Prinz für die Köchin
antwortete die pâtissière knapp, während sie einen Behälter mit Schokoladenguss aus dem Kühlschrank nahm, »sozusagen«. Eine Pause entstand, während sie eine Tülle auf eine Spritztüte steckte, dann sagte sie: »Wir haben vor zu heiraten.«
»Daphne!«, juchzte Imogen und stürzte herbei, um sie zu umarmen. »Wann denn?«
»In einem Monat. Im Juni.«
»Oh, Sie weinen ja. Nicht doch! Sonst fange ich auch noch an.«
»Du findest das bestimmt lächerlich, so überstürzt zu heiraten«, meinte Daphne und tupfte sich die Augen ab.
»Also, überstürzt würde ich das nicht gerade nennen«, antwortete Imogen und lachte durch ihre Tränen.
»Oh, Imogen, wir sind doch so alt !«
»Ach, nein – überhaupt nicht! Ich freue mich wirklich unheimlich für Sie. Weiß Di es schon?«
»Noch nicht. Wir haben es erst heute Morgen beschlossen. Glaubst du, sie kommt zur Hochzeit? Mit dem Reisen hat sie es ja nie so gehabt.«
»Wir können sie bestimmt überreden – ich helfe Ihnen.«
»Ja, bitte. Und das ist noch nicht alles, Liebes. Ich brauche auch noch bei etwas anderem deine Hilfe. Michel geht es viel besser, aber mit dem Restaurant will er immer noch nichts zu tun haben. Ich musste die Aufsicht über die Reparaturarbeiten übernehmen.«
Imogen nickte.
»Komm mit«, sagte Daphne und zog sich die Schürze über den Kopf. »Die Bauarbeiter sind jetzt bestimmt schon weg, und wir haben das ganze Restaurant für uns.«
»Also, ich weiß wirklich nicht recht«, sagte Michel Boudin am nächsten Tag, während er sich widerstrebend von Imogen und Daphne in den Speisesaal des Boustifaille führen ließ und dabei die Augen fest geschlossen hielt.
Eins ist sicher, dachte Imogen, wenn er die Augen aufmacht, fällt er aus allen Wolken. Sie war wirklich nicht sehr zuversichtlich, ungeachtet Daphnes Beteuerungen, dass er der Typ sei, der Überraschungen schätzte.
Im Restaurant herrschte ein grauenvolles Durcheinander – selbstverständlich ein notwendiges Übel. Um an die kaputten Leitungen heranzukommen, hatten die Bauarbeiter die Wände aufstemmen müssen. Eine große Plane schottete den gesamten Raum ab. Es sah ziemlich wüst aus.
»Kann ich jetzt die Augen aufmachen?«
»Ja, Michel«, antwortete Daphne. »Aber erwarte nicht zu viel. Es ist immer noch eine Art … unbeschriebenes Blatt.«
Boudin sah sich im Saal um und seufzte verzweifelt. »Das ist ja furchtbar«, meinte er kopfschüttelnd.
»Also, Chef« , sagte Imogen tapfer und hakte sich bei ihm unter – eine Geste, die fast ebenso beängstigend war, als lege man den Kopf in den Rachen eines Löwen. »Wir haben eine Überraschung für Sie.«
»Ach ja?«, grollte Michel Boudin, und sein ganzes Wesen strahlte plötzlich eine unbestimmte Bedrohung aus.
Zeig keine Angst, dachte Imogen. Sie löste ihren Arm, so natürlich sie konnte, aus seinem und zwang sich, ihm weiter in die Augen zu sehen. »Ich weiß, Sie haben sich noch keine großen Gedanken über die Zukunft des Restaurants gemacht«, setzte sie vorsichtig an, »aber Daphne und ich, wir haben uns gefragt, was für eine Inneneinrichtung Ihnen wohl vorschwebt.«
Michel Boudin war verwirrt. »Inneneinrichtung? Was spielt das für eine Rolle? Das hier ist ein Restaurant. Oder es war früher mal eins.«
»Lass uns einfach mal einen Vorschlag machen«, warf Daphne fröhlich ein. »Nur zum Spaß.«
Michel Boudin sah seine Verlobte an, und seine Miene wurde merklich weicher.
»Zum Beispiel«, nahm Imogen den Faden wieder auf, wobei ihr klar war, dass sie sich hier in einem Minenfeld befand, »wollten Sie so etwas wie das, was Sie hier vorher hatten? Sie wissen schon … den dunklen Teppich an den Wänden und all die … äh … Kunstwerke?«
»Oh, nein, nein. Das würde mich nur daran erinnern, wie deprimiert ich früher im Boustifaille war. Und jetzt bin ich nicht deprimiert. Denn jetzt«, brüllte er beglückt, » heirate ich!«
»Jawohl«, bestätigte Daphne und umarmte ihn. »Michel, mein Schatz, weißt du noch, wie wir uns damals zum ersten Mal begegnet sind, vor all den Jahren?«
»Natürlich, chérie. Als wäre es gestern gewesen.«
»Also, ich glaube, ich habe das Restaurant vor der Eröffnung nicht gesehen, aber irgendwann muss es doch so ausgesehen haben wie jetzt – unfertig.«
»Das ist wahr, Daphne. Es hat genauso ausgesehen wie das hier …«, antwortete Michel Boudin nachdenklich. »Bevor ich diesen Riesenfehler gemacht habe.«
»Was denn für einen Fehler?«, erkundigte sich Imogen
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