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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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anzugeben – das war nicht nötig. Inzwischen hatte Imogen Gelegenheit gehabt, die Schwarzweißfotos zu betrachten, die in der Buchhandlung hingen, und hatte einen schlaksigen, verwegenen Mitch im Ringelpullover darauf entdeckt, der auf Segelbooten oder irgendwelchen Terrassen saß – und zwar in umwerfend glamouröser Gesellschaft, zu der zum Beispiel Gary Cooper und Picasso gehörten oder Brigitte Bardot und Sophia Loren.
    »Und dann, weißt du, ist er – mein Freund – gestorben.«
    »Wirklich?«, hatte Imogen erschrocken gefragt. »Das ist ja schrecklich. Tut mir leid.«
    Mitch hatte weggeschaut und ihre Worte mit einem energischen Kopfschütteln abgetan. » Shit happens. Aber ich bin hiergeblieben. Damals hab ich mich für einen Beat-Poeten gehalten und angefangen, Bücher zu kaufen. Außerdem hatte mein Freund mir seine Bibliothek hinterlassen, also hatte ich ziemlich bald eine ganz schöne Sammlung. Dann habe ich den Laden gekauft – hab zuerst nur Taschenbücher verkauft und dann das Sortiment erweitert, aber der Name ist irgendwie hängen geblieben. Ich habe mich wieder mit jemandem zusammengetan und war wohl das, was man … glücklich nennen würde. Doch dann, ich weiß auch nicht, ich konnte nicht anders, und ich hab einfach …« Seine Miene hatte sich verdüstert, er war verstummt und hatte die Wand über Imogens Kopf angestarrt.
    Seit er ihre Vorliebe für Georgette Heyer entdeckt hatte, hatte Mitch sich unverhohlen vernichtend über Imogens Literaturgeschmack geäußert, und sie hatte das auf seine sehr viel höhere Bildung geschoben – er schien fast nichts anderes zu lesen als obskure Gedichte und politische Biografien. Jetzt jedoch dämmerte ihr, dass seine pauschale Verweigerungshaltung Liebesgeschichten gegenüber vielleicht mit seiner schwierigen privaten Vergangenheit zusammenhing.
    Nach seinen Eröffnungen hatte Mitch schließlich wieder Imogen angesehen. Er hatte gelächelt und selbstbewusst verkündet: »Und danach habe ich dann meine Froschkönigin-Seite entdeckt.«
    »Was ist denn eine Froschkönigin?«, hatte sie sich neugierig erkundigt.
    »Na ja …«, hatte Mitch geantwortet und sich den Schnurrbart gestrichen, »… das ist ein Mann, der die Gesellschaft anderer Männer schätzt, besonders wenn es Franzosen sind … Wassnlos?«, hatte er mit unverkennbar New Yorker Zungenschlag gefragt.
    »Oh, gar nichts ist los!« Imogen hatte sehr genau gewusst, dass sie knallrot geworden war. Doch sie hatte Mitch gegenüber nicht zugeben wollen, dass sie sich bei Gesprächen über Sex immer ein wenig unbehaglich fühlte. Vielleicht weil das Ganze für sie noch immer eine Art Buch mit sieben Siegeln war.
    Mitch hatte die Brauen wie zwei Zirkumflexe hochgezogen. Und dann hatte er mit einem beängstigenden Instinkt dafür, genau das Thema auszusuchen, das sie am dringendsten meiden wollte, angefangen, sie über ihr Liebesleben auszuquetschen. Viel gab es da nicht zu erzählen: In der Schule war sie die Unsichtbare gewesen und hatte es auf eine beachtliche Anzahl unerwiderter Schwärmereien für unerreichbar tolle Jungen gebracht. Die sehr wenigen Beziehungen, die sie tatsächlich gehabt hatte, waren von einem deutlichen Mangel an Enthusiasmus auf beiden Seiten geprägt gewesen. Die längste war die mit Benji gewesen, einem leicht übergewichtigen, einsilbigen Spätstudenten, der an den Wochenenden im Feinkostladen ihres Viertels arbeitete. Und später dann Phil, ein wohlmeinender, aber unrettbar langweiliger Bibliothekar, den sie durch ihre Freundin Jo kennengelernt hatte. Der Sex war gelinde gesagt farblos gewesen. Wenigstens hatten Benji und Phil ihre Kochkünste geschätzt, doch das hatte nicht ausgereicht, um zu verhindern, dass beide Beziehungen sich nach ein paar Monaten totgelaufen hatten.
    Die Wahrheit war, dass Kochen ihr stets sehr viel mehr Befriedigung verschafft hatte als irgendwelche Männer. Bei Essen wusste man wenigstens, woran man war – es war auf tröstliche Weise real. Romantik war in Büchern ja ganz schön, wenn man dergleichen jedoch selbst erlebte, stellte sich nur allzu oft heraus, dass sie voller trügerischer Illusionen war – eine Tatsache, die durch die Geschichte mit Adrian nachhaltig belegt worden war, und je weniger darüber gesagt wurde, desto besser.
    »Im Augenblick bin ich Single«, hatte sie Mitchs Fragen knapp beantwortet. »Das ist alles.«
    Mitch betrachtete sie mitfühlend. Als schwuler Mann eines gewissen Alters erkannte er Tarnung auf den

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