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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Runde gebeugt. »Wenn das hier mein Restaurant wäre –«
    »Ist es aber nicht, oder?«, war Imogen ihm ins Wort gefallen. Seine Arroganz ärgerte sie.
    »Nein«, hatte er entgegnet und sie unverwandt angestarrt, »aber eins ist sicher: Ich schaue mich um, was es da draußen noch so gibt.«
    »Du suchst nach einem anderen Job?«, hatte Imogen empört und beeindruckt zugleich im Flüsterton hervorgestoßen. »Wirklich? Aber hier läuft doch alles prima.«
    »Das kommt darauf an, was du prima nennst. Boudin weiß nicht, was ich wert bin.« Und mit diesem weiteren Arroganzbeweis hatte Dimitri ihr den Rücken gekehrt.
    »Jedenfalls«, hatte Manu den Gesprächsfaden wieder aufgenommen und dabei Bastien angesehen, »wirkt sich das allmählich bei allen auf die Arbeitsmoral aus. Jean-Jacques arbeitet schon von Anfang an für Monsieur Boudin, und er sieht aus, als könnte er bald nicht mehr. Und schaut euch Larissa an. Bastien, weißt du noch, wie lustig sie immer war? Ein richtiger Sonnenschein. Jetzt lächelt sie kaum noch.«
    Bastien hatte mit ernstem Gesicht genickt und die neue stagiaire angesehen.
    »Das ist bestimmt nur ein kleiner Durchhänger.« Imogen hatte aufmunternd gelächelt. »Das wird wieder, ihr werdet schon sehen.«
    Manu hatte ihr einen herablassenden Blick zugeworfen und war zu seinem Posten gegangen.
    Imogen seufzte. All ihre Kollegen, selbst die freundlicheren, behandelten sie immer noch wie einen Grünschnabel, der nichts zu sagen hatte: eine gamine, ein kleines Mädchen, das keine Ahnung von der gehobenen französischen Küche haben konnte, erst recht nicht als Ausländerin. All das nervte gewaltig, und das Schlimmste dabei war, dass sie noch immer überhaupt nicht zum Kochen gekommen war. Es war wahnsinnig frustrierend.
    Wie gewohnt behielt Imogen diese Unzufriedenheit für sich und öffnete sich nur ein wenig, wenn sie mit Di telefonierte. »Natürlich ist es toll hier«, hatte sie zu ihrer Freundin gesagt, »aber ich komme nicht weiter. Ich weiß nicht, ob Monsieur Boudin überhaupt Verwendung für mich hat.«
    »Irgendwann zeigt Talent sich immer, Liebes«, hatte Di energisch erwidert. »Wenn du imstande bist, zu kochen wie ein Profi, dann wirst du es auch tun. Und sei nur nicht zu schüchtern – sag ihnen, dass du kochen kannst!«
    Bei alldem kam es zu einem großen Teil auf das nötige Selbstvertrauen an, begriff Imogen. Wäre sie doch bloß mehr wie Hildegard oder ihre Mutter. Oder sogar wie Thea! Obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie aus einer Familie parkettsicherer Selbstdarsteller kam, die alle wussten, wie man sich in den Vordergrund spielte, fiel es Imogen unglaublich schwer, sich durchzusetzen. Di hatte recht: Sie musste diesen Teil ihres Selbst freischalten. Aber wie?, fragte Imogen sich verzweifelt. Es war nicht leicht, sich zu ändern, nachdem man sich das ganze Leben lang zurückgehalten hatte.
    »Nun, Liebes, du bist jetzt nicht mehr zu Hause«, hatte ihre Freundin das Gespräch entschieden beendet. »Vergiss nicht, ich helfe gern dabei, hier alles zu regeln. Mach’s gut, Schatz. Oh, und bitte, ganz gleich, was du tust, mach dir bloß keine Gedanken wegen deiner Familie.«
    Tatsächlich war Imogen seit ihrer Abreise von ihren Geschwistern mit SMS und E-Mails überschüttet worden. Sie wollten wissen, wo ihre roten Socken waren, ob Heftpflaster im Haus sei oder wie man einen Filzstiftfleck wieder herausbekam. Vor Kurzem war Di eingeschritten, und die Anfrageflut war zu einem Rinnsal geschrumpft. Jetzt brauchte Imogen nur noch aufzuhören, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil sie nicht darauf antwortete – noch etwas, das eine grundlegende Änderung ihres Verhaltens erforderte.
    Das plötzliche elektronische Getöse aus dem alten Batman-Flipperautomaten ließ sie von ihrem Glas aufblicken. Dimitri hatte das Gerät mal wieder in Beschlag genommen und sonderte sich ab, während seine Kollegen alle zusammensaßen. Typisch. Mit dem Rücken zu den anderen stand er da, schmalhüftig, in schwarzer Jeans und schwarzem T-Shirt, das Haar schweißfeucht von der Küchenhitze. Imogen sah zu, wie sein Körper zuckte und er mit fast greifbarer Aggressivität die Seiten des Geräts mit den flachen Händen bearbeitete, um die umherflitzende Kugel anzutreiben. Dabei fluchte er leise vor sich hin, ganz allein in einer Welt roboterhafter Laute und blau-weißer blinkender Lämpchen. Und dann, als sie sich mit einiger Mühe abwandte, fragte sie sich wieder einmal, warum sie den Anblick

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