Prinzessin auf den zweiten Blick
unendlich liebte …
Und wie würde Zakari jetzt auf die Eröffnung seines Bruders reagieren? Nicht nur, dass Kaliq eine Person in sein Bett geholt hatte, die eines königlichen Scheichs absolut unwürdig war … nein, er hatte sie seinem Bruder, der immerhin König von Calista war, quasi als Tischdame für das heutige Dinner präsentiert und zugelassen, dass sie sich unterhielten wie Gleichgestellte!
War er damit nicht ein ziemliches Risiko eingegangen?
Natürlich! Das war es, worum es ihm wirklich ging! Eleni konnte es nicht fassen, dass sie zu blind gewesen war, um vorher darauf zu kommen.
Kaliq suchte dieses Risiko. Er brauchte es, um die Eintönigkeit des Alltags zu ertragen! Ein bisschen Nervenkitzel für einen gelangweilten Scheich – das war ihre wahre Rolle in seinem perfiden Spiel …
Nur mit äußerster Anstrengung gelang es Eleni, den Weg zu ihrem Zimmer zurückzulegen, so heftig und unkontrolliert zitterte sie am ganzen Körper. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, ließ sie sich mit einem Wehlaut aufs Bett sinken. Und dort blieb sie liegen und weinte, bis keine Tränen mehr kamen und ihr Herz nur noch ein kalter, gefühlloser Klumpen in der Brust war.
Wie in Trance erhob sie sich vom Bett, befreite sich von den Juwelen und legte sie sorgfältig in die bereitstehenden Schatullen zurück, hängte ihre kostbare Robe von außen an den Schrank und schlüpfte in ein seidenes Nachthemd.
Auf keinen Fall würde sie heute Nacht nackt und wehrlos, wie ein Lamm auf der Schlachtbank, in ihrem Bett auf den Scheich warten.
Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als sie irgendwann in der Ferne eine Tür zuschlagen hörte, und wenig später schwere Schritte auf der Treppe und kurz darauf auf dem Gang vor ihrer Tür. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, ob Kaliq klopfen würde, bevor er eintrat, aber natürlich tat er das nicht.
Warum sollte er ihr auch Respekt erweisen, wenn sie doch nicht mehr als ein dummes kleines Dienstmädchen für ihn war? Daran konnten offensichtlich auch die teuersten Juwelen und Kleider nichts ändern.
Kaliq betrat das Zimmer und lächelte, als er Eleni im langen seidenen Nachthemd neben dem antiken Schreibtisch stehen sah. Das wundervolle Haar fiel wie eine dunkle Wolke über ihren Rücken bis zu den Hüften herab, und die fließende Seide betonte ihre weiblichen Kurven auf eine dezente Weise, die seinen Mund trocken werden ließ.
„Bist du müde?“, fragte er weich.
„Sollte ich es sein?“
In ihrer Stimme schwang ein Ton mit, der ihn irritierte und alarmierte. „Das Dinner muss dir einiges an Geduld abverlangt haben“, äußerte er versuchsweise.
Eleni wandte sich ihm direkt zu, in ihren grünen Augen lag ein seltsamer Ausdruck zwischen Schmerz und Wut. „Denkst du?“, fragte sie rau. „Verspürst du denn wenigstens so etwas wie ein Triumphgefühl, dass deine Rechnung aufgegangen ist und ich bis zum Ende durchgehalten habe, ohne dich zu blamieren? Dass ich nicht einfach einen Hähnchenschenkel mit den Fingern von der goldenen Platte genommen und abgenagt habe wie ein wildes Tier? Bei einem dummen Stallmädchen kann man sich da ja nie so sicher sein, nicht wahr? Und das in Gegenwart deines Bruders, des Königs von Calista! Ganz schön mutig von dir, Kaliq. Oder sollte ich lieber sagen wagemutig?“
Auf Kaliqs dunkler Wange begann ein Muskel zu zucken. „Was soll der Unsinn, Eleni? Mein Bruder fand dich ausgesprochen sympathisch.“
„Bis du ihm eröffnet hast, wer ich wirklich bin.“
„Was, zur Hölle, soll das wieder heißen?“
„Du hast ihm doch gesagt, wer … oder was ich wirklich bin, nicht wahr?“
„Und wenn es so wäre?“ Am liebsten hätte Eleni laut aufgeschrien, einfach nur, um sich Luft zu machen. Aber sie war noch nicht fertig mit dem, was sie sich vorgenommen hatte.
„Und was genau hast du ihm gesagt?“, fragte sie mit bebender Stimme. „Dass ich ein dummes Stallmädchen bin, das du dir zurechtgestutzt und wie eine Puppe angezogen hast, um die ganze Welt zu deinem eigenen Vergnügen an der Nase herumzuführen?“
„Worüber ich mit meinem Bruder geredet habe, ist allein meine Sache!“, schoss er gereizt zurück. „Wie kannst du es überhaupt wagen, so mit mir zu sprechen?“
Doch sein arroganter Tonfall, von dem sie sich so oft hatte einschüchtern lassen, erreichte sie nicht mehr. „Weil ich wütend bin!“, schleuderte sie ihm entgegen. „Und zutiefst verletzt! Ich bin deine Geliebte, und du mein Liebhaber, Kaliq … aber
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