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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Messingbett ausgestattet. Bunte Kelims lagen auf dem Terrakottaboden, und außerdem gab es dort ein gemütliches, ziemlich mitgenommenes Sofa, Montys erklärter Lieblingsplatz. Das Fenster ging auf ein paar Orangenbäume hinaus, die so dicht davor wuchsen, dass Imogen nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie zu berühren.
    Endlich ein schönes eigenes Zimmer – das war schon besser. Imogen kam sich vor, als wäre sie aus dem Gefängnis entlassen worden, nachdem sie aus ihrem stickigen, miefigen Schlafquartier in der Boustifaille-Baracke ausgezogen war. Und, was noch wunderbarer war, auch der »Schlafsaal«, den sie sich zu Hause so viele Jahre mit den anderen geteilt hatte, war plötzlich ganz weit weg. Hier brauchte sie sich die Streitereien ihrer Geschwister nicht mehr anzuhören – oder sich gar von ihnen herumkommandieren zu lassen.
    Über dem Paperback Wonderland konnte Imogen ausspannen, mit Monty schwatzen, sich neue Rezepte ausdenken, die sie sodann in Mitchs Küche ausprobierte, und ganz einfach sie selbst sein. Außerdem hatte sie angefangen, sämtliche Kochbücher in der Buchhandlung durchzulesen, die genauso verschroben war wie alles dort. Zwischendurch las sie französische Ausgaben von Georgette Heyer, in der Hoffnung, so ihr Vokabular zu erweitern. Bisher hatte sie Quadrille de l’Amour (Serena und das Ungeheuer) und Adorable Sophie (Die drei Ehen der Grand Sophy) bewältigt, wobei es eine große Hilfe gewesen war, dass sie die Handlung bereits kannte. Das war ja das Tolle an Liebesromanen, dachte Imogen. Egal, wie sicher man sein konnte, dass es ein Happy End geben würde – den verschlungenen Wegen dorthin zu folgen, war immer wieder wunderbar. Als Nächstes stand nun Venetia und der Wüstling, ihr absoluter Favorit, auf ihrer en français- Lektüreliste .
    Und was Mitch anging, den musste man in der Tat so nehmen, wie er war – er neigte wirklich zu spektakulären Wutanfällen und Stimmungsumschwüngen. Nicht ohne Grund bezeichnete er sein Zimmer, das ein Stockwerk tiefer lag als ihres, als sein boudoir. Dieses Wort, erläuterte er, leitete sich von dem französischen Verb bouder, »schmollen« ab. Seit sie und Monty eingezogen waren, hatte es ein paar »Oh-oh, lass mich bloß in Ruhe«-Tage gegeben, als er mit einer dunklen Sonnenbrille im Haus herumgelaufen war, aber das war in Ordnung. Imogen hatte jahrelange Übung im Unauffälligsein.
    Andererseits achtete Mitch peinlich genau darauf, die Privatsphäre seines jungen Gastes nicht zu stören, und obgleich er ihre höflichen Bemühungen, im Haushalt zu helfen, auf seine süffisante Weise lobte, unternahm er keinerlei Versuche, sie zum Dienstmädchen zu machen. Für Imogen war das eine höchst ungewöhnliche Erfahrung.
    Was für sie jedoch endgültig den Ausschlag gegeben hatte, war Montys Reaktion auf den Umzug gewesen. Nach ausgiebigem feierlichen Schnuppern hatte der kleine Hund deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich hier zu Hause fühlte. Und obwohl ihnen beiden eine gewisse Stacheligkeit zu eigen war, hatten Mitch und Monty wirklich Gefallen aneinander gefunden. »Wir haben Diva-Respekt voreinander«, pflegte Mitch es auszudrücken. »Er ist eine Diva. Ich bin eine Diva. Wir konkurrieren nicht darum, im Mittelpunkt zu stehen.« Mitch hatte es übernommen, sich um Monty zu kümmern, wenn Imogen bei der Arbeit war; das hieß jeden Tag außer Mittwoch, wenn das Restaurant geschlossen war.
    Imogen hatte ein bisschen mehr über Mitch in Erfahrung gebracht, der beim Frühstück stets lange Volksreden hielt. Es wurde allmählich leichter, seinen Yankee-Akzent zu verstehen, den er im Laufe der Jahre betont gepflegt hatte, da ihm die Rolle des Vorzeige-Amerikaners von Saint-Jean zugefallen war. Knochentrockene Bemerkungen wie »Sag Boudin einfach, er kann dich kreuzweise« (als Antwort auf eine ihrer Jammerattacken) machten ihr nichts mehr aus.
    Mitch stammte ursprünglich aus einer Stadt namens »Noo Yawk Ciddee« – was, wie Imogen recht bald begriff, ein Synonym für New York war –, lebte aber schon so lange an der Riviera, dass er sich inzwischen fast als Einheimischer fühlte. »Damals, als ich hergekommen bin«, hatte er einmal in Erinnerungen geschwelgt, »das war mit einem lieben Freund, als ich noch ein sehr junger Mann war. Er war viel älter als ich und kannte alle und jeden. Das hier war das Schönste, was ich je gesehen hatte.«
    Mitch ließ sich nicht dazu herab, mit den Namen irgendwelcher Berühmtheiten

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