Prinzessin Kate
Kulisse in der preisgekrönten Metzgerei des Schlosses arbeitete. Bekleidet mit der traditionellen Metzgerschürze und dem Strohhut wog er gemeinsam mit den anderen Arbeitern schwere Tierhälften ab. Allerdings wohnten er und seine beiden Leibwächter in sehr viel luxuriöseren Räumlichkeiten als seine Arbeitskollegen – man hatte ihn im Jagdturm aus dem 16. Jahrhundert untergebracht, von dem aus man einen prächtigen Rundblick über den von Capability Brown entworfenen Park genießen konnte. Der Turm war ursprünglich für sommerliche Bankette gebaut worden, sodass die Ladys ihre Männer vom Turm aus bei der Jagd beobachten konnten. Der auf einem 100 Meter hohen Hügel stehende Turm war erst Anfang des Jahres gründlich renoviert worden und sollte an zahlende Gäste vermietet werden. William allerdings wurde die Miete – 900 Pfund pro Woche – erlassen. Für den Prinzen, der die Liebe zur Natur von seinem Vater geerbt und schon immer den Wunsch verspürt hatte, ein »Gentleman Farmer« zu werden, war dieser erste Einsatz ein Traumjob. Das Gästebuch unterzeichnete er mit »Will, Gloucestershire« und schrieb: »Wunderbar, hier zu wohnen – aber auf die Treppe sollten Sie sich nicht wagen, wenn Sie etwas getrunken haben!«
Nachdem William die Gummistiefel ausgezogen hatte, zog er einen Nadelstreifenanzug an – die nächste Phase seines Joberkundungsprogramms begann. Seine Aufgabe bestand darin, den Bankiers bei der Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) über die Schulter zu schauen. Er verbrachte eine Woche in der für Investitionen aus dem Wohltätigkeitssektor zuständigen Geschäftseinheit der Bank in der St. James’s Street, nur eine Ecke von Clarence House entfernt, danach fuhr er zur Niederlassung des Investitionszweigs der Bank in Canary Wharf. Auch verbrachte er einige Zeit bei der Bank of England, um sich darüber kundig zu machen, wie dort der Zinssatz festgesetzt wird, und besuchte die Londoner Börse, Lloyd’s of London, die Financial Services Authority und die Rechtsanwaltskanzlei der Königin, Farrer & Co.
Seine dritte und letzte Arbeitserkundung erfolgte beim Valley Mountain Rescue Team der Royal Air Force in Anglesey, Nordwales. Hier verbrachte er zwei Wochen und erlernte die Lebensrettungstechniken. Er nahm dabei an einer Proberettung teil. Dazu gehörte, dass er sich über eine 60 Meter hohe Felswand abseilen, gleichzeitig aber auch ein Ende einer Tragbahre halten musste, auf der ein Gegenstand lag, der dem Gewicht eines verletzten Bergsteigers entsprach. Doch dann geriet er erneut in eine Kontroverse, weil er sich in einem Hawk-Düsenjäger mit 1000 Kilometern pro Stunde von Anglesey zur Luftwaffen-Basis Lyneham in Wiltshire fliegen ließ, nur um die Armeestiefel abzuholen, die er für seinen Eintritt in Sandhurst noch einlaufen wollte.
Kate fiel es schwerer als ihrem Freund, ihren Platz im Leben nach dem Studium zu finden. Berichte, wonach sie wieder mit Prinz William zusammenlebte, bei der Königin zum Essen eingeladen worden sei und generell auf das Leben in der Königsfamilie vorbereitet werde, waren weit von der Wahrheit entfernt. Obwohl ihr Palastmitarbeiter inoffizielle Ratschläge für den Umgang mit den Medien erteilten, erhielt sie nur dann Personenschutz und VIP-Behandlung, wenn sie an Prinz Williams Arm erschien. Die übrige Zeit musste sie selbst mit allem fertigwerden, was einer schwierigen Gratwanderung zwischen dem Leben als königliche Begleiterin und ihrem Leben fernab des Königshauses gleichkam.
Während William abwesend war, flatterte Kate zwischen dem von Glyzinien überwucherten Elternhaus in Berkshire und deren Wohnung in Chelsea im Südwesten Londons hin und her, doch waren keine Anzeichen zu erkennen, dass sie einen Vollzeitjob anstrebte. Tatsächlich jedoch arbeitete sie hinter den Kulissen an der Gründung einer Internetfirma, mit der sie Kinderkleidung entwerfen und verkaufen wollte. Schließlich ließ sie die Idee wieder fallen; es erschien ihr zu schwierig, die kleine Firma in Gang zu bringen. Doch ließ ihr diese Beschäftigung genug freie Zeit zu shoppen und Fitnessstudios zu besuchen, sodass sie allmählich in den Ruf geriet, eben doch nichts weiter als eine Prinzessin im Wartestand zu sein.
Bei einem dieser Einkaufsbummel, auf dem sie von ihrer Mutter Carole begleitet wurde, begegnete Kate zum ersten Mal einer Designerin, die ihr helfen konnte, aus ihrer Schale auszubrechen. Wie die meisten Mädchen aus gutem Hause, die aus den ländlichen
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