Prinz für die Köchin
im Auto schlafe.«
»Ich habe es aber bemerkt«, sagte Mitch. »Ich habe Sie im Auto schlafen sehen, also bin ich los und habe die Herrin aller Dinge geholt.«
»Imogen, das geht doch nicht, dass du auf der Straße schläfst! Was soll denn das? Du hättest mir sagen sollen, dass es ein Problem mit deinem Zimmer gibt.«
»Ich wollte nicht rumjammern«, erwiderte Imogen beschämt. »Es war so nett von Ihnen, mir diesen Job zu besorgen, und …«
»Unfug«, wehrte Daphne ab und klang haargenau wie ihre Schwester. »Man kann über Dinge jammern, und man kann sie ganz einfach praktisch angehen. Wenn du ordentliche Arbeit machen sollst, musst du vernünftig schlafen können.«
»Und das heißt nicht im Auto, Sie kleine Stadtstreicherin«, warf Mitch mit gespielter Strenge ein.
Imogen nickte reumütig.
»Also, Imogen«, meinte Daphne, »ich kann dir mein Schlafsofa anbieten, aber ich muss dazu sagen, dass das unmöglich auf Dauer geht.«
Imogen seufzte. »Selbstverständlich.« Daphnes hübsche Wohnung hatte ungefähr die Größe eines Taschentuchs.
»Sagen Sie, sind Sie Dichterin?«, erkundigte sich Mitch unverhofft.
»Äh, nein«, antwortete Imogen verdattert. »Nur Köchin.«
»Sagen Sie mal …«, sagte er, nachdem er sich nachdenklich den schmalen Schnurrbart gestrichen hatte. »Haben Sie je einen Roman geschrieben oder vielleicht ein Theaterstück? Oder … ein politisches Pamphlet?«
Daphne lächelte. »Mitch hat ein Zimmer über der Buchhandlung«, erklärte sie. »Für Gastschriftsteller.«
»Eine Zuflucht für Schriftsteller, die auf der Durchreise zufällig hier vorbeikommen. Ich nehme nichts dafür. Dort wären Sie gut aufgehoben. Nicht so wie hier. Hört sich das gut an?«
Imogen starrte ihn an. Die Möglichkeit, ihrer lauten, übelriechenden Zelle zu entfliehen, war außerordentlich reizvoll. »Äh, ja, schon«, gab sie zu.
»Aber wenn Sie nicht schreiben, also, ich weiß nicht. Ein paar Regeln muss ich doch haben,« fuhr Mitch fort und verschränkte die Arme. Imogen gähnte. Sie war schrecklich müde, und allmählich klang das alles ein bisschen kompliziert.
»Ich hab’s«, verkündete Daphne forsch. »Warum nehmen Sie sie nicht als angehende Kochbuch-Autorin auf? Du schreibst dir doch Rezepte auf, Liebes, nicht wahr?«
»Ja, manchmal, ich –«
»Genau. Mitch? Würde das Ihren anspruchsvollen Kriterien genügen?«
»Denke schon«, meinte Mitch achselzuckend.
»Dann ist das also geregelt«, verkündete Daphne und nahm Imogen am Arm. »Danke, Mitch, Sie sind ein Schatz. Sag Vielen Dank, Imogen.«
»Vielen Dank«, wiederholte Imogen. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie mich aufnehmen.«
Mitch knirschte theatralisch mit den Zähnen. »Schon okay.«
»Nein, wirklich, ich –«
»Lassen Sie’s gut sein, ja? Ich hab’s nicht so mit solchem sentimentalen Kram. Auch nach jahrelanger Therapie nicht. Na schön – dann wollen wir mal Ihren Hausstand rüberschaffen«, meinte er, an Imogen gewandt. Dann betrachtete er Monty, lächelte und fügte hinzu: »Und Ihren Wauwau auch.«
10
»Ein altes Ehepaar und sein verblüffend haariger Sohn – genau das sind wir«, verkündete Mitch, ohne sich umzudrehen, als Imogen und Monty zum Frühstück in die Küche kamen. Sie wohnten jetzt seit zwei Wochen bei ihm. »Mr. und Mrs. Smith – oder wollte ich eigentlich S’Mitch sagen?«
»Guten Morgen«, sagte Imogen lächelnd zu seinem in einen Paisley-Morgenmantel gehüllten Rücken.
»Dito.«
Während sie den Brotkasten öffnete und ihm einen Laib Rosinenbrot in die wartende Hand drückte, griff er wortlos über ihren Kopf hinweg nach den Rice Krispies, die sie brauchte. Nach einer anfänglichen Orgie hatte Imogen festgestellt, dass sie Croissants, so sehr sie sie auch liebte, einfach nicht jeden Tag essen konnte. Also hatte sie beschlossen, wie die meisten Franzosen auf Cornflakes oder Ähnliches umzusteigen. Sie gab Monty einen Hundekuchen und trat automatisch einen Schritt zurück, um Mitch an die elektrische Saftpresse zu lassen. Während er genug Orangen für einen gigantischen Safthumpen (für sich selbst) und ein normales Glas (für sie) auspresste, deckte sie den Tisch und holte zwei Joghurts aus dem Kühlschrank. Woraufhin sie Seite an Seite Platz nahmen und zu essen begannen.
Imogen und Monty hatten sich mittlerweile in der Buchhandlung häuslich eingerichtet. Ihr Zimmer war groß und luftig und mit Büchern an den Wänden sowie einem alten Rollpult und einem opulenten
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