Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Prinzentod

Prinzentod

Titel: Prinzentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
Vom Netzwerk:
verursacht hat, damit habe ich nicht gerechnet. Schuld war ein 80-jähriger Rentner, der sich in der Nacht auf die falsche Autobahnseite verirrt hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Brigitte so etwas arrangiert haben sollte. Schließlich klappe ich den Laptop zu. So komme ich nicht weiter. Ich überlege gerade, was ich nun tun soll, als auf dem Balkon etwas scheppert. Ich fahre zusammen, doch als ich aus dem Fenster sehe, merke ich, dass es nur eine Gewitterböe war, die einen Blumentopf heruntergerissen hat. Ich gehe nach draußen, hebe die Blumen auf und kehre die Erde notdürftig zusammen. Draußen ist der Himmel inzwischen noch dunkler geworden, gelbliche Wolken haben sich am Horizont hoch aufgetürmt, zwischen denen es wetterleuchtet. Fast unaufhörlich grummelt es bedrohlich . Ich stelle mich ans Geländer und beobachte das Gewitter . Doch es kommt nicht näher, es findet nur irgendwo in weite r Ferne statt. Hier in der Stadt bleibt es drückend und stickig , und als ich endlich ins Bett gehe, wünsche ich mir nicht s sehnlicher, als dass es endlich anfängt zu regnen und alle s weggewaschen wird, was mir auf der Seele liegt .

17. Blog
    Wie kann ein Mensch, der andere Leben zerstört, ruhig schlafen? Sollte er sich nicht etwas mehr Sorgen um sein eigene s Leben machen? Vor allem, wenn man noch dazu behauptet , man würde an ausgleichende Gerechtigkeit glauben . Von diesem reichlich naiven Glauben habe ich mich scho n lange verabschiedet, spätestens nach der Hochzeit . Manche Männer, sie sind es einfach nicht wert. Oder wa s meint ihr ? Fragt Z .

18. Kapitel
    I ch bin im alten Keller unserer Schule, die Gänge sind nur schwach von den Stromsparlampen erhellt. Ich renne, irgendwie weiß ich, dass ich mich beeilen muss. Da, aus dem alten Sprachlabor dröhnen Stimmen, ich reiße die Tür auf. Dort laufen alle Bänder in voller Lautstärke und jemand deklamiert ein lächerliches Weihnachtsgedicht: »Der Nikolaus, der Nikolaus, der kommt vorbei an jedem Haus.« Zögernd trete ich ein und dann sehe ich sie: Die ganze Familie Keilmann, schweigend stehen sie hinter dem Pult, die Kinder haben sich um ihre Mutter geschart. Ich setze mich in eine der Kabinen. Sie bleiben einfach, wo sie sind, und starren mich unaufhörlich an, während die Stimmen auf den Bändern immer lauter in meinem Kopf schrillen, bis ich es nicht mehr aushalte und meine Hände verzweifelt auf die Ohren presse, es muss aufhören, ich ertrage das nicht mehr. Und dann wache ich auf, mit trockenem Mund, ich brauche einen Moment, mich zu besinnen, dass es nur ein schrecklicher Albtraum war. Mein Schlafshirt ist völlig durchgeschwitzt und mein Kopf schmerzt entsetzlich. Verstört stehe ich auf und tapere in die Küche. Es ist zwei Uhr morgens. Aus dem Kühlschrank nehme ich Eis und fülle mein Glas mit Leitungswasser auf. Gierig trinke ich es in einem Zug aus. Als ich das Glas absetze, höre ich ein Geräusch, eine Art leises Schlurfen. So klingt Bernadette, wenn sie nachts aufs Klo muss. »Bernadette?« Keine Antwort.
    Da ist es wieder. Und plötzlich fällt mir ein, dass ich allein i n der Wohnung bin, ganz allein . Mir richten sich die Nackenhaare auf, obwohl ich weiß, das s das Haus mit Videokameras und einer Alarmanlage ausgestattet ist . Da! Wieder ist das Geräusch zu hören . Es kommt vom Balkon, eindeutig kommt es von daher . Was kann das schon sein? Beruhige dich, Lissie, es gibt fü r alles eine logische Erklärun g Ich stelle das Glas auf den Tisch, unwillkürlich versuche ich , leise zu sein . Schon wieder ! Ich halte den Atem an . Jetzt höre ich es deutlich, es ist kein Schlurfen wie von eine m Menschen, sondern ein leichtes Schleifen . Ich halte das keine Sekunde länger aus und renne auf de n Balkon . Der Schrei bleibt mir in der Kehle stecken . Ein riesiger schwarzer Schatten steht vor mir . Ohne nachzudenken hechte ich zurück in mein Zimmer, werfe die Balkontür ins Schloss, verriegele die Tür und zieh e mich in die äußerste Ecke des Raums zurück, die ganze Zei t die Balkontür im Auge . Der Schatten ist von hier aus nicht mehr zu sehen . Ich versuche mich zu konzentrieren, um zu hören, ob das Geräusch noch da ist . Nichts . Draußen herrscht Stille . Aber vielleicht liegt es auch an meinem Herzschlag, der mir i n den Ohren dröhnt, dass ich nichts anderes mehr hören kann . Ich sehe mich nach einer Waffe im Zimmer um, doch da is t nichts, womit ich mich verteidigen könnte .
    Und wenn ich gerade durchdrehe ? Ist der

Weitere Kostenlose Bücher