Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
Vom Netzwerk:
stand einen Augenblick lang da und musterte sie, dann setzte er seinen Hut wieder auf und sagte sanft: »Während Sie hier sind, würde ich Ihnen einen Besuch in Menton empfehlen. Falls Sie nicht bereits dort waren. Nein? Dann fahren Sie mit Ihren netten Freunden hin und schauen Sie sich den Salle des Mariages im Rathaus an – dort werden Trauungen abgehalten. Unglaublich.«
    »Vielen Dank, das würde ich mir sehr gern ansehen«, sagte Imogen.
    »Ja, ich denke wirklich, Sie sollten hinfahren. Der Raum wurde von einem französischen Künstler namens Jean Cocteau gestaltet. An der Wand ist ein wunderschönes Gemälde, von Orpheus und Eurydike. Kennen Sie die griechische Sage? Orpheus war ein Dichter, und seine geliebte Frau Eurydike ist gestorben. Es wurde ihm gestattet, sie aus der Unterwelt zurückzuholen, unter der Bedingung, dass er sie nicht ansah. Aber er hat es doch getan, wissen Sie, er hat sich umgedreht und einmal über die Schulter geschaut, und sie ist für alle Ewigkeit verschwunden. Man verliert eine Sekunde lang den Glauben, und die Liebe ist für alle Zeit dahin – mehr ist nicht nötig.«
    Imogen nickte und wusste nicht recht, was sie von dieser unverhofften Vertraulichkeit halten sollte. Der Amerikaner lächelte sie mit wissenden blauen Augen an. »Entschuldigen Sie, dass ich so morbide bin. Natürlich wollen junge Leute nichts von Tod und Verlust hören. Sagen Sie, meine Liebe, sind Sie verliebt?«
    Imogen spürte, wie ihr Gesicht zu prickeln begann. Wenn sie verliebt war, dann war es eine ungeheuer seltsame Liebe, dachte sie bei sich – eine Affäre mit dem Großen Unsichtbaren. Sie lächelte und schwieg.
    »Oh, ich sehe, ich hatte recht. Dann sind Sie gesegnet. Gehen Sie und schauen Sie sich den Saal in Menton an. Wissen Sie, ich habe mal mit jemandem, den ich geliebt habe, da drin gestanden, vor langer Zeit, und wir haben gesagt: ›Lass uns so tun, als wären wir verheiratet.‹« Jäh lachte er auf, es klang nicht fröhlich. »Dann lasse ich Sie mal den Rest Ihres Besuchs mit Ihren Freunden genießen«, sagte er und gab Imogen die Hand. »Sagen Sie ihnen Auf Wiedersehen von mir.« Und damit drehte er sich um, ging davon und war bald hinter den Bäumen verschwunden.

36
    Nachdem sie aus dem Skulpturenlabyrinth herausgefunden hatten, waren Imogen, Bunny und Amaury in ein kostspieliges Restaurant namens Le Petit Merlu gegangen, wo drei Amerikaner auf einer schattigen Terrasse saßen und sie erwarteten. Die Doucet-Brüder sahen in ihren fast, aber nicht ganz identischen überadretten Pastell-Klamotten ultracool aus; Archer dagegen trug dunkle Jeans und ein graues Hemd.
    »Na, seht ihr aber schnuckelig aus«, bemerkte Bunny mit funkelnden Augen. »Dürfen wir uns zu euch setzen, oder möchtet ihr lieber unter euch bleiben? Ich finde ja immer, Gentlemen sind unter ihresgleichen am entspanntesten.«
    »Kommt drauf an«, meinte Amaury lächelnd. »Ich bin Franzose, und ich bin immer gern in weiblicher Gesellschaft.«
    Belustigt schaute Imogen zu ihm hinüber, fragte sich jedoch abermals, ob er nicht ein bisschen zu dick auftrug.
    »Oh, vielen Dank, lieber Cousin«, erwiderte Bunny und belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Also, lasst mal sehen – Imogen, warum setzt du dich nicht neben Everett? Archer, macht es dir etwas aus, eins weiterzurücken? Ich danke dir. Amaury, neben mich? Und Buddyschatz, du kommst auf meine andere Seite.«
    »Jetzt hörst du dich genauso an wie Mama«, bemerkte Buddy mit einer Mischung aus Bewunderung und Teenager-Groll.
    Als Imogen die elegante Ausstattung des Restaurants betrachtete, war sie froh, dass sie das ebenso schlichte wie hübsche seegrüne Kleid mit dem runden Ausschnitt angezogen hatte, das sie vor Kurzem auf einer Shopping-Tour mit Bunny erstanden hatte. Es war tailliert geschnitten, so dass es sich an ihre Figur schmiegte und dabei gleichzeitig wie Wasser über ihren Körper glitt, wenn sie sich bewegte. Nie ertappte sie sich dabei, wie sie daran herumzerrte, damit es besser saß, so wie es bei ihren übergroßen Schlabberhemden immer gewesen war.
    Zunächst goss sie Monty Wasser in eine Schüssel und überließ es ihren Freunden, Getränke zu bestellen. Als sie wieder unter dem Tisch hervortauchte, warf sie einen verstohlenen Blick auf Everett, der lächelte und sofort ein Gespräch über die Attraktionen von Saint-Paul-de-Vence begann.
    Imogen spielte mit, während sie einem Teil ihres Verstandes gestattete, sich spielerisch mit Bunnys

Weitere Kostenlose Bücher