Prinzessin meines Herzens
nicht.
Er betrachtete sie interessiert, aber da stand noch etwas in seinem Blick. Lily überlief ein Schauer.
„Kein Ehemann, Lily?“
Als er ihren Vornamen aussprach, fühlte es sich für sie wie ein zartes Streicheln an. Zuerst dachte sie, er hätte sie wiedererkannt und sich schließlich an ihren Vornamen erinnert – auch wenn er sie früher „Liliana“ genannt hatte. Aber sein weiteres Verhalten ließ nicht darauf schließen. Ihren Namen hatte er natürlich aus der Polizeiakte. Wie naiv von ihr, etwas anderes anzunehmen! Doch wieso war er hier? Kam der Prinz wirklich persönlich, wenn jemand des Diebstahls bezichtigt wurde?
Allmählich beschlich Lily das Gefühl, dass ihr irgendeine wichtige Information zu dem ganzen Rätsel fehlte …
„Nein, ich bin nicht verheiratet“, antwortete sie schließlich. Innerlich drohte die Angst um Danny sie zu überwältigen. Wenn Nico erst einmal wusste, dass er einen Sohn hatte … Vielleicht würde er ihr das Kind wegnehmen. Immerhin hatte er die Macht und das nötige Geld dazu.
Sie drängte sich an die Gitterstäbe. „Bitte, Ni…“, wollte sie ihn beschwören und verbesserte sich gleich darauf: „Eure Hoheit, bitte helft mir.“
Ein verwunderter Ausdruck huschte über sein Gesicht, verschwand jedoch sofort wieder. „Wieso sollte ich Ihnen helfen?“, fragte er.
Lily schluckte. Musste sie sich ihm nun doch anvertrauen? Würde sie ihrem Sohn damit schaden? Oder schadete sie Danny mehr, wenn sie nichts sagte? Was, wenn sie hier nie mehr herauskam? Würde Carla Danny großziehen?
„Wir … Wir sind uns schon einmal begegnet. Vor zwei Jahren in New Orleans. Sie waren damals sehr nett zu mir.“
„Ich bin immer nett zu Frauen.“
Lily spürte, wie sie errötete. Dieses Gespräch zu führen war absurd! Hier vor ihr stand der Mann, der mit ihr ein Kind gezeugt hatte – und der sich offensichtlich nicht an sie erinnerte. Also war es damals richtig gewesen, ihn nicht ausfindig zu machen.
Sie hatte ihn als Nico Cavelli kennengelernt. Und für sie war es ein Schock gewesen, als sie später entdeckt hatte, wer dieser Nico Cavelli tatsächlich war: Prinz Nico von Montebianco. Nur aus Spaß hatte sich dieser Playboy und Weltenbummler in New Orleans unters Volk gemischt. Kein Wunder, dass er sich nicht an sie erinnerte. Sicher wäre ihm Danny auch egal. Genauso wie sie ihrem eigenen Vater egal gewesen war.
Warum hatte sie sich ausgerechnet diesen Mann ausgesucht, um sich in die Liebe einführen zu lassen? Sie hatte sich von seinem Charme und seiner scheinbaren Aufrichtigkeit einwickeln lassen. Er hatte leichtes Spiel mit ihr gehabt. Allein dieser Gedanke war ihr unerträglich. Natürlich hatte er sie nicht direkt angelogen. Aber er hatte ihr eben nicht die volle Wahrheit gesagt. Sie hatte gewusst, wie er hieß und woher er kam – und mehr nicht.
Nachdem er damals sein Ziel bei ihr erreicht hatte, war er verschwunden. Über zwei Stunden hatte sie an ihrem vermeintlich letzten gemeinsamen Abend im Regen gestanden und auf ihn gewartet. Er war einfach nicht aufgetaucht.
Und jetzt ging er ihr richtig auf die Nerven. Bevor sie jedoch einen zusammenhängenden Satz herausbekam, holte er etwas aus der Hemdtasche und hielt es ihr hin.
Lily erschrak. Mit einem Mal war seine kühle Fassade verschwunden, und er wirkte wütend.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte er aufgebracht. „Wer ist dieses Kind?“
Lily wollte ihm das Foto wegnehmen, aber der Prinz zog es weg. Ein Schluchzer entrang sich ihrer Kehle. Man hatte ihre Sachen durchwühlt, als wenn sie eine gewöhnliche Kriminelle wäre. Und jetzt auch noch das: Er kannte ihr Geheimnis!
„Wer ist das?“, beharrte er.
„Mein Kind! Geben Sie mir das Foto!“, schrie Lily und griff erneut danach. „Es gehört mir!“
Prinz Nico schien erstaunt zu sein, fing sich allerdings schnell wieder. „Ich weiß nicht, welche Reaktion Sie von mir erwarten, nachdem ich das Foto gesehen habe. Ich sage Ihnen: Es wird nicht funktionieren, signorina. Das ist nur ein billiger Trick, um mich zu erpressen. Darauf falle ich nicht herein!“
Verwundert starrte Lily ihn an. „Sie erpressen? Warum sollte ich das tun? Ich will nichts von Ihnen.“ Sie überlegte fieberhaft. Nein, Nico konnte nichts wissen – nicht mit Bestimmtheit. Er hatte nur Angst um sich und sein Geld.
Auf merkwürdige Art war Lily sogar erleichtert darüber: Ihre Meinung von ihm bestätigte sich damit. Sie musste ihm bloß glaubhaft versichern, dass sie
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