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Prinzentod

Prinzentod

Titel: Prinzentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Nacht denke ich, ein Schutzengel könnte nicht schaden. Noch während sie von einer Party erzählt, auf der sie am Wochenende war, frage ich mich verzweifelt, wie ich es am besten anstelle, sie um Hilfe zu bitten. Wenn ich nur wüsste, wo ich anfangen soll! Bei Kai und mir oder seinem Tod? Wie soll ich die Sache mit der Diddlmaus erklären? Die Gedanken rasen durch meinen Kopf und gerade als mir klar wird, dass ich nicht darum herumkommen werde, ganz am Anfang zu beginnen, platzt Tabea damit raus, dass dieser lächerliche Zwerg Valentin sie auf der Party gefragt hat, ob sie mit ihm gehen will, und dass diese Frage wohl an Blödheit nicht zu überbieten wäre oder ob ich da anderer Meinung wäre. Ich glaube, ich habe sie verständnislos angeblickt, denn sie tippt sich mit der Hand an die Stirn und verschwindet, ohne ein weiteres Wort an mich zu verschwenden. »Hey, Tabea, warte doch, ich war gerade nicht ganz da...« Tabea bleibt tatsächlich stehen, dreht sich um und speit mir ihre Worte geradezu ins Gesicht. »Ich weiß nicht, was mit dir los ist, Lissie Bernardi. Jedenfalls scheinst du dich für was Besseres zu halten, seit du bei diesen seltsamen Keilmanns wohnst. Ist schade um dich, du warst mal ein sehr netter Mensch. Echt.« »Das ist alles ganz anders, wirklich«, sage ich flehend. »Gib mir doch bitte eine Chance!« Tabea dreht ihre Handflächen nach oben. »Chance, für was denn? Du interessierst dich doch nicht für mich! Du bist immer nur mit dir beschäftigt. Ich schätze, du steckst in irgendeiner Scheiße, aber da musst du dich selbst wieder rausholen. Ich hoffe nur für dich, dass du nicht auch noch Drogen nimmst, kommt ja bei reichen Kids gerne mal vor!« Sie schaut mich an, als wäre ich ein aidskranker Junkie, den sie beim Drücken im Klo erwischt hat. Die Pausenklingel erlöst mich von ihrem Blick, ich setze mich in Bewegung wie alle anderen. Im Gang treffe ich auf Nico, er grüßt mich knapp. Bernadette ist immer noch entschuldigt, sie hat sich heute Morgen frische Klamotten aus der Wohnung geholt und ist dann gleich wieder verschwunden. Die Französischstunde zieht sich in die Länge wie Kaugummi. Es ist unglaublich, wie fremd der Unterricht an mir vorbeizieht, als würde ich mit lauter Menschen in einem Kino sitzen, die alle einen anderen Film gezeigt bekämen. Als Frau Biesler plötzlich mit ihrem Trauermund sagt: »La vie est très belle«, verschwimmt alles vor meinen Augen. Wie Kai gelacht hat, als ich ihm das vorgemacht habe, an dem Tag, als wir uns kennengelernt haben. Wie seine Augen gefunkelt haben, ich war wie berauscht. Etwas von dem, was Tabea gesagt hat, klickert durch meinen Kopf. Ja, sie hat recht, ich benehme mich sonderbar, natürlich. Aber das ist es nicht. Berauscht. Was hat sie gesagt? »Ich hoffe für dich, dass du nicht auch noch Drogen nimmst.«
    Moment mal. Ich erwache plötzlich aus meinem Dauerkoma. Ich habe immer noch keine Ahnung, was dieser merkwürdige Drogentest in Kais Kimono zu bedeuten hat. Was, wenn die Diddlmaus und die Bilder eine ganz andere Funktion haben, als ich es mir bisher ausgemalt habe? Bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass mich jemand bestrafen will für das, was ich getan habe. Aber was, wenn mir jemand solche Angst einjagen möchte, damit ich verschwinde? Könnten diese Drohungen nicht im Klartext bedeuten, dass ich meine Nase nicht in Sachen stecken soll, die mich nichts angehen? Vielleicht! Aber wenn das so ist, werde ich ihnen den Gefallen nicht tun. Als Erstes werde ich dieses Ding in eine Apotheke bringen und nachfragen, was es ist. Ich könnte einfach behaupten, ich hätte es bei meiner Schwester gefunden und würde gern wissen, wo man das kriegt und was man damit messen kann. Nein, das ist keine gute Idee, vielleicht ist es etwas Illegales und sie holen die Polizei. Ich sollte auch das im Internet überprüfen und dann weitersehen. Und klar ist auch, dass ich mich in Bernadettes, Vios und Ni-cos Zimmern umsehen muss und natürlich auch in der Wohnung von Kai und Brigitte. »Danke, du hast völlig recht und mir sehr geholfen«, kritzele ich auf ein Zettelchen für Tabea, knülle es zusammen und werfe es ihr zu. Während der Biostunde überlege ich, wie ich in Violettas Apartment kommen kann. Aber mir fällt nichts ein. Vielleicht sollte ich mir erst mal Bernadettes Zimmer vornehmen, wer weiß, vielleicht hat sie einen Ersatzschlüssel zu Vios Wohnung?
    Egal wie, es tut gut, endlich etwas zu unternehmen, aktiv zu sein und nicht einfach

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