Prinzentod
je hätte denken können.
28. Blog
Es kann nicht mehr lange dauern, bis sie es versteht. Oder ist es doch zu schwer? Ich habe es ja auch nicht verstehen wollen. Letztendlich hat es mir keine Freude bereitet, das muss ich zugeben, meinen Schmerz hat es nicht wirklich verringert. Jetzt ist es an der Zeit, sich den ultimativen Lösungen zuzuwenden. Ohne Wurzeln gibt es kein Wachsen. Also ist es nur fair, wenn ich alle, die daran beteiligt sind, mitnehme. Oder seht ihr das anders? Fragt Z
29. Kapitel
D ie Treppe in den vierten Stock kommt mir steiler vor als sonst, nicht nur weil meine Kleider vollgesogen sind mit Regen. In der Wohnung steht die Luft. Bernadette ist noch in der Schule. Ich schaue auf unseren Stundenplan. Vor vier wird sie nicht nach Hause kommen. Vielleicht können wir heute Abend zusammen kochen? Ich sehne mich so danach, irgendetwas Normales zu machen, etwas Belangloses. Mir ist kalt, die Kleider kleben unangenehm nass an meiner Haut, deswegen gehe ich ins Bad und lasse Wasser in die Wanne ein. Ich könnte es nicht ertragen, jetzt zu duschen, ja, ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder diese Dusche zu betreten. Auf dem Regal stehen Bernadettes teure Südsee-traum-Badeperlen, ich werfe drei von ihnen ins Wasser. Als ich mir das nasse T-Shirt vom Leib zerre und sehe, was ich da heute morgen völlig neben mir stehend aus dem Schrank gezogen habe, kann ich nicht mal mehr lachen. Papa hat recht, ich muss diese T-Shirts endlich wegwerfen: »Das ist nicht das Leben, das ich bestellt habe.« Das Wasser in der Wanne sieht einladend türkisgrün aus, beinahe wirklich ein Südseetraum, aber ich weiß, dass seine Wärme mich nicht erreichen wird, zumindest nicht innen. Ich lege ein frisches Handtuch auf den Hocker neben der Wanne und steige in das warme, duftende Wasser. Im ersten Moment ist es sogar fast zu heiß, aber dann kann ich mich entspannen. Ich lege meinen Kopf zurück, schließe die Augen und versuche für einen Moment, an nichts mehr zu denken. Es gelingt mir fast, da höre ich eine Tür, Schritte.
»Bernadette?« Die Badezimmertür wird geöffnet. Brigitte steht im Bad. Ihr Mund wird zu einem Strich, als ihr Blick auf meinen Körper fällt. In der Hand hält sie Kais Handy. Sie winkt mir damit zu. Ich richte mich ruckartig auf, Wasser schwappt über den Rand. Ich habe recht gehabt. Sie besitzt sein Handy! Dann war sie in der Wohnung, dann hat sie gewusst, dass er tot ist. Sie betrachtet mich noch einen Moment, dann kommt sie näher, stellt den Hocker dicht neben meinen Kopf und setzt sich auf mein Badetuch, Kais Telefon noch immer in der Hand. Kann man sterben, wenn ein Handy in die Wanne fällt, so wie beim Föhn? »Ich könnte dich jetzt ersäufen, wie Crippen das mit seinen Ehefrauen gemacht hat. Ich glaube, er hat es sieben Mal getan. Oder waren es sechs Mal? Ich weiß es nicht mehr.« Sie zuckt mit den Schultern. »Aber es sähe nicht gut aus. Schon wieder ein Unfall in dieser Familie.« Sie tippt auf dem Handy herum. »Tolle Bilder, wirklich hervorragende Qualität. Hat’s Spaß gemacht mit ihm?« Ich kann nichts sagen, fühle ein Brennen in der Kehle auf meiner Haut, möchte meine Nacktheit bedecken, möchte wegrennen, möchte bei Papa sein, aber ich kann nicht mal aufstehen. Brigitte wirft Kais Handy ins Wasser. Ich zucke zusammen, halte die Luft an, weiß nicht, was jetzt passieren wird. »Du hast Angst?« Sie muss lachen. »Dummerchen. So leicht stirbt man nicht.«
Sie schlägt die Beine übereinander. »Weißt du, zuerst habe ich Kai nur gemocht, nicht geliebt, nicht so wie Paul. Ich hatte es satt, immer mit den Kindern allein zu sein. Dachte, sie bräuchten einen Vater. Dachte, ich gehe eine gute altmodische Vernunftehe ein. Aber dann hat er mich zum Lachen gebracht, hat dafür gesorgt, dass ich mich wieder lebendig gefühlt habe, und nach und nach habe ich angefangen ihn zu lieben.« Sie seufzt. »Schön dumm, einen Casanova sollte man nicht lieben.« Das Handy sinkt auf den Wannenboden, ich traue mich nicht, es anzufassen. Liege starr. Was hat sie vor? Sie beugt sich zu mir und ich spanne alle Muskeln an. Ihr Gesicht ist meinem ganz nahe, ich kann die tiefen Falten um ihre Mundwinkel genau erkennen. Jetzt streckt sie eine Hand ins Wasser, als wolle sie die Temperatur prüfen. Ich versuche ihr so weit wie möglich auszuweichen und presse mich an die andere Wannenseite. Hoffe, dass sie nicht bemerkt, wie hektisch sich mein Busen im Wasser hebt und senkt. »Geliebt habe ich ihn
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