Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
Vom Netzwerk:
Theorie zu befassen. War das möglich …? Aber nein, Everett wirkte doch viel zu … zivilisiert, um sich einfach so auf eine junge Frau zu stürzen und sie zu küssen, nur weil ihm gerade danach war. Nicht einmal mit der Ausrede, dass Valentinstag war.
    Imogen schüttelte den Kopf, verscheuchte sämtliche subversive Gedanken über Everett und konzentrierte sich auf das, was er ihr erzählte. Bunny zog die Wörter beim Reden ein bisschen in die Länge, ihr Bruder jedoch dehnte sie bis zum Anschlag, und ab und zu fragte Imogen sich im Stillen, ob er vielleicht den Mund voll warmer Marshmallows hatte. Wenn ja, würde sich das bestimmt nachteilig auf sein Mittagessen auswirken. Nichtsdestotrotz war er ein sehr angenehmer Gesprächspartner, und als ihr Essen kam, plauderten sie wie alte Freunde.
    »Mal ganz unter uns«, sagte er gerade, als der Kellner einen silbernen Deckel anhob und Imogen einen berauschenden Duftschwall gekochter Seeigel abbekam, »mein Gefühl sagt mir, dass Bunnys künstlerische Begabung zu Hause niemals anerkannt werden wird. Ich finde, sie sollte sich hier niederlassen, oder vielleicht in London oder Paris.«
    Von der üppigen Intensität ihrer Seeigel-Suppe abgelenkt, nickte Imogen und fragte sich insgeheim, ob sie sich vielleicht irgendwann einmal selbst beibringen könnte, etwas zu kochen, das auch nur annähernd so vollkommen war.
    »Everett glaubt an mich, Imogen.« Bunny strahlte ihren Bruder an. »Das kommt daher, weil er auf einem College an der Ostküste war und sich ein Gefolge aus angeberischen Künstlerfreunden zugelegt hat.«
    »Schönen Dank auch, Bun«, bemerkte Archer nüchtern.
    »Keine Ursache, Schatz.«
    Imogen warf Archer einen raschen Blick zu. Seit seiner Scheidung war er verschlossen, zynisch und verbittert – laut Bunny. Und Imogen empfand durchaus Mitgefühl für seine Situation. So wie es sich anhörte, hatte seine Exfrau ihn abscheulich behandelt. Aber musste er das an allen anderen Frauen auslassen, einschließlich ihr? Er hatte ihr mal wieder kaum Guten Tag gesagt. Und er hatte nicht einmal auch nur in ihre Richtung geschaut, seit sie Platz genommen hatte. Na gut, sie würde ihn ebenfalls ignorieren.
    Everett beugte sich vor. »Weißt du, Prinzessin, ein bisschen Angeberei könnte eine große Hilfe sein, wenn es um deine Art von Kunst geht. Also, ja, schuldig im Sinne der Anklage. Und lass mein ›Gefolge‹ in Frieden«, fuhr er fort und deutete mit einem Kopfnicken auf Archer. »Das sind fromme, ehrliche Leute, und getreu.«
    »Also, ich weiß nicht, Bruderherz«, stichelte Bunny. »Nur gut, dass Daddy so viel zu tun hat, denn was würde er bloß sagen, wenn er sehen würde, wie du dich mit allen möglichen komischen Vögeln an der Riviera rumtreibst? Mit Leuten aus Manhattan, die auf der falschen Seite vom Park wohnen und nicht mal einen Treuhandfonds haben! Ich meine, also wirklich!«
    Archer schienen Bunnys Spötteleien völlig kalt zu lassen. Oder vielleicht dachte er auch an etwas anderes. Ihr fiel auf, dass er braungrüne Augen hatte und dass seine gebrochene Nase seinem Gesicht eigentlich eine Menge Charakter verlieh. Außerdem hatte er ein paar Fältchen um die Augen. Verglichen mit Everett sah sein Freund aus, als hätte er ein wenig Leben hinter sich.
    Genau in diesem Moment drehte er sich um, sah sie an und sagte: »Kocht ihr in eurem Restaurant auch solche Sachen?«
    »Na ja, das ist mit Sicherheit der Standard, den wir anstreben«, antwortete sie und verspürte das Bedürfnis, den Ruf des Boustifaille zu verteidigen. Mit ungläubiger Entrüstung bemerkte sie, dass er sein Risotto kaum angerührt hatte. War ihm denn nicht klar, wie viel Sorgfalt und Mühe in diesem Gericht steckten und wie köstlich es sein musste? »Warum?«, fragte sie sarkastisch. »Magst du ›solche Sachen‹ etwa nicht?«
    »Oh doch«, beteuerte er und schaute auf seinen Teller hinunter. »Ich habe heute nur keinen besonderen Hunger.«
    Wenn das so ist, dachte Imogen mit einem Aufwallen des Verdrusses, warum isst du dann in einem Restaurant wie diesem hier zu Mittag? Archer war also ein Künstlertyp – genau wie ihre Mutter. Na und? Warum hatten solche Menschen nur so oft nichts mit der simplen Freude am Hut, die man bei einem guten Essen empfand?
    »Alles, was Daddy interessiert«, meinte Everett gerade, »ist, dass ich kein Meeting mit unseren Treuhändern verpasse – und das werde ich auch nicht tun.«
    Imogen schaute über den Tisch und sah, wie Amaury sich sein Risotto

Weitere Kostenlose Bücher