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Prinzentod

Prinzentod

Titel: Prinzentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Bipolare Störungen, so nennt man das, was ich als manischdepressiv kenne. Rasch überfliege ich den Artikel. Bei dieser Krankheit haben die Betroffenen abwechselnd depressive und manische Schübe, das heißt, sie sind in einer extremen Hochstimmung, bevor sie wieder abstürzen. Die Krankheit wird meist nicht erkannt, weil die wenigsten Betroffenen während einer manischen Phase zum Arzt gehen. Dann fühlen sie sich fantastisch, so, als könnten sie die Welt erobern. Hilfe suchen sie oft nur während der Depression, die daraufhin mit Medikamenten behandelt wird, die unter Umständen die nächste Manie verstärken können. Nach neueren Theorien gibt es die Vermutung, dass genetische Faktoren an der Entstehung der Krankheit mitschuldig sein können. Die Selbstmordrate unter den Erkrankten ist erschreckend hoch, ich kann die Zahlen kaum glauben, fast die Hälfte versucht, sich umzubringen, und viele haben Erfolg damit. Am Schluss des Artikels sind die häufigsten Medikamente aufgelistet und ich entdecke einen Namen, der mir bekannt vorkommt. Valproat. Ich denke an Ziegenkäse und dann weiß ich, wo ich diesen Namen schon einmal gelesen habe. Von wegen Diätpillen. Violetta! Ich lese weiter, dass jede Einnahme von Drogen, auch Alko hol und sogar schon Kaffee zu einer extremen Verschlechterung des Zustandes führen kann. Harte Drogen können zu einer unglaublichen Veränderung im Verhalten der Erkrankten führen. Bei manchen kommt es zu wahnhaften Ausfällen. Jetzt wird mir erst klar, warum Kai so streng mit Violetta war. Er hat sich wirklich Sorgen um sie gemacht. Er wusste, wozu die Einnahme von Drogen bei ihrer Krankheit führen würde, und wollte sie schützen. Deshalb seine Kontrollen. Es gibt sehr viel Material, Berichte von Erkrankten und Chats. Unglaublich, manche kaufen sich während einer Manie zehn Porsches und bringen den Bankdirektor persönlich dazu, ihnen Kredite für die irrsinnigsten Projekte zu gewähren, ohne irgendwelche Sicherheiten. Ein Ping zeigt eine Mail an. Ich klicke sie an, ohne hinzusehen, doch kaum habe ich die Mail geöffnet, geht ein Fenster auf und lässt mich sprachlos auf den Bildschirm starren. Ich sehe mich selbst. Ich sitze an meinem Schreibtisch und starre wie ein verschrecktes Kaninchen auf meinen Laptop. Ich hebe meine Hand vor Schreck zum Mund – und auf dem Monitor geschieht dasselbe. Und jetzt wird mir klar, was das ist. Jemand hat eine Kamera in meinem Zimmer installiert. Ich bin live zu sehen.
    Wenn du mehr darüber erfahren willst, dann lies hier weiter. ..
    Hört das denn nie auf? Ich dachte, ich hätte jetzt endlich begriffen, was hier gespielt wird . Ich klicke die angegebene Adresse an und beginne zu lesen :
    Lange die Illusion gehabt, ein Kuss könnte mich erlösen. Was für ein lächerlicher Irrtum. Das Aufeinanderpressen von Lippen ändert nichts. Die anderen bleiben fern, so fern, als säße ich in einer Kugel aus Glas. Nein falsch, die anderen sind die mit der Glaskugel drum herum, die mich nicht reinlassen . . .
    Ich kann nicht anders, ich verschlinge die Einträge von Z und mir wird nach und nach klar, wer da so von Wahn angetrieben wird . Es endet mit dem allerneuesten Blog .

30. Blog
    Ich werde diesen Blog schließen. Eure Resonanz war sehr mäßig und nicht besonders hilfreich. Niemand hat meine Fragen beantwortet, nur Antworten hab ich bekommen, mehr Antworten, als ich gebrauchen kann. Und weil du der Grund und die Ursache allen Schmerzes bist, werde ich dich mitnehmen. Glaub mir, es ist besser so. Lissie, wenn du das liest und dich umdrehst, wird es schon zu spät sein. Sagt Z

31. Kapitel
    I ch drehe mich trotzdem um. »Ich wusste es. Ich kenne dich besser, als du dich selbst.« Er lächelt. In dieses hintergründige Lächeln, mit der leicht spöttisch verzogenen Oberlippe habe ich mich einmal verliebt. Aber jetzt macht es mir Angst, schreckliche Angst, denn in seinen Händen hält er ein Gewehr. Der Lauf zielt gerade auf meinen Kopf, ohne das leiseste Zittern. »Nico...« »Nicht Nico! Sprich mich gefälligst mit König an, wie es mir gebührt.« »Spinnst du jetzt völlig?« Nico lacht lauthals. »Die Einzige, die hier spinnt, bist doch du. Was für ein elender Wurm bist du denn eigentlich: Schleichst dich hier bei uns ein, nutzt die dumme Bernadette aus, spionierst allen hinterher, klammerst dich an, stiehlst und betrügst, bumst meinen Stiefvater. Wer ist hier verrückt? Du oder ich?« »Nico, ich...« »Nicht Nico! Für dich König! Denk dran, ich bin

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