Prinzessin meines Herzens
nichts von ihm wollte. Dann würde er sich durch sie nicht mehr bedroht fühlen. Und vielleicht würde er ihr helfen, hier herauszukommen.
„Ich will einfach nach Hause“, sagte sie so ruhig wie möglich.
Wieso hatte sie überhaupt Angst gehabt, dass er ihr Danny wegnehmen würde? Er war nicht der Typ Mann, der sich um ein Kind kümmerte. Er hatte viele Geliebte und sicher schon einige Kinder gezeugt. Normalerweise las Lily keine Klatschmagazine, aber die Artikel über Nico erregten immer wieder ihre Aufmerksamkeit. So wusste sie zum Beispiel, dass seine Hochzeit unmittelbar bevorstand.
Ein mulmiges Gefühl durchfuhr sie. Rasch verdrängte sie es, ohne es weiter zu hinterfragen. Was sagte wohl seine zukünftige Frau zu all den unehelichen Kindern?
Es war richtig, dass ich mich vor zwei Jahren entschieden habe, ihn nicht zu kontaktieren. Danny verdient mehr. Ihr Sohn sollte nicht so aufwachsen wie sie. Ihr eigener Vater war nur aufgetaucht, wenn es ihm gepasst hatte – und war einfach wieder gegangen. Es hatte ihn nicht interessiert, wie verlassen Lily sich gefühlt hatte.
„Was machen Sie in Montebianco?“, fragte Nico misstrauisch. „Wieso sind Sie hergekommen, wenn Sie mich nicht erpressen wollen?“
„Ich recherchiere für einen Zeitungsartikel.“
„Spielen Sie keine Spielchen mit mir, signorina.“ Er steckte das Foto ein und schaute sie finster an.
Der Prinz sah so aus, als wollte er die Wache beauftragen, diese Gefangene im Verlies zu vergessen. Vermutlich ist er wirklich zu so etwas in der Lage, dachte Lily.
In dem Moment fügte Nico hinzu: „Ich hoffe, Sie haben es bequem, Lily Morgan. Sie werden nämlich so lange in dieser Zelle bleiben, bis Sie mir die Wahrheit sagen.“
„Mein Chef hat mich hergeschickt. Einen anderen Grund gibt es nicht.“
„Wollen Sie mir etwa erzählen, dass das Kind auf dem Foto von mir ist? Sind Sie hier, um Geld von mir zu verlangen?“
Lily schlang die Arme um ihren Körper und stellte überrascht fest, dass sie zitterte. Sie mied seinen Blick. „Nein, ich will nur nach Hause. Ich will ein für alle Mal vergessen, dass ich Sie kenne.“
Nico kam näher, sodass Lily unwillkürlich zurückwich. Diesmal umklammerte er die Gitterstäbe und sah sie durchdringend an. „Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, Miss Morgan. Doch ich versichere Ihnen: Ich werde die Wahrheit ans Licht bringen.“
Als er sich abwandte und davonging, gab Lily keinen Ton von sich. Weiter mit ihm zu sprechen hätte ohnehin nichts gebracht. Prinz Nico besaß kein Herz.
Mit großen Schritten lief Nico in seine Gemächer und rief seinen Sekretär zu sich. Vor zwei Jahren hatte er den Befehl gegeben, alles über Lily Morgan in Erfahrung zu bringen. Überraschenderweise hatte sich beim Durchsehen der Polizeiakte herausgestellt, dass sie eigentlich Margaret Lily Morgan hieß und ihren zweiten Vornamen als Rufnamen benutzte. Allerdings erklärte es, warum sie damals auf einmal spurlos verschwunden zu sein schien.
Nico trat auf die Terrasse und sah auf die Stadt hinunter.
Das Wiedersehen mit Lily beschäftigte ihn mehr, als er es sich eingestehen wollte. Sie war nicht mehr das scheue Mädchen aus seiner Erinnerung – seine Liliana, die so zart und verletzlich gewesen war wie die Blume, deren Namen sie trug. Die Nacht im Gefängnis hätte ihr Angst machen und sie zur Kooperation bewegen sollen. Doch diese neue Lily war eine Kämpferin und wild entschlossen.
Nur wozu?
Er wusste es nicht, wollte sie jedoch auch keine zweite Nacht dort unten lassen. Bei dem Gedanken an die alte Festung verzog er angewidert das Gesicht. Die Haftbedingungen mussten dringend verbessert werden. Genau das wollte er nun ändern, nachdem er Kronprinz geworden war.
Nico nahm das Foto von Lily und dem Jungen aus der Hemdtasche, ohne es anzusehen. Es war sowieso eine Fälschung. Jeder Grafiker mit der entsprechenden Software konnte ein Bild retuschieren. Es war nicht das erste Mal, dass ihm jemand ein solches angebliches Beweismittel vorlegte. Die Medien unterstellten ihm ständig heimliche Dates mit irgendjemandem und lieferten passende Fotos dazu. Diese Behauptungen zu entkräften war zwar leicht, bereitete aber immer Ärger und Unannehmlichkeiten.
Trotzdem hatte er sich dieses Leben im Rampenlicht ausgesucht: Er hatte selbst entschieden, den Prellbock für Gaetano zu spielen. Nico fuhr sich durchs Haar. Er konnte damit umgehen. Und auch diesmal würde es ihm gelingen. Er würde Miss Lily Morgan nach Amerika
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