßen auf einer Decke vor dem Feuer, das Hunter entzündet hatte. Er kauerte ihnen gegenüber, hin und wieder warf er einen Zweig in die Flammen, um es am Leben zu erhalten.
    Beide Frauen trugen frischgewaschene Kleider, aber Taylor hatte auf ihre Unterwäsche verzichtet. Sobald sie in den Wagen kroch, würde sie sich ohnehin wieder ausziehen und ihr Nachthemd überstreifen.
    Leise unterhielten sich die Männer. Victoria wandte sich zu Taylor und wisperte: »Sicher ist Lucas immer noch böse, nicht wahr?«
    »Vermutlich wird er sich beruhigen, sobald er merkt, daß ich keine Forderungen an ihn stelle.«
    »Aber er will uns nicht hier haben. Vorhin hörte ich ihn zu
    Hunter sagen, er würde uns morgen nach Cincinnati zurückbringen.«
    »Wir bleiben da.«
    »Kann er uns zwingen, Redemption zu verlassen?«
    »Nein. Übrigens, ist dir aufgefallen, daß er schon seit Stunden kein Wort mit mir redet?«
    »Natürlich. Liebst du ihn?«
    Taylor betrachtete ihren Mann, der im Gras saß, an einen Baumstamm gelehnt. Aufmerksam hörte er Hunter zu, und wie seine gerunzelte Stirn erkennen ließ, mißfielen ihm die Neuigkeiten, die er erfuhr. »Ja, ich liebe ihn«, flüsterte sie und konnte ihren Blick nur mühsam von Lucas losreißen. »Ich muß verrückt sein.«
    Träumerisch schaute Victoria zu Hunter hinüber und entsann sich, wie wundervoll es gewesen war, auf seinen Armen zu liegen, seinen Kuß zu spüren ... Rasch verdrängte sie diese Erinnerungen. Morgen würde er abreisen. »>Man sollte sein das, was man scheint.<«
    »William?«
    »Ja. >Othello<. Demnach müßte Hunter hartherzig und grausam sein und mir Angst einjagen.«
    »Wär das dein erster Eindruck von ihm?«
    Victoria nickte. »Aber dann war er so lieb und freundlich und rücksichtsvoll.«
    Nur zu gut verstand Taylor die Gefühle ihrer Freundin. »Georgie erzählte Lucas, du seist von Hunter geküßt worden
    - und dabei nackt gewesen.«
    »Großer Gott!« Victorias Wangen färbten sich blutrot, und Taylor lächelte.
    »Wolltest du geküßt werden?«
    Erst schüttelte Victoria den Kopf, dann nickte sie. »Er geht weg von hier.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Warum kommt es mir so vor, als würde er mich im Stich lassen? Ist das nicht lächerlich? Ich kenne ihn doch kaum.«
    »Oh, du kennst ihn sehr gut. Seit unserer Abreise aus Sioux City bis zum heutigen Abend hast du praktisch jede Minute mit ihm verbracht. Und jetzt beginnst du, dich in ihn zu verlieben.«
    »Was bedeutet das schon? Er geht weg. Was für unglückselige Mädchen wir sind, Taylor! Wir beide haben nichts aus der Vergangenheit gelernt.«
    »Meine Großmutter sagte, ich könne immer bekommen, was ich will. Aber wie man das anfängt, scheine ich auch nicht zu lernen.« Seufzend fügte Taylor hinzu: »Jetzt solltest du dich hinlegen. Du brauchst deinen Schlaf.«
    »Heute habe ich gespürt, wie sich das Baby bewegt. Es wird immer kräftiger.«
    »Auch du bist sehr stark. Während der ganzen beschwerlichen Reise hast du kein einziges Mal gejammert.«
    »Weil ich mich wohl fühlte. Hunter trieb uns nicht zur Eile an, und er bestand darauf, daß ich jeden Nachmittag eine Zeitlang neben dem Wagen herging.«
    »Manchmal mußte er dich mühsam vom Kutschbock runterzerren.«
    Victoria zuckte die Achseln. »Jetzt weiß ich, wie gut er’s gemeint hat. Aber ich möchte nicht mehr über ihn reden. Wirst du dich noch heute abend mit Lucas aussprechen?«
    »Wahrscheinlich - und ich fürchte mich davor«, gab Taylor zu. »Ich weiß einfach nicht, wie ich ihm alles erklären soll. Irgendwie muß ich ihn besänftigen.«
    »Gesteh einfach die Wahrheit«, riet Victoria. »Wenn du ihn liebst, mußt du ihm vertrauen.«
    »Natürlich vertraue ich ihm.« Leichter gesagt als getan, dachte Taylor.
    »Dann hast du eine merkwürdige Art, das zu zeigen. Du verläßt dich auf den Schutz, den er dir und den Kindern bietet. Aber dein Herz traut ihm nicht.«
    »Warum sollte es? Er möchte nicht verheiratet sein. Wie würde er’s wohl aufnehmen, wenn er herausfände, daß ich ihn liebe?«

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