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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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mit dem Kuss?«
    »Ich weiß nicht genau, was du meinst. Du willst mich küssen, aber deinen Namen willst du mir nicht verraten?«
    »Stimmt.«
    Imogen runzelte die Stirn, dann antwortete sie: »Aber wenn ich dich noch einmal küsse, dann würde ich doch bestimmt dein Gesicht sehen, und dann wäre das Spiel zu Ende.«
    »Das ist nicht ganz das, was mir vorschwebt. Du hast mich doch schon mal geküsst, ohne mein Gesicht zu sehen.«
    »Ja.«
    »Und es hat dir gefallen.«
    Ehrlich gesagt fand ich es wunderbar, dachte Imogen, während ihr das Blut ins Gesicht schoss. Ich glaube nicht, dass ich jemals irgendetwas auch nur halb so sehr genossen habe. Nicht einmal, als ich das erste Mal Hummer gekostet habe, und das will etwas heißen.
    » Siehst du?« Er hatte ihr Schweigen richtig gedeutet.
    Sehen?, dachte Imogen. Was genau soll ich sehen? Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie auf den Bildschirm und tippte dann: »Weiß nicht recht, ob ich dich richtig verstehe, aber schlägst du eine zweite Runde …« Verzweifelt suchte sie nach dem französischen Wort für Blindekuh. Ach ja. » … Colin-maillard vor ?«
    »Ich lasse mir etwas genauso Schönes einfallen. Gute Nacht, Imogen.«
    Und damit hatte der Austausch geendet, und Imogen saß in einem Zustand höchster Erregung da, der ganz und gar nicht unangenehm war. Endlich – endlich fand sie sich in einer wahrhaftig romantischen Situation wieder, kommunizierte mit einem Verehrer, dessen Identität ein verlockendes Geheimnis blieb, und last but not least fand das Ganze auch noch auf Französisch statt. Oh, das war viel, viel besser als von den historischen Abenteuern von Sophy oder Venetia zu schwärmen. Jetzt war sie, Imogen, die Romanheldin … ihre eigene Geschichte entfaltete sich … hier und jetzt. Und sie hatte keinen blassen Schimmer, wo das hinführte. Ja, dachte sie, während ein Schauer der Erregung ihren Körper durchlief, das alles lag vollkommen außerhalb ihres Erfahrungsbereichs – und war deshalb umso berauschender.

28
    Imogen machte gerade eine dringend notwendige Pause im Innenhof des Boustifaille. Monty lag zu ihren Füßen in seinem Korb und schlief. In letzter Zeit hatte sie sich angewöhnt, ihn ab und zu »auf Besuch« zur Arbeit mitzunehmen. Daphne hatte recht damit gehabt, dass die Franzosen Hunde liebten, und ihre sämtlichen Kollegen, einschließlich Monsieur Boudin, hatten den kleinen Terrier als eine Art Maskottchen ins Herz geschlossen. Heute war der Dienst besonders stressig gewesen, dachte Imogen und strich sich das Haar aus dem Gesicht. So sprunghaft hatte sie Monsieur Boudin noch nie erlebt.
    Nachdenklich betrachtete sie ihren Boss durchs Küchenfenster. Er hatte klar zu verstehen gegeben, dass ein Feierabend-Abstecher ins La Sirène für das Personal heute nicht in Frage kam. »Ich habe etwas bekannt zu geben«, hatte er gedonnert, nachdem er sich mitten in der Küche aufgepflanzt hatte. »Morgen erscheint der neue Guide Gastronomique du Midi . Ich möchte, dass euch allen klar ist, dass ich kein bisschen nervös bin, überhaupt nicht nervös«, fuhr er fort und wischte sich die Stirn. »Ich bin mir ganz sicher, dass wir unseren Goldenen Löffel behalten, aber …«
    Imogen hatte die Ohren gespitzt: Die vom Guide Gastronomique du Midi verliehenen Goldenen Löffel waren ebenso heiß begehrt wie Michelin-Sterne.
    »Aber ich glaube«, setzte Monsieur Boudin seinen Vortrag fort und sah plötzlich sehr abgespannt aus, »dass es Glück bringt, wenn wir alle zusammen etwas trinken und uns Mut machen, ja? Vielleicht habt ihr ja aber auch etwas Besseres vor, les enfants ? Etwas Besseres, als dem Boustifaille die Stange zu halten, indem ihr mit mir trinkt?«
    Finster hatte er in die Runde geblickt, und als er sah, wie sie die Köpfe schüttelten, hatte sich seine Miene ein klein wenig aufgehellt.
    Als Imogen in die Küche zurückkam, bedeutete Monsieur Boudin ihr, den anderen zu folgen, die sich nach und nach im Speisesaal versammelten. Eilig streifte sie ihren Kittel ab, ehe sie sich zu ihren Kollegen gesellte, die, nunmehr in Zivil, ziemlich steif einzeln oder paarweise herumstanden, umgeben von der Galerie aus traurigen Clowns, die das Restaurant zierten.
    »Also, alle zusammen«, verkündete Monsieur Boudin und sah sich im Saal um, »wir trinken jetzt miteinander, und dann weiß ich, dass alles gut geht. Und wenn es nicht gut geht, seid ihr ALLE gefeuert! Hahaha – war nur ein kleiner Witz. Sidonie, könnten Sie bitte den 1983er Cognac

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