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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Natur. Trotz der »Einfach nur Freunde«-Beziehung, die sie aufgebaut hatten, waren Bastiens wahren Gefühle für Imogen manchmal noch erkennbar, während Dimitri andererseits keine Gelegenheit ausließ, sie wissen zu lassen, dass sie irgendwann zwangsläufig seinem Charme erliegen würde.
    »Imogen«, fuhr Bastien fort, »du weißt ja Bescheid – mousseuse de sardines, fleur d’écrevisse, courgette niçoise à ma façon … ça va aller, oui?«
    »Oui. Merci, Chef.«
    »War mir ein Vergnügen«, antwortete Bastien, ehe er davonging, um Manu, Pierrot und Régis vor dem Dienst noch ein paar aufmunternde Worte zu sagen.
    Obwohl Bastien es nicht erwähnt hatte, wusste Imogen sehr gut, dass man von ihr erwartete, neben ihren neuen, kreativeren Aufgaben auch ihren alten Aushilfe-Pflichten nachzukommen. Doch es war keine Zeit, sich deswegen den Kopf zu zerbrechen. Fang einfach an, dachte sie. Um sie herum war die Küche ein wüstes Gewimmel hektisch umherhastender Leiber, gebrüllter Anweisungen und um klappernde Pfannen herum auflodernder Flammenwände. Inmitten dieses Chaos erinnerte sie sich mit einer Art visionärer Deutlichkeit an die Flasche mit dem goldenen Parfum auf ihrem Nachttisch, und ein belebender Energieschwall durchflutete sie.
    Gut. Nutze das. Es war ganz simpel: einfach dafür sorgen, dass jedes Gericht am Ende ebenso vollendet ist wie dieser Duft. Hätte sie innegehalten, um es sich bildlich vorzustellen, so hätte sie das, was während des Kochens in ihrem Verstand ablief, mit denselben Begriffen erklärt wie jenes halluzinatorische Telefonzentralen-Gefühl, das mit dem ersten Kuss auf Bunnys Party einhergegangen war: Imaginäre Hände hantierten mit übermenschlicher Geschwindigkeit und sorgten dafür, dass sämtliche Verbindungen gleichzeitig hergestellt wurden, hypereffizient, ohne einen Augenblick des Zögerns oder der Untätigkeit.
    Spargel – erledigt, Sardinenfilets – erledigt, Klößchen in den Topf – erledigt, dachte sie und ließ den Blick über ihr entstehendes Werk wandern, während sie Kartoffelschalen in einen Eimer fegte. Dann begannen purpurfarbene rote Beete zu abstrakten Mustern zu erblühen, während Zucchini-Blüten, die gelben Blätter noch fest über ihrer nach Anchovis duftenden Füllung geschlossen, aus dem heißen Ölbad hüpften. Teller um Teller fügte sich zu einem Ganzen, kaleidoskopische Farben und Formen harmonierten perfekt miteinander. Obgleich sie auf Bastien und Larissa lauschte, die Bestellungen riefen, blockte Imogen alles ab, bis nach zwei Stunden Dimitris Stimme sehr deutlich sagte: »Schon gut, schon gut, schon gut. Ich weiß, wann ich aufhören muss.«
    »Was denn?«, schnappte sie, ohne aufzublicken. Jetzt, wo sie endlich den Bogen raushatte, ihre blonden Zucchiniblüten mit einem kunstvollen, eleganten Spritzer Basilikumöl zu vollenden, hatte sie nicht die Absicht, Mist zu bauen. Sie war, wie Cheyenne es vielleicht ausgedrückt hätte, voll drauf.
    Dimitri brach in Gelächter aus. Da sie fürs Erste mit Anrichten fertig war, sah Imogen ihn an.
    »Weißt du, wie das ist?« Er verschränkte die Arme und lächelte sie ohne jede Feindseligkeit an.
    »Nein. Wie ist das?«, fragte Imogen trocken und räumte ihren Posten auf, bevor die nächste Bestellung hereinkam.
    »Wie in den Spiegel schauen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich stehe schon seit einer Ewigkeit hier und piesacke dich, Imogen. Ich war echt unheimlich kreativ, hab alles Mögliche versucht. Bemerkungen über deine Technik, über die Präsentation, sogar über deinen Körper. Aber du hast auf nichts reagiert.«
    »Tut mir leid, aber ehrlich gesagt habe ich dich gar nicht gehört«, antwortete Imogen. Sie richtete sich auf und schenkte ihm ein schiefes Lächeln.
    Dimitri nickte und lächelte zurück. Dann kam er um den Tresen herum und umarmte sie kurz. »Du bist gut«, sagte er, als er sie losließ. »Nicht so gut wie ich, versteht sich, aber ziemlich gut. Ich bin stolz auf dich.«
    »Danke. Heißt das, wir sind Freunde?«
    »Du weißt doch sehr gut, dass Männer und Frauen keine Freunde sein können«, wehrte Dimitri entschieden ab. »Aber wenn du möchtest, nennen wir’s eben so.«
    »Okay. Also … kann ich mir mal deine Messer ausleihen?«
    »Übertreib’s nicht.«

44
    Imogen saß im goldenen Sand, die Arme um die Knie geschlungen, und schaute aufs Meer hinaus. Sie hatte eine Weile mit ihren Gedanken allein sein wollen, bevor sie sich im Boustifaille zum Dienst meldete, und war zu einer

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