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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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machst du denn hier?«
    »Nun ja, Liebling, ich wollte wohl mal sehen, wo meine Tochter wohnt. Ist das so unverständlich? Deine Adresse habe ich allein herausgefunden. Clever, nicht wahr? Paul und ich haben einfach nur herumgefragt – anscheinend kennt dich jeder hier. Und Monty auch. Wir haben auch deine Freundin Daphne kennengelernt.« Wohlgefällig blickte Elsa sich um. »Und … das hier ist ganz und gar nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ein Zimmer über einer Buchhandlung … wirklich, Liebling, was für ein unkonventionelles Arrangement! Gefällt mir sehr.«
    »Na, das freut mich aber. Wo ist übrigens Paul?«
    »Er ist mit Gene etwas trinken gegangen, in einem Laden namens Die Sirene oder so ähnlich. Taktvoll von ihm – er will uns ein bisschen Zeit für Mutter-und-Tochter-Gespräche lassen. Das ist doch reizend von ihm, findest du nicht?«
    Es war verlockend, etwas Mitch-artiges zu erwidern, wie etwa »Mutter-und-Tochter-Gespräche, so’n Scheiß«, doch was brachte es schon, sauer zu werden? Stattdessen setzte Imogen sich und zog ihre schlammigen Gummistiefel aus.
    »Warst du wandern, Imogen? Im Regen?«
    »So etwas in der Art, ja.«
    »Wie zünftig du bist, Liebes«, bemerkte Elsa und rümpfte unbewusst die elegante Nase. »Und außerdem wollte ich mir dieses Restaurant ansehen, wo du arbeitest. Es scheint geschlossen zu sein, Paul meinte jedoch, es ist ungeheuer elegant und berühmt – überhaupt nicht schmuddelig und billig!«
    »Großer Gott, du bist so ein Snob«, seufzte Imogen müde.
    »Na schön, ich geb’s zu.« Ernst sah Elsa sie mit ihren großen, hellen Augen an. »Aber kannst du mir sagen, warum es so verkehrt ist zu wollen, dass meine Kinder von Schönheit –«
    »Wahrheit und Kreativität umgeben sind, ich weiß, ich weiß.«
    »Du machst dich ja vielleicht darüber lustig, Liebling«, sagte Elsa mit einem selbstzufriedenen kleinen Lächeln, »aber mir scheint, dass du auch auf der Suche danach warst – und dass du es hier gefunden hast.«
    Stumm starrte Imogen ihre Mutter an, dann brach sie in Gelächter aus. »Wahrscheinlich hast du recht«, gab sie zu, »allerdings …« Allerdings fehlt mir in Sachen Wahrheit immer noch ein ziemlich entscheidendes Detail, fügte sie im Stillen hinzu. Und das nur, weil ich im letzten Moment kalte Füße gekriegt habe.
    Während sie an ihrem Schreibtisch saß, um ihre Entschuldigungs-Mail zu verfassen, plapperte ihre Mutter munter weiter. Imogen achtete nicht besonders auf sie – sie versuchte, die richtigen Worte zu finden, um zu erklären, wieso sie letzten Endes vor ihm davongelaufen war, vor dem Mann, nach dem sie sich sehnte, der ihre Träume heimsuchte und der sich durchaus als ihre große Liebe erweisen könnte. Sie endete damit, dass sie ein neuerliches Treffen vorschlug, am folgenden Abend im La Sirène, und dann, gerade als sie auf »Senden« klickte, hörte sie Elsa etwas noch nie Dagewesenes sagen.
    »Ich bin ungeheuer stolz auf dich, Liebling.«
    Mit tellerrunden Augen fuhr Imogen herum. Ihre Mutter lächelte sie an.
    »Ich will ja gar nicht abstreiten, dass ich mich jahrelang gefragt habe, was ich bloß mit dir anstellen soll«, fuhr Elsa unbekümmert fort, »aber jetzt, wo ich hier bin, bin ich unheimlich beeindruckt. Du bist doch tatsächlich eine erfolgreiche Köchin geworden, in einem Edelrestaurant an der Riviera. Jede Familie braucht einen Rebellen – und jetzt haben wir auch einen. Gut gemacht, Schatz!«
    »Danke, Mum«, antwortete Imogen tief gerührt. Sie stand auf und setzte sich neben Elsa, die ihr die Arme entgegenstreckte. Imogen drückte die Stirn gegen die Schulter ihrer Mutter und sagte halblaut: »Es tut mir wirklich leid, dass ich dich angelogen habe.«
    »Ach, na ja …« Elsa tätschelte ihr die Wange. »Dann hast du eben ein bisschen gelogen. Du musstest ausbrechen. Das verstehe ich vollkommen. Ich weiß noch, wie es ist, jung zu sein, Liebes.« Strahlend lächelte sie ihre Tochter an. »Und so chic siehst du jetzt aus – ich erkenne dich kaum wieder. Eine richtige mediterrane jeune fille.«
    Beide lachten ein bisschen, dann sagte Imogen: »Mum, ich nehme schnell ein Bad. Warum holst du dir nicht einen Tee aus der Küche?«
    »Vielen Dank, Liebes«, erwiderte Elsa, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Nur Milch, bitte, keinen Zucker.«

56
    Als sie an diesem Abend im Bett saß und ein Buch über Marie-Antoine Carême las, einen Gastronom des 19. Jahrhunderts, schaute Imogen in regelmäßigen

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