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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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schüttelte es: zwei Postkarten fielen heraus. Sie legte sie Seite an Seite auf den Couchtisch und starrte sie an. Selbst durch den Schleier vor ihren Augen konnte sie genau sehen, um was es sich handelte – Reproduktionen von Fragonards Der heimliche Kuss und von Doisneaus Kuss vor dem Rathaus.
    Everett kam wieder herein. »Entschuldige«, sagte er fröhlich, ehe er sich über die Sofalehne schwang und sich wieder zu ihr gesellte. Erst als er neben Monty landete, sah er, was auf dem Tisch lag. Mit laut pochendem Herzen drehte Imogen sich zu ihm um und sah fasziniert, wie eine ganz leichte Röte über sein gut geschnittenes Gesicht zog.
    »Äh. Hör zu, Imogen«, setzte er an und biss sich auf die Lippe.
    »Monty! Runter!«, befahl sie, ehe sie vorschnellte und die Arme um Everetts Hals schlang. Nach einem Augenblick des Zögerns legte er die Hände auf ihre Schultern und drückte diese freundlich. »Imogen, Schatz, hör mir zu.«
    »Ja«, stieß sie hervor, das Gesicht gegen seine Schulter gepresst, während glückselige Verwirrung in ihrem Kopf tobte. »Ja, ich höre ja zu.«
    »Es tut mir leid, aber es ist nicht so, wie du denkst«, sagte Everett sanft. Mit einem Gefühl, als hätte er sie soeben mit Eiswasser übergossen, wich sie zurück. »Die Sache ist so«, fuhr er behutsam fort, »ich weiß von den E-Mails, die du gekriegt hast, weil Bunny davon gesprochen hat. Aber ich habe sie nicht geschickt. Und wie diese Postkarten in meinen Reiseführer kommen … das kann ich nicht erklären.«
    »Dann warst du es also nicht?« Imogens Nase kündete juckend unmittelbar bevorstehende Tränen an, aber sie würde nicht heulen.
    »Nein. Es tut mir leid.«
    »Beweise es.«
    »Das ist logisch gesehen unmöglich, das weißt du doch«, wandte Everett vernünftig ein und strich ihr übers Haar, um sie zu beruhigen, denn er hatte die Mischung aus Verlegenheit und Wut in ihren Augen gesehen. »Man kann nichts beweisen, was man nicht getan hat.«
    »Ich wüsste schon wie. Du wirst mich küssen.«
    »Ach, Imogen.«
    »Jetzt gleich.«
    »Das ist keine gute Idee.«
    »Und ich sage, es ist eine gute Idee. Ich will es wissen, und ich will sicher sein.«
    »Das wird nichts bringen.«
    »Ach, komm! Tu’s doch einfach, Herrgott noch mal«, fuhr Imogen ihn gereizt an. »Mann oder Memme?«
    Daraufhin lachte Everett. Er drückte Daumen und Zeigefinger auf die Augenlider, dann brummte er halblaut: »Na, dann wohl Mann«, beugte sich zu ihr und küsste sie.
    Nach ungefähr einer Minute war es Imogen, die sich von ihm löste.
    »Falsch verbunden?«, wollte Everett wissen.
    »Ja«, gestand sie. »Everett, dürfte ich dich darum bitten, dass du niemandem …«
    »Selbstverständlich. Würde mir nicht im Traum einfallen.«
    »Danke.« Ein wenig reumütig lächelten sie einander an. »Also, wie erklärst du dann …« Sie deutete auf die Postkarten.
    »Ich weiß es nicht. Der Reiseführer liegt schon seit Wochen hier rum, seit wir von unserer Reise zurückgekommen sind.«
    »Aber die Postkarten waren noch nicht da drin, als ihr ihn benutzt habt?«
    »Nein.«
    »Also muss irgendjemand, der hier war, sie aus irgendeinem komischen Grund da reingeschoben haben.«
    »Ja, oder es hätte auch irgendwann zwischendrin passieren können. Wir sind nach der Reise nicht gleich wieder hierhergekommen, weißt du?«
    »Ach, ich bin so was von durcheinander«, jammerte Imogen.
    »Weißt du«, meinte Everett und sah sie mitfühlend an, »ich glaube, es wird darauf ankommen, dass du zur richtigen Zeit mit dem richtigen Menschen am richtigen Ort bist. Dann ergibt sich alles von selbst, du wirst sehen.«

53
    An diesem Abend saß Imogen an ihrem Computer, die Parfumflasche in der Hand und die Karte von Grasse sowie die Nachricht aus dem Boustifaille vor sich. Unverwandt starrte sie auf die Abbildungen von Der heimliche Kuss und Der Kuss vor dem Rathaus auf dem Bildschirm. Everett hatte recht, dachte sie, sie würde zur richtigen Zeit mit dem richtigen Menschen am richtigen Ort sein müssen. Anscheinend hatte sie an sämtliche verkehrte Türen geklopft und immer am falschen Ort gesucht. Jetzt wollte sie die Wahrheit wissen.
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm und klickte zum hundertsten Mal an diesem Abend den Posteingang an. Ein enttäuschendes elektronisches Boing! meldete Fehlanzeige.
    »Also«, sagte sie laut, »es hat ja wirklich Spaß gemacht, aber die Verwechslungskomödie hat jetzt lange genug

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