Prinz für die Köchin
gefragt und wartete jetzt auf ihre Antwort.
»Verzeihung, was?«
»Ich habe gesagt: ›Willkommen im Universum von Cheyenne, kleine Meerjungfrau.‹« Er malte mit seinem Leuchtstab blitzschnelle Achten in die Luft.
»Danke«, antwortete Imogen trocken. »Übrigens, warum nennst du mich eigentlich so?«
Der DJ lehnte sich zurück und lächelte sie an. »Die erste Zeit warst du immer so still, wenn ich dich gesehen habe, hier und im La Sirène. Und ich dachte, sie ist wie dieses Mädchen in dem Märchen, weißt du?«
Imogen, die das Märchen von der kleinen Meerjungfrau als Kind heiß und innig geliebt hatte und sich gut daran erinnerte, hatte noch immer Mühe, eine Verbindung zu erkennen. »Inwiefern?«, fragte sie geduldig.
»Die kleine Meerjungfrau möchte doch gern Beine haben statt eines Fischschwanzes, nicht?«, erwiderte Cheyenne und kniff die Augen zusammen. »Weil sie in diesen Prinzen da verliebt ist? Also geht sie zu einer Hexe, und die Hexe verpasst ihr Beine, aber dafür schneidet sie ihr die Zunge ab. Ich meine, wow! « Er schüttelte staunend den Kopf, dann fuhr er lächelnd fort: »Deswegen hast du mich an sie erinnert, weil du nie ein Wort gesagt hast. Und außerdem hast du große traurige Augen, genau wie sie.«
»Große traurige Augen?«, fragte Imogen peinlich berührt. »Wirklich?«
Cheyenne ergriff ihre Hand und drückte sie freundlich. »Ah ouais, tu avais le blues. Aber jetzt ist der Blues weg, glaube ich – wuuusch!« Er zeichnete mit seinem Leuchtstab eine Aufwärts-Arabeske. »Hab ich recht?«
»Vielleicht«, gestand Imogen und lächelte ein bisschen
»Du erinnerst mich immer noch an eine Meerjungfrau, doch jetzt siehst du aus, als ob du Spaß hast. Diese Gegend hier, das tut dir gut. Du bist geküsst worden …«
Imogen fuhr ganz leicht zusammen.
»… und zwar von der Sonne«, beendete Cheyenne seinen Vortrag, ehe er ein wenig näher an sie heranrückte. »Und ich hoffe, es liegt auch ein kleines bisschen an mir, dass du besser drauf bist.«
Wie vom Donner gerührt starrte Imogen ihn an. War dies das Geständnis, auf das sie gewartet hatte? »Ich weiß nicht«, erwiderte sie vorsichtig. »Was glaubst du ?«
»Ah, voilà«, sagte Cheyenne mit ausholender Geste, als ihnen eine Kellnerin eine Flasche Champagner brachte. Er lächelte die junge Frau strahlend an, die das Lächeln erwiderte. Imogen wartete nervös, während er einschenkte, dann stieß sie mit ihm an.
»Das ist doch super, hein? Wir beide, endlich vereint.«
»Mmm. Aber ich dachte, du und Larissa …«
»Oh nein. Larissa ist der Hammer, aber sie liebt jemand anderen.«
»Wirklich?«, fragte Imogen fasziniert. »Wen denn?«
»Darf ich nicht sagen«, antwortete Cheyenne und schüttelte den Kopf. »Es ist ja so was von traurig. Da hat er sie genau vor der Nase und hat sie noch nicht mal bemerkt. Jedenfalls, ich habe mir alle Mühe gegeben, sie abzulenken, aber es hat nicht geklappt! Also gehöre ich ganz dir! Steig in die Limousine deines Lebens, entspann dich und genieß die Fahrt.«
»Ja«, sagte Imogen und meinte eigentlich Nein! »Was das betrifft, da gibt’s ein paar Sachen, die ich dich fragen muss.«
»Oh, klar. Was willst du denn wissen?«
Imogen zwang sich, ihn direkt anzusehen. Cheyenne zwinkerte ihr zu, während seine Finger den Popsong mittrommelten, der gerade lief – ein Klimperstück, das alle dazu aufrief, im tropischen Sonnenschein zu tanzen. Ganz kurz starrte Imogen das Federbüschel an, das im Kopftuch ihres Begleiters steckte. Die »Vertrottelter Frauenheld«-Nummer war heute Abend sehr präsent. Aber – nur um den Unglauben mal einen Moment lang außen vor zu lassen – wenn das nun tatsächlich bloß eine ausgeklügelte Tarnung für sein wahres Ich war? Wenn »Cheyenne« nun eine erfundene Figur war und sonst nichts? Wenn sie es recht bedachte, war das doch noch nicht einmal sein richtiger Name, oder?
»Okay.« Imogen stellte ihr Glas zur Seite. »Hör mal, äh, Stéphane.«
»Moment mal, wer ist denn Stéphane? Ich kenne keinen Stéphane«, wehrte er ab, und sein Leuchtstab tanzte heftig durch die Luft. »So nennt mich keiner, außer meiner Mutter.«
»Na gut, dann eben Cheyenne.« Imogen räusperte sich. »Weißt du, auf Bunnys Party …«
»Ah, la belle Américaine« , unterbrach Cheyenne sie schwärmerisch. »Wie geht’s ihr denn so?«
»Gut. Auf ihrer Party, hast du da …«
»Weißt du, an dem Abend wurde mir klar, dass du ein echt cooles Chick bist. Dieses Kleid, das
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