Prinz für die Köchin
schmecken ließ. Ihre Blicke begegneten sich in vollendetem Einverständnis.
»Merveilleux«, stellte Amaury fest.
»Oui, exactement«, erwiderte Imogen.
Amaurys typisch französische Neigung, etwas überschwänglich zu loben, passte ausgezeichnet zu dem munteren Enthusiasmus seiner Cousine, überlegte Imogen. Und anscheinend war Bunny auch von den umfangreichen Weinkenntnissen des Franzosen entzückt gewesen, die zu einem großen Teil von langjährigen Freundschaften mit Winzern herrührten. Oberflächlich gesehen schienen sie sicher gut zusammenzupassen. Und wenn Faustina sich nun irrte und Amaury es tatsächlich ernst meinte? Dann würde Bunny gar nicht so schlecht wegkommen, Geld hin oder her.
Genau wie alle anderen hatte Imogen sich anfangs mit Amaurys äußerer Erscheinung schwergetan (zweifellos hätte ihre Mutter, die Ästhetin, ihn als »ein bisschen schnarchnasig« bezeichnet), doch zwischenzeitlich hatte sie ihre Meinung geändert und fand ihn jetzt nur noch liebenswert hässlich. Und Bunny, randvoll mit Frankophilie und Familiensinn, ging in ihrer Wertschätzung möglicherweise sogar noch weiter. Also … wäre es vielleicht am besten, Bunny von Faustinas Verdacht in Kenntnis zu setzen, nur für alle Fälle? Beklommen klinkte Imogen sich mental wieder in die Unterhaltung rings um sie her ein.
»Archer! Du hast den Job bekommen!«, rief Bunny gerade. »Oh, Schatz, wie wunderbar! Dann bleibst du also wirklich in Menton? Du gehst nicht zurück nach Paris?«
Archer räusperte sich. »Na ja, das kommt darauf an.«
»Worauf?«
»Auf eine ganze Menge Dinge, Bun.«
Menton, dachte Imogen unbestimmt, während ein weiterer silberner Deckel vor ihr angehoben wurde und diesmal ein wunderschönes Stück Seebarsch enthüllte, in Rotwein gedünstet. Der amerikanische Gentleman, dem sie heute Vormittag begegnet waren, hatte doch von Menton gesprochen und ihr geraten, sich … was war es gleich wieder gewesen? Ach ja, den Hochzeitssaal sollte sie sich ansehen.
Sie kostete einen samtigen Mundvoll Fisch, und dann verschwand Menton spurlos aus ihrem Kopf, während sie und Amaury einander abermals zulächelten. Ob Amaury nun wirklich Bunnys Cousin war oder nicht, eins war sicher. Hier, dachte sie und sah den Franzosen an, war eine verwandte Seele – jemand, der es genauso ernst meinte wie sie, wenn es um hervorragendes Essen ging.
»Archer, Schatz«, sagte Bunny leise, »ich glaube, ich habe mich gar nicht richtig dafür bedankt, dass du deinen Kritikerfreund dazu gebracht hast, meine Ausstellung zu besprechen. Es bringt schon eine Menge, ein bisschen Publicity in so etwas Hippem wie der Artpress zu kriegen.«
Neugierig musterte Imogen Bunny. Klimperte sie etwa mit den Wimpern? Archer hatte auf dem College mit Everett in einem Zimmer gewohnt, das wusste sie, also mussten er und Bunny sich schon seit Jahren kennen. Und jetzt, wo Bunny Künstlerin war, verkehrten sie auch beruflich in ganz ähnlichen Kreisen. Vielleicht lag sie ja falsch, was Bunny und Amaury betraf; vielleicht lief ja stattdessen hier etwas?
»Weißt du«, warf Everett ein, »Archer hat auch die Möglichkeit, dich mit der Direktorin des Museums bekannt zu machen. Sie ist sehr freundlich, und sie kennt alle und jeden an der Riviera.«
»Das wäre super« , schnurrte Bunny.
Archer, der mit Monty gespielt hatte, schaute auf und grinste die Schwester seines Freundes an. »Jederzeit, Bun – du brauchst bloß zu fragen.«
Er hatte wirklich ein sehr nettes Lächeln, gestand sich Imogen widerwillig ein. Außerdem, dachte sie, während sie ihm und ihrem Hund zusah, sprach es ganz bestimmt für ihn, dass Monty, der größte Snob der Weltgeschichte, ihn anscheinend gut leiden konnte.
»Und weil er schon das ganze letzte Jahr da war, kennt er auch jede Menge andere Leute in Paris«, fuhr Everett fort. »Kuratoren, Galeristen … könnte von Nutzen sein.«
Unvermittelt hörte Imogen eine sehr leise Stimme ihren Namen sagen. Es war Buddy, der wissen wollte, was sie von dem Essen hielt. Höflich lauschte er ihrer begeisterten, detaillierten Antwort über die technischen Komplexitäten bei der Herstellung des perfekten jus, nag und oursinade. Dann erklärte er mit aufrichtiger Melancholie, er vermisse allmählich das Essen zu Hause und würde im Moment alles für einen Schlag gute alte Maisgrütze geben. Imogen lächelte mitfühlend und wandte sich wieder Bunny zu.
»Pascale hat gestern mein ›Pole Dancing Chicken‹ verkauft. Ist das nicht toll?«,
Weitere Kostenlose Bücher