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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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trugen. Und Imogen war sich nicht nur absolut sicher, dass Amaury als Junge jahrelang kurze Hosen getragen hatte. Sie konnte sich auch gut vorstellen, dass, sollte er jemals etwas so Vulgäres wie ein T-Shirt tragen, bestimmt »Tradition verbindet« draufstehen würde.
    Bunny und Amaury plauderten und schienen sich blendend zu verstehen. Wahrscheinlich besaß er genug Familiensinn, um Bunny ihre unkonventionelle Kunst zu verzeihen.
    Die Türglocke der Galerie Provençale bimmelte melodisch. Als sie sah, wie ein verächtliches Stirnrunzeln auf Faustinas Gesicht erschien, während Pascales Miene schlagartig von miese Laune auf ungläubiges Entzücken umschaltete, wusste Imogen, ohne sich umdrehen zu müssen, dass Enzo hereingekommen war. Er warf einen raschen Blick in Bunnys Richtung, dann fing er Imogens Blick auf und hielt ihn eine Weile mit der ihm eigenen unverwandt-schwelenden Eindringlichkeit fest.
    »Würdest du mich entschuldigen?«, fragte Bunny Amaury. »Ich sollte wohl meinen Gast begrüßen.«
    Mit geübter Höflichkeit wandte Amaury sich sogleich Imogen zu und begann, sich über die besten Restaurants der Gegend auszulassen. Ob sie schon einmal im Le Chat Gourmand gewesen sei, oben in den Hügeln? Nein? Oh, da müsse sie unbedingt einmal hin. Und das La Rascasse an der Straße nach Saint-Paul-de-Vence? Wirklich nicht? Während Imogen behutsam erklärte, dass sie abends meistens arbeitete (ohne darauf hinzuweisen, dass sie außerdem pleite war), gesellte sich Everett zu ihnen, gefolgt von seinem Freund Archer. Amaury schüttelte den Amerikanern die Hände und verkündete, dass er sich nichts Wun-der- bar eres vorstellen könne als einen kleinen Gruppenausflug zu der einen oder anderen der besagten »hostelries«.
    »Klingt gut«, meinte Everett und lächelte Imogen freundlich an. »Ich freue mich immer über Gelegenheiten, Bunny ein bisschen Allgemeinbildung zu verpassen – und Buddy übrigens auch. Der ist ein hoffnungsloser Fall. Kommst du auch mit?«, wandte er sich an Archer.
    »Was?« Archer schreckte auf. Er hatte Bunnys Hühner betrachtet. »Klar, warum nicht?«, antwortete er dann kühl und mit wenig Begeisterung.
    Imogen warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. Sie hatte ihn als ausgesprochen distanziert in Erinnerung, und jetzt bestätigte sich dieser Eindruck. Natürlich war Archers unterkühltes Verhalten verständlicher, nachdem sie über sein katastrophales Privatleben Bescheid wusste. Allerdings fand sie, dass es ihn nicht umbringen würde, sich in Gesellschaft anderer ein bisschen mehr anzustrengen. Er hatte sie zum Beispiel kaum zur Kenntnis genommen, und Imogen dachte verdrossen, dass ein gebrochenes Herz wirklich keine Ausrede dafür war, schlichtweg unhöflich zu sein.
    »Wie wäre es mit einem Mittagessen am Wochenende?«, spann Amaury seinen Faden weiter. »Überlasst ruhig alles mir – ich organisiere das schon.«
    »Danke.« Everett sah erfreut aus. »Ich sage Bun Bescheid, dass wir etwas gefunden haben, womit wir ihre erste Einzelausstellung feiern können.«
    Während Amaury Archer in ein Gespräch über andere Galerien in der Gegend verwickelte, überlegte Imogen, ob Everetts Freund wohl zu jenen Amerikanern gehörte, denen gutes Essen gleichgültig war. Letztlich so wie Bunny und ihrem jüngeren Bruder und auch Imogens eigener Familie. Wie konnte jemand bei dem Gedanken, im Le Chat Gourmand zu essen, keinerlei Vorfreude empfinden? Der dortige Küchenchef war ein Wunderkind Mitte zwanzig, der dafür berühmt war, Innereien auf köstlichste Weise zuzubereiten. Und was das La Rascasse betraf, sie hatte davon geträumt, das legendäre menu dégustation zu probieren, das Mitch, der ein paarmal dort gewesen war, mit typisch knochentrockener Begeisterung als »polymorph-perversen Elf-Gänge-Orgasmus« beschrieben hatte. Sie empfand nichts als Mitleid für jene Unglücklichen, die von dergleichen ungerührt blieben. Sie wussten ja nicht, was ihnen entging.
    »Und was hältst du von den Kunstwerken?«, hörte sie Archer plötzlich fragen. Allerdings brauchte sie einen Moment, um zu begreifen, dass er mit ihr sprach.
    »Ich … ich finde sie sehr interessant«, antwortete sie vorsichtig.
    »Wirklich?« Seine Miene war ausdruckslos. »Inwiefern interessant?«
    Misstrauisch sah sie ihn an. Er verstand eine Menge von Kunst, hatte Bunny gesagt. Nun, Imogen war mit genau solchen Menschen aufgewachsen, und sie wusste, wie viel Freude es ihnen machte, sie aufs Glatteis zu führen, um sich

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