Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
löste er sich aus ihrem Griff und verschwand aus ihrem Zimmer, kurz bevor sie die Augen aufschlug.
5.
»Mo?! ... Mo?!« Christine hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. Sie musste wohl schon seit einer Weile davor gestanden haben, um so energisch zu werden. Er zog seine Jeans aus, zerwühlte das Bett und fuhr sich ein paar Mal durch die Haare. Blinzelnd öffnete er die Tür. »Was gibt es denn? Warum weckst du mich?« Er schirmte seine Augen gegen das Licht im Flur ab, als wären sie nach dem tiefen Schlaf empfindlich.
»Du hast ja auf einmal einen so festen Schlaf, Mo. Normalerweise muss der Nachbar von zwei Häusern weiter nur die Klospülung drücken und du bist wach. Seit einer halben Stunde klopfe ich jetzt schon an diese scheiß Tür. Und bevor ich ins Bett gegangen bin, habe ich auch schon versucht, dich zu wecken.«
»Was gibt es denn?«
»Warum schließt du neuerdings ab?« Sie sah ihn mit ihren grauen Augen skeptisch an.
»Christine, das kann jetzt nicht dein Ernst sein. Ich habe keine Ahnung, vielleicht wollte ich verhindern, dass eine deiner Freundinnen plötzlich neben meinem Bett steht und mir in den Hals beißt.«
Sie kicherte leise und schlug ihm spielerisch auf seinen kräftigen Oberarm. »Ich möchte, dass du zu mir ins Bett kommst. Ich fühle mich allein.« Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. Kaum hatte er sich hingelegt, schmiegte sie sich an ihn und war kurz darauf auch schon wieder eingeschlafen.
Morris Blick ruhte nachdenklich auf ihrem Gesicht, dann legte er zaghaft seinen Arm um ihre Schulter. Das war die Christine, die er vor langer Zeit mal geliebt hatte, ab und zu kam sie noch durch, nur um von einer Minute auf die andere umzuschlagen. Er fragte sich, ob er das Richtige tat, wenn er sie aufgab. Doch seine innere Stimme sagte ihm, dass er sich nur allzu oft von der scheinbaren Harmonie hatte täuschen lassen.
Zwei Stunden später löste er sich aus der Umarmung seiner Frau, wie zuvor aus Leias. Plötzlich plagten ihn Gewissensbisse. Es war nicht seine Art, auf zwei Hochzeiten zu tanzen und doch tat er zurzeit genau das.
Morris wollte gerade das Apartment verlassen, als Christine verschlafen im Wohnzimmer stand. Er sah das Unwetter ihres wirren Gefühlslebens herannahen, noch bevor sie den Mund aufmachte. »Mir will nicht aus dem Kopf gehen, was du vorhin gesagt hast.«
»Können wir die Diskussion auf später verlegen, Christine? Ich muss los.« Zur Verdeutlichung seiner Eile sah er auf die Uhr.
»Nein, können wir nicht.«
Morris atmete laut aus und seine weichen Gesichtszüge wurden zu einer steinernen Maske. »Was ist jetzt wieder los?«, sagte er genervt.
»Wie kommst du darauf, dass eine meiner Freundinnen zu dir ins Bett kommen würde?«
»Christine! Das waren nicht meine Worte.«
»Doch! So hast du es aber gemeint. Du brauchst nicht zu denken, dass mir Jennas Blicke entgangen sind. Sie sieht dich richtig gierig an.«
»Ich muss jetzt los.« Er drehte sich auf dem Absatz um und knallte die Tür hinter sich zu.
»Wir reden heute Abend weiter, Scheißkerl!«, hörte er sie zetern, während sie der Tür zusätzlich noch einen kräftigen Tritt verpasste. Wie lange hielt er das noch aus, ohne ihr den Hals umzudrehen?
Nach einem anstrengenden und nervenzehrenden Tag in der Klinik fuhr Morris am frühen Abend nicht nach Hause, sondern in sein Apartment aus der Junggesellenzeit in Upper East, das niemand kannte und das er auf Anraten seiner Mutter behalten hatte. Es war sein einziger Zufluchtsort, wo er allein und ungestört seinen Gedanken nachhängen konnte.
Das Ein-ZimmerApartment direkt unter dem Dach war spartanisch ausgestattet. Es hatte nur ein großes Bett, eine kleine Küche mit den notwendigsten Lebensmitteln im Kühlschrank, die nicht so leicht verderblich waren und einen Schrank mit ein paar Klamotten zum Wechseln.
Er legte sich auf die grauweiße Tagesdecke, die etwas muffig roch und schloss die Augen. Er wollte ein paar Stunden entspannen und versuchen zu schlafen. Ohne es zu wollen, sah er plötzlich Leia vor sich. Sie lag ebenfalls auf ihrem Bett und las ein Buch, das sie kein bisschen fesselte. Dabei wurden ihre Lider immer schwerer, bis sie schließlich zublieben und das Buch aus ihren Händen glitt.
Die Verbindung zu ihr war stärker geworden, nicht nur weil sie ständig um seine Person herumrätselte, sondern auch, weil seine Gedanken um die schwarzhaarige Schönheit kreisten. Sogar während
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