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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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zugleich auch toll.«
    »Aber ehrlich, ganz tief in deinem Herzen«, bohrte Daphne mit einem mädchenhaften Grinsen nach, das sie wie siebzehn aussehen ließ, »du musst doch eine Ahnung haben. Was glaubst du, wer er ist? Sag schon.«
    »Na ja …«, antwortete Imogen und errötete hilflos, »da ist Bunnys Bruder Everett, allerdings ist das eigentlich eher Bunnys Theorie als meine.«
    »Dieser große, dunkelhaarige junge Mann? Oh ja, ich weiß – reizende Umgangsformen. Diese Amerikaner aus den Südstaaten verstehen wirklich etwas von Ritterlichkeit.«
    »Und … dann vielleicht auch ihr Cousin Amaury. Aber ich weiß wirklich nicht … weil, ich glaube, der ist möglicherweise in Bunny verliebt.«
    »Amaury d’Oussey?« Daphne zwinkerte ein wenig. »Ein charmanter junger Mann – so schöne Augen. Und auf seine Art auch eine recht gute Partie. Und was ist mit deinen Küchenkumpels, mit Bastien und Dimitri?«
    »Na ja, zuerst war ich ja überzeugt, dass es einer von den beiden sein müsste«, antwortete Imogen, »und dann habe ich gedacht, doch nicht, weil sich das Küssen so anders angefühlt hat. Aber jetzt …« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht.«
    »Nun, du wirst es bestimmt bald herausfinden, Liebes. Und dann«, fuhr Daphne ernst fort, »wirst du vielleicht aus meiner Erfahrung etwas lernen. Warte nicht zwölf Jahre. Wenn du ihn findest, halt ihn fest – ganz gleich, wer er ist.«
    Stunden später riss das Telefon Imogen aus dem Schlaf. Es war Bastien; er klang völlig verstört.
    »Boudin hat versucht, sich umzubringen«, kam er sofort zur Sache. »Hat den Kopf in den Ofen gesteckt. Zum Glück hat er es sich anscheinend auf halbem Weg doch noch mal überlegt. Er hat’s geschafft, vom Ofen wegzukriechen und mich anzurufen, bevor er ohnmächtig geworden ist. Es ist ein Wunder, dass er sich nicht in die Luft gesprengt hat.«

46
    Nachdem er nach einer Woche im Krankenhaus – wo bei dem Küchenchef ein akuter Erschöpfungszustand diagnostiziert worden war – mit Imogen und Bastien heimkehrte, hatte Michel Boudin sich zunächst dafür entschuldigt, dass er sich wie ein sentimentaler Idiot aufgeführt habe. Doch dann verkündete er mit Grabesstimme, dass sich an seiner misslichen Lage rein gar nichts geändert habe. Dies sei das Ende – das Ende aller Dinge. Alles, was er wolle, sei, in Ruhe gelassen zu werden, damit er im Dunkeln daliegen und dahinsiechen könne. Nein, er hätte keinen Hunger. Tatsächlich habe er nicht vor, jemals wieder etwas zu essen oder zu kochen. Und ebenso wenig würde das Boustifaille jemals wieder den Betrieb aufnehmen. Man könne es genauso gut gleich abreißen. Was Boudin selbst betraf, er sei une épave, ein Wrack, und man solle ihn einfach auf den Meeresgrund sinken lassen, wo er zu Fischfutter zerfallen würde – ein passendes Beispiel für poetische Gerechtigkeit.
    Daraufhin war er in die Küche geschlurft und hatte dort Daphne Blanding vorgefunden, die elegant auf einer Tischkante hockte und eine Zigarette rauchte. »Hallo, Michel«, hatte sie fröhlich gesagt. »Ich ziehe für eine Weile bei dir ein. Du hast doch bestimmt nichts dagegen, oder? Möchtest du ein bisschen Brathuhn? Es ist von Ponceau.«
    Von dort, wo sie auf der Türschwelle standen, hatten Imogen und Bastien Monsieur Boudins Gesichtsausdruck nicht sehen können, doch seine Ohren hatten ein wenig gezuckt – er lächelte.
    Nach der eiligen Schließung des Boustifaille hatte Imogen Daphne ihre Dienste angeboten. Es würde nicht schaden, hatte sie gedacht, ein bisschen Geld zu verdienen und ihre Backkünste zu festigen, während sie darauf wartete, dass das Restaurant wieder öffnete – denn unter Daphnes Einfluss hatte sich Michel Boudins apokalyptische Weltanschauung etwas abgeschwächt.
    Jetzt stand sie da und füllte unter den wachsamen Augen der Konditoreibesitzerin Reihe um Reihe von »Liebesbrunnen« aus Blätterteig mit vanillegesprenkelter crème pâtissière.
    »Ausgezeichnet«, lobte Daphne. »Du hast eine sehr ruhige Hand. Als Nächstes muss man sie mit einem Bunsenbrenner oben karamellisieren. Kriegst du das hin?«
    »Na klar. Immer her damit.«
    Daphne begutachtete Imogens selbstbewusste Handgriffe mit Wohlgefallen, ehe sie sich daran machte, goldene Brandteigkugeln anzustechen, die darauf warteten, in religieuses verwandelt zu werden.
    »Wie läuft’s übrigens so?«, fragte Imogen ihre Freundin. »Leisten Sie Monsieur Boudin noch immer Gesellschaft in seiner Villa?«
    »Ja«,

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