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Prinzentod

Prinzentod

Titel: Prinzentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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kein Wunder.«
    »Warum hast du ihn getötet?« Sie wickelt sich kokett eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. »Warum?« »So was fragen nur kleine Kinder.« »Warum?« »Du nervst.« »Warum!« Hoffentlich kommt Papa nicht zu früh wieder hoch. »Du solltest lieber aufpassen, Lissie.« Sie blickt zum Fenster. »Du bist ja in letzter Zeit ein bisschen unfallgefährdet. Ein Wunder, dass du nicht auf dem Schweineblut ausgerutscht bist, eigentlich hatte ich fest damit gerechnet.« Ich will schon wieder meine Frage stellen, da wird mir klar, dass sie das gar nicht beantworten kann. »Wie hast du es getan? Es war doch sicher nicht einfach?« Sie presst ihre Lippen wohlwollend zusammen. »Das sagst du nur, um mir zu schmeicheln. Ich durchschaue das, nur damit du es weißt. Aber ich verrate es dir trotzdem.« Sie setzt sich ans Fußende des Bettes und ich muss mich zusammennehmen, um nicht zurückzuzucken. »Ich war in Kais Liebesnest, hab gerade die Kamera-Akkus ausgewechselt. Es war das erste Mal, dass ich nichts von eurem Treffen wusste, normalerweise hat sich dein teurer Prinz ja immer per Mail darüber ausgelassen.« Sie lacht. »Sehr hilfreich übrigens. Na egal, an dem Tag musste ich mich plötzlich verstecken, was bei den vielen Einbauschränken kein Problem war. Euer Streit war ja derart rührend. Aber dann, als du weg warst, musste ich niesen und Kai hat mich entdeckt. Er war schockiert und wollte mit Mama über mich reden. Ich hatte ihm schon ein paar aussagefähige Bilder mit Geldforderungen geschickt, du weißt ja, unser Taschengeld ist eher knapp bemessen und er wollte einfach nicht zahlen. Wir haben uns ein bisschen gezankt und dann hat er mich einfach stehen lassen, als wäre ich ein dummes, kleines Kind. In aller Ruhe ist er ins Bad gegangen, er wollte duschen, hat er gesagt, ganz beiläufig. Gepfiffen hat er, ist dabei, mein Leben zu zerstören, und pfeift. Da bin ich rein und habe ihm einen Besenstiel in die Kniekehlen gerammt. Es war ganz einfach. Er ist über den Wannenrand gekippt und voilà, fertig war der Prinzentod. Keine Spuren.« Sie zuckt mit den Schultern, als wäre die Sache damit ein für alle Mal erledigt. »Aber du hast mich doch noch angerufen, gleich nachdem ich aus der Wohnung war«, stammele ich. »Ich sollte Milch kaufen.« Sie sieht mich erstaunt an. »Natürlich, wir hatten ja auch keine mehr.« Die Tür geht auf, Papa balanciert drei Tassen auf einem kleinen Holztablett. »Und, amüsiert ihr euch gut?«, fragt er. Bernadette schenkt ihm einen begeisterten Augenaufschlag, nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee und nickt enthusiastisch. »Danke. Dieser Milchschaum schmeckt himmlisch. Und ja, wir amüsieren uns großartig. Aber jetzt muss ich leider gehen. Ich hab noch viel zu erledigen. Mama und Vio brauchen dringend meine Hilfe. Es geht ihnen nach allem, was passiert ist, leider nicht so gut und ich helfe ja immer gern.« Sie hebt eine Augenbraue und schaut mich grinsend an, so als wollte sie sagen: Und was kannst du schon dagegen tun? Dann verlässt sie mein Zimmer.

Epilog
    S eit dieser Zeit schlafe ich sehr schlecht, obwohl wir zu Non-na nach Padua gezogen sind. Papa wollte, dass ich so weit wie möglich vom Ort des Grauens wegkomme. Er glaubt, dass ich hier in Italien schneller wieder gesund werde, und manchmal, wenn Oma und ich auf unseren Krücken durch den Garten um die Wette laufen, denke ich, dass er recht hat, dass ich eines Tages vielleicht wirklich vergessen kann. Mir war klar, dass ich keine Beweise gegen Bernadette habe. Kais Leiche ist verbrannt und die Polizei hat seinen Tod zum Unfall erklärt. Aber ich muss unbedingt mit Brigitte und Vio reden, sie warnen. Nach Bernadettes Besuch ist es mir nicht mehr gelungen, sie zu erreichen. Beide hatten plötzlich neue Handy-nummern, Geheimnummern. Immer wieder habe ich auf ihre Anrufbeantworter gesprochen, zurückgerufen haben sie nie. Nicht ein einziges Mal. Ich verstehe jetzt, wie sich Tabea damals gefühlt haben muss. Als ich mit den Anrufen kein Glück hatte, habe ich es mit Briefen versucht, aber egal, welchen Tarnumschlag ich auch gewählt habe, er kam immer zurück mit dem Vermerk »Adressat unbekannt«. Diese Schrift kenne ich mittlerweile, es ist die gleiche, die an die Duschwand geschrieben hatte: »Wer Böses sät, wird Böses ernten«. Bernadettes Schrift.
    Trotzdem werde ich nicht aufhören, diese Briefe zu schreiben. Niemals. Und ich weiß, dass sie eines Tages einen Fehle r machen wird und nicht aufpasst . Eines

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