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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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entlangzuwandern, hielt er einen Wagen an, half ihr einzusteigen und nahm ihr gegenüber Platz. Ohne Umschweife schnitt er das Thema an, das ihn am meisten interessierte. »Warum fürchtest du dich vor deinem Onkel?«
    »Weil er ein niederträchtiger Schurke ist.« Offenbar widerstrebte es ihr, nähere Erklärungen abzugeben, denn sie fragte fast im selben Atemzug. »Wann wirst du Boston verlassen?«
    »Mal sehen«, antwortete er ausweichend. Auf keinen Fall würde er abreisen, ehe er sich vergewissert hatte, daß seiner Frau keine Gefahr drohte. Und nur Gott wußte, wann das sein würde. So sehr es ihn auch in die Berge zog - der Gedanke, sich von Taylor zu trennen, drehte ihm den Magen um. Und die Wahrheit war nur allzu offensichtlich. Ohne sie wollte er nirgendwohin gehen. Sofort versuchte er, diese Erkenntnis zu verdrängen. Er war noch nicht bereit, das Unvermeidliche zu akzeptieren.
    Was ist nur in ihn gefahren, ärgerte sich Taylor. Wieder einmal warf er ihr einen finsteren Blick zu, der sie an seine Erklärung erinnerte, er würde lieber hängen, als mit ihr verheiratet zu bleiben. Diese Miene mißfiel ihr gründlich. Sie wäre nicht erstaunt gewesen, hätte er wie ein Bär zu brummen begonnen. Diese Überlegung führte zu einer anderen Frage: »Gibt es Bären in Montana?«
    Wie kam sie nur darauf? »Ja.«
    »Das dachte ich mir, aber ich wollte sichergehen. Welche Bärenarten sind am meisten vertreten?«
    »Die schwarzen und braunen.«’
    »Gibt es keine Grizzlys?«
    »Doch.«
    »Die sind schrecklich klug.«
    »Tatsächlich?«
    Taylor nickte. »Angeblich machen sie Jagd auf ihre Jäger und pirschen sich ganz verstohlen an sie heran. Und sie sind auch bösartig. Daniel Boone tötete ein gutes Dutzend, bevor er zehn Jahre alt war.«
    O Gott, war sie naiv! »Tatsächlich?«
    »Jedesmal, wenn du >tatsächlich< sagst, klingt das so, als würdest du mir kein Wort glauben. Stimmt das, Lucas?«
    Er machte sich nicht die Mühe, eine Antwort zu geben. Die Droschke hielt vor dem Hotel. Er half ihr heraus, bezahlte den Fahrer, dann packte er ihre Hand und zog sie in die Halle.
    »Ich bin durchaus imstande, allein unser Zimmer aufzusuchen, Lucas«, protestierte sie. »Laß mich los!«
    »Wo immer du auch auftauchst, lockst du Menschenmassen an«, erwiderte er und zerrte sie mit sich.
    »Du bist hier überaus populär, nicht ich.«
    Auf der Treppe nahm er immer zwei Stufen auf einmal, und Taylor war völlig außer Atem, als sie das dritte Stockwerk erreichten. Während er vor dem Zimmer den Schlüssel aus der Tasche nahm und die Tür aufsperrte, lehnte sie kraftlos an der Wand. Eine Strähne hatte sich aus ihrem strengen Haarknoten gelöst und kräuselte sich vor dem Ohr. Ihre Wangen waren leicht gerötet.
    Taylor wußte nicht, wie bezaubernd sie aussah, aber ihrem Mann entging es nicht. Behutsam strich er ihre widerspenstige Haarsträhne nach hinten. Ein Schauer überlief Taylor, und sie mußte sich zwingen, ihre Wange nicht in seine Hand zu schmiegen.
    »Wahrscheinlich komme ich erst sehr spät zurück«, bemerkte er. »Warte nicht auf mich.«
    »Ich werde den Abend in Victorias Zimmer verbringen.« Natürlich war das eine Lüge, aber da sie nicht wußte, wie lange der Besuch bei Mrs Bartlesmith dauern würde, wollte sie nichts riskieren. Auf keinen Fall durfte Lucas nach ihr suchen. »Sie möchte einige Dinge mit mir besprechen. Vielleicht bleibe ich bis nach Mitternacht bei ihr.«
    Lucas achtete kaum auf ihre Worte, starrte ihren Mund an und wollte sie küssen. Während sie immer noch nach Luft rang, neigte er sich herab. Instinktiv legte sie den Kopf in den Nacken. Ihre Lippen waren nur wenige Zentimeter von seinen entfernt.
    Irgendwo weiter unten am Korridor fiel eine Tür ins Schloß. Das Gelächter eines Mannes ertönte, eine Frau stimmte ein. Der Bann war gebrochen.
    Plötzlich merkte Taylor, wo sie sich befand und was sie tat. Wie undamenhaft! Hastig schob sie Lucas beiseite und rannte ins Zimmer. »Auf Wiedersehen!« rief sie über die Schulter und warf die Tür zu.
    Nicht zu fassen, was soeben geschehen war ... Sie hatte ihm wirklich und wahrhaftig die Tür vor der Nase zugeschlagen. Und warum zum Teufel war sie feuerrot geworden?
    »Frauen«, murmelte er vor sich hin. Was ging bloß in ihren Köpfen vor? Er eilte den Flur entlang, aber auf dem Treppenabsatz blieb er stehen.
    Soeben war Taylor in einen Sessel gesunken, als es an der Tür klopfte. Im Glauben, Victoria wollte sie besuchen, sprang sie auf und

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