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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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herausholen?«
    »Selbstverständlich, Chef.«
    Danach sackte Monsieur Boudin in einen Sessel und kippte mit einer Art verzweifelter Hemmungslosigkeit einen Cognac nach dem anderen hinunter. Jean-Jacques, der maitre d’ , sah aus, als habe er das alles schon öfter mitgemacht, und ging hinter die Bar. Nach einigem Programmieren der Stereoanlage vernahmen sie die ersten Klänge von Mozarts Requiem.
    »Nicht gerade besonders aufbauend«, sagte Imogen diskret zu Bastien, der neben ihr stand. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Gleich würde sie eine kokette Bemerkung über Schwarzweiß-Fotografie machen und wie romantisch Paris sei – und würde sehen, was dann passierte.
    »Ich weiß. Aber schau ihn dir an. Es gefällt ihm.«
    Monsieur Boudin, der seine zerknautschte Kochmütze abgenommen hatte, so dass ein verschwitzter schwarzer Haarschopf darunter zum Vorschein kam, lächelte und nickte im feierlichen Takt der Musik. Er schenkte sich abermals nach.
    »Läuft das immer so, wenn ein neuer Guide Gastronomique erscheint?«, flüsterte Imogen.
    »Erst seit den letzten paar Jahren. Früher hat ihn das alles nie gekratzt, aber jetzt macht es ihm echt zu schaffen. Du weißt doch, er hat keinerlei Privatleben mehr.«
    Imogen nickte und dachte an die traurige Geschichte, wie Monsieur Boudin von seiner Frau und seinem Bruder betrogen worden war.
    »Deswegen«, fuhr Bastien fort, »bedeutet das Restaurant jetzt alles für ihn.«
    »Besteht denn wirklich die Gefahr, dass das Boustifaille seinen Goldenen Löffel verliert?«
    »Pst!«, zischte Bastien. »Sonst hört er dich noch!« Er zog sie ein wenig weiter von Boudin fort, dann setzte er hinzu: »Dimitri denkt schon. Aber der ist auch ein ewiger Pessimist. Er ist allerdings nicht der Einzige, der sich nach einer neuen Stelle umsieht. Pierrot und Manu denken auch darüber nach.«
    Imogen war entsetzt. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so schlimm ist.« Sie schaute zu Pierrot und Manu hinüber, die auf der anderen Seite des Speisesaals standen und sich gedämpft unterhielten, zweifellos über ihre Abwanderungspläne. »Und du? Hast du auch vor zu gehen?«
    »Nein, überhaupt nicht«, beteuerte Bastien und sah sie ernst an. »Verstehst du, ich glaube an Boudin. Also bleibe ich natürlich. Larissa, Sidonie, Jean-Jacques und Patrice sehen das genauso.«
    Alle begannen jetzt ein wenig unverkrampfter zu plaudern, und der eine oder andere wechselte sogar den Platz, ein paar zogen sich Stühle heran. Als er das sah, drehte Jean-Jacques die Musik ein wenig leiser, so dass der Geräuschpegel der Gespräche ihr Konkurrenz machte. Impulsiv marschierte Imogen zu Monsieur Boudin hinüber und hockte sich auf den Tisch neben ihm. Er sah zu ihr auf; seine dunklen Augen waren rot gerändert. »Ah, petite assistante«, bemerkte er tonlos. Irgendwie war es ungeheuer traurig, eine solche Naturgewalt so niedergedrückt zu sehen.
    »Cin Cin, Monsieur«, sagte Imogen so munter sie konnte und stieß mit ihrem Boss an.
    Der Schatten eines Lächelns glitt über Monsieur Boudins Züge. »Tu es gentille, ma petite«, sagte er. »Ich fand immer schon, dass Daphne ein ausgezeichnetes Urteilsvermögen hat. Ich bin froh, dass sie dich ins Boustifaille geschickt hat.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Imogen lächelnd.
    Etwas fröhlicher fügte Boudin hinzu: »Eine bemerkenswerte Frau, Daphne. Sehr, sehr bemerkenswert.«
    »Ja, ich mag sie sehr gern.«
    Jetzt wirkte er weniger niedergeschlagen, und Imogen dachte im Stillen, wie aberwitzig es war, hier zu sitzen und eine fast völlig normale Unterhaltung mit dem großen Boudin zu führen. Der, wie sich herausstellte, nicht nur ein überlebensgroßer Tornado war, sondern auch ein sensibler, nicht mehr ganz junger Mann, der Angst um sein Lebenswerk hatte. Und, du meine Güte, dieser Cocgnac hatte es in sich. Ihr war ganz schön schwindelig. Allerdings nicht schwindelig genug, um nicht auf das unheilverkündende Geräusch zu achten, das aus der Küche drang: freudiges, aufgeregtes Kläffen. Monty! Sie musste die Tür zum Hof angelehnt gelassen haben, und der freche Terrier, der genau wusste, dass er nicht in die Küche durfte, suchte jetzt dort nach verbotenen Leckerbissen.
    Imogen sah sich im Saal um. Niemand sonst schien das Kläffen bemerkt zu haben. Nervös lächelte sie ihrem Boss zu und strebte auf die Küchentür zu. Dann vergewisserte sie sich mit einem Blick über die Schulter, dass alle munter weiterplauderten, trat durch die Schwingtür und schloss

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