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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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ersten Blick. Es war offenkundig, dass Imogen ein reizendes Mädchen mit null sexuellem Selbstbewusstsein war, das sich alle Mühe gab, hinter den grauenvollsten Klamotten zu verschwinden, die er seit langem zu Gesicht bekommen hatte. Aber irgendetwas hatte dieses Mädchen an sich, etwas, das entfesselt werden wollte, jedoch nicht recht wusste, wie. Zumindest jetzt noch nicht. Auch das erkannte er.
    Als sie an diesem Morgen ihre Rice Krispies aß, merkte Imogen, dass Mitch missbilligend in ihre Richtung starrte.
    »Was ist denn los?«
    » Irgendjemand muss hier mal geschoren werden. Und zwar bald. Weißt du, was ich meine?«
    Imogen wäre am liebsten im Boden versunken. Sie hatte es mit dem Beinerasieren nie besonders genau genommen – na und? Und wie konnte Mitch das durch den Tisch hindurch überhaupt bemerkt haben?
    »Hast du etwa einen Röntgenblick wie Superman?«, wollte sie wissen.
    »Was? Ach, du doch nicht, du kleiner Hohlkopf. Ich meine ihn. «
    Imogen sah Monty an, der durch üppige, buschige Augenbrauen zurückblinzelte.
    »Es gibt da einen kleinen Hundesalon, heißt ›Bonjour les Toutous‹ «, verfolgte Mitch sein Anliegen zwischen kleinen Schlucken Kaffee weiter. »Übersetzt heißt das wohl ›Hello Doggy‹ oder so was. Jedenfalls, die Besitzerin heißt Faustina. Sie ist super – eine Sahneschnitte im Taschenformat. Kommt aus Korsika, wie Bonaparte, und Mann, das merkt man vielleicht! Geh zu ihr – sie kennt sich mit Hunden aus.«

11
    Obwohl sie inzwischen mit einer ganzen Menge Hundebesitzer aus dem Ort Lächel- und Nickbekanntschaft geschlossen hatte, kam sich Imogen unter ihnen in einem wesentlichem Punkt noch immer vor wie eine Außenseiterin. Die Hunde von Saint-Jean wurden nicht aus-, sondern vor geführt, und noch hatte sie nicht ein einziges struppiges Exemplar gesehen. Die Hunde von Saint-Jean begannen den Tag damit, dass sie geschäftig neben ihren ranken, schlanken Frauchen hertrabten, die vor dem Frühstück auf der Promenade joggten, wenn der Himmel über dem Meer noch fahl war. Sie beendeten ihn als Vollmitglieder der Cocktail-Crew, in den Schein der Neonleuchten gebadet und oft von einem kecken Halstuch geziert, das farblich zu den blanken pastellfarbenen Harley-Davidsons ihrer Herrchen passte. Imogen dagegen führte Monty nur aus, um ihm Bewegung zu verschaffen.
    Nun, vielleicht war es wirklich an der Zeit, dass dem Scotchterrier eine Côte d’Azur-Generalüberholung zuteilwurde. Was seine Besitzerin betraf, redete sich Imogen entschlossen ein, konnte hingegen alles getrost beim Alten bleiben.
    Was nicht heißen sollte, dass ihr nicht immer wieder auffiel, wie unbekümmert die Französinnen auftraten; viele von ihnen gingen ganz spielerisch und selbstbewusst mit ihrer Weiblichkeit um, doch Imogen wusste nur zu gut, dass sie sich sowieso nie so geben könnte.
    Als sie die weiße Tür von Bonjour les Toutous aufdrückte, fragte sich Imogen kurz, wie Faustina es wohl schaffte, ihre vierbeinigen Kunden daran zu hindern, dem berauschenden Lockruf der Metzgerei nebenan zu folgen. Die Kunden standen bereitwillig eine Ewigkeit vor der boucherie Ponceau an, und waren sie erst einmal drin, nickten sie folgsam zu Madame Ponceaus lebhaften Monologen über die Lage der Nation, um sich etwas von ihrem berühmten köstlichen Brathühnchen zu sichern.
    Doch sobald sie Bonjour les Toutous – eine klimatisierte Kapsel, in der es ausschließlich nach Shampoo roch – betreten hatte, waren jegliche Gedanken an Hühnchen schlagartig verflogen. Das Innere des Salons war vom Boden bis zur Decke mit weißem Gummi bezogen; zwei weiße Kabinen waren mit Trimmtischen und Schläuchen ausgestattet. Mitten in all dem Weiß sah der lakritzfarbene Monty aus wie ein Punkt auf einer leeren Seite.
    Beruhigende elektronische Trance-Musik spielte im Hintergrund. Beeindruckt von dieser monochromen Eleganz blickte Imogen sich um. In ihren üblichen schlammfarbenen Cargohosen und dem schlabberigen T-Shirt kam sie sich plötzlich schäbig und deplatziert vor. Wieder überlegte sie flüchtig, wie es sich wohl anfühlen würde, so gepflegt und feminin zu sein wie die jungen Frauen von Saint-Jean, dann schob sie den Gedanken mit einem Achselzucken beiseite. So etwas war einfach nicht ihr Stil. Hauptsache praktisch.
    Eine junge Frau, ein paar Jahre älter als sie, kam hinter einem Tresen hervor. Passend zum Dekor war sie in makelloses Weiß gekleidet: Kittel, Hose und Clogs, bei denen Imogen an eine glamouröse

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