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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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kleinen felsigen Bucht ein Stück außerhalb des Ortes gefahren. Es war noch viel zu früh am Morgen für hartgesottene Sonnenanbeter, und die Temperatur, wenngleich mild für den Vorfrühling, würde dafür wohl auch nicht weit genug ansteigen. Es waren nur wenige Touristen in Saint-Jean-les-Cassis, allerdings würden die Leute aus dem Ort – jene Unverwüstlichen, die selbst im Januar schwimmen gingen – sicher später noch eintrudeln. Imogen hatte sich dieses Stück Strand auch deshalb ausgesucht, weil der schwierige Zugang – ein reizvoller, aber steiler Pfad aus unregelmäßigen, in den Felsen gehauenen Stufen – garantiert jeden abschrecken würde, der sofort am Wasser sein wollte.
    Sie saß schon seit einer ganzen Weile hier und hatte ein paarmal dem zwanghaften Verlangen nachgegeben, sich umzudrehen und die Straße hinaufzublicken, für den Fall, dass er wie durch ein Wunder dort stand. Doch alles, was sie bisher gesehen hatte, waren gelegentlich vorbeifahrende Autos gewesen.
    Irgendetwas in ihrem Inneren hatte sich verändert, war nach ihrer Schatzsuche in Grasse deutlich intensiver geworden. Die verschiedenen Sinneseindrücke, die sie auf Bunnys Party nur ganz kurz wahrgenommen hatte – wie er schmeckte, sein betörender Geruch (der Geruch süßer, warmer Haut in der Sonne), wie sich sein Gesicht anfühlte, wenn sie sich küssten, die Zärtlichkeit seiner Berührung –, waren während des Blackout-Zusammentreffens nur noch klarer geworden, und jetzt konnte sie sie nach Belieben heraufbeschwören. Anstatt langsam nachzulassen, pulsierte weiterhin ein Prickeln durch sie hindurch – wie eine beständige Unterströmung, die kaum von ihrem eigenen Herzschlag zu unterscheiden war.
    Ihre E-Mail-Kontakte waren zwar noch immer herausfordernd knapp im Telegrammstil gehalten und Lichtjahre vom »Wer bringt den Müll raus?«-Stadium alltäglicher Normalität entfernt, doch nichtsdestotrotz waren sie häufiger und vergleichsweise direkter geworden – fast so, als bekäme man hin und wieder einen Schmatzer auf die Wange.
    »Vielen Dank für das Geschenk«, hatte sie kurz nach ihrem Ausflug nach Grasse geschrieben.
    »Wo trägst du es?«
    »Überall«, hatte sie lächelnd zurückgetippt. »Wo es dir gefällt.«
    »Imogen, mir gefällt alles an dir. Übrigens, du fragst gar nicht mehr, wer ich bin. Ich bin neugierig – warum?«
    »Woher willst du wissen, dass ich es nicht rausgekriegt habe?«
    »Du bluffst.«
    »Vielleicht.«
    Jetzt, als sie am Strand saß, gestattete sie sich einen weiteren raschen Blick zur Straße. Immer noch nichts. Es war albern, enttäuscht zu sein. Und doch hatte sie seit damals in Grasse fast ständig das Gefühl – ein sinnliches, berauschendes und ein ganz klein wenig beängstigendes Gefühl –, dass er irgendwo war, überall, nur eben außer Sicht. Er kam immer näher, dessen war sie sich sicher. Und bald, sehr bald, würde sie alles wissen.
    Imogen befand sich in einem Zustand wundervoller Ambivalenz. Natürlich wollte sie es wissen. Und sie konnte es in der Luft spüren, zwischen den Zeilen, das stumme Versprechen einer noch vollkommeneren, hemmungsloseren Umarmung – diesmal im Hellen. Sie sehnte sich danach. Gleichzeitig jedoch hatte sie es eigentlich nicht eilig, diese Geschichte mit ihrer gemächlichen Atmosphäre und ihren ungelösten Geheimnissen zu einem Schluss zu bringen.
    Sie stand auf, grub die Zehen in den Sand und zog sich das Kleid über den Kopf. Zeit fürs Schwimmen. Sie pfiff nach Monty, der hocherhobenen Hauptes angetrottet kam, sich neben die Habseligkeiten seiner Herrin setzte und sie streng bewachte. Dies war eine der Aufgaben, die ihm am meisten Freude machten.
    Das Wasser fühlte sich anfangs kalt an, also watete sie langsam voran, ließ das Meer höher an ihren Beinen hinauflecken, bis zu den Oberschenkeln. Sie spritzte ihre Schultern nass, hockte sich plötzlich hin und genoss das harsche Prickeln des Wassers auf der Kopfhaut, als sie untertauchte. Als sie wieder an die Oberfläche kam, kniff sie die Augen zusammen und betrachtete ein hölzernes Badefloß, das ungefähr hundert Meter vom Strand entfernt vertäut war. Vielleicht konnte sie ja dorthin- und wieder zurückschwimmen.
    Eine Weile vergaß sie alles, als sie auf das Floß zuhielt, nahm nur das Gefühl des Wassers auf ihrer Haut wahr, ihre eigene Schwerelosigkeit und wie blass ihre Gliedmaßen in der grünlichen See aussahen. Nachdem sie sich umgesehen hatte, ob auch keine anderen

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