Prinzessin meines Herzens
ihre früheren Empfindungen echt oder nur eingebildet gewesen waren …
„Ich erinnere mich an dich“, sagte er nun. Für einen verrückten Moment glaubte Lily, er würde sie tatsächlich küssen. Stattdessen wandte er sich leise fluchend ab und fügte hinzu: „Ich weiß noch, dass wir uns auf dem Jackson Square kennengelernt haben. Ein Taschendieb hatte versucht, deine Handtasche zu stehlen. An den drei folgenden Abenden haben wir uns vor der Kathedrale getroffen. Und ich erinnere mich an den letzten Abend. In New Orleans wurde Karneval gefeiert – es war Mardi Gras. Du warst noch Jungfrau.“
Lily wurden die Knie weich, und sie ließ sich auf die Couch fallen. „Aber als du vorhin ins Gefängnis gekommen bist …“ Ihr versagte die Stimme. Nico hatte sie dieser Situation ausgesetzt. Und mit einem Mal wurde ihr klar, wie kalt dieser Mann sein musste. An einen solchen Mann durfte sie nicht ihr Herz verlieren. Er war nicht der Märchenprinz auf dem weißen Pferd. Nico war ein verwöhnter Bengel, der sich nur um sein Vergnügen kümmerte.
„So, und nun sage ich dir, was du tun wirst“, erklärte er und riss sie aus ihren Gedanken. „Du rufst deine Freundin Carla an, damit sie den Jungen zum Flughafen bringt. Dort gibt sie ihn an eine Frau weiter, die in meinem Dienst steht. Ihr Name ist …“
„Nein!“ Lily sprang auf. „Ich werde Carla nicht sagen, dass sie meinen Jungen …“
„Unseren Jungen, Lily!“
Lilys Herz schlug wie wild. Sie würde ihr Kind nicht an diesen Mann verlieren! „Lass mich gehen! Du hörst nie wieder von mir – das schwöre ich.“
„Ich kann dich nicht gehen lassen.“ Mit ärgerlicher Miene kam er auf sie zu. „Außerdem kenne ich die Wahrheit längst. Unser Sohn wurde vor knapp siebzehn Monaten am fünfundzwanzigsten November in einem kleinen Krankenhaus in Port Pierre, Louisiana, geboren. Du hast zweiundzwanzig Stunden in den Wehen gelegen. Die einzige Person, die dir zur Seite stand, war Carla Breaux.“
Lily sank wieder auf die Couch. „Warum hast du mich dann gefragt, ob es dein Kind wäre?“
„Weil ich es aus deinem Mund hören wollte.“
Die Verwunderung wich, und Lily wurde wütend. „Du nimmst mir mein Kind nicht weg, du nicht!“, rief sie. „Ich werde Carla nicht sagen, dass sie dir Danny übergeben soll. Lieber bleibe ich für immer in der Zelle!“
Nico ging zur Bar, füllte ein Glas mit einer karamellfarbenen Flüssigkeit und kam damit zurück. „Du bist überspannt, Lily. Trink das, es wird dir guttun.“
Sie nahm das Glas – vor allem tat sie das aber, damit er sich wieder von ihr entfernte. Wenn er ihr so nah war, konnte sie nicht denken. Glücklicherweise trat er nun an einen kleinen Tisch, um zu telefonieren. Er führte das Gespräch auf Italienisch, sodass sie nicht verstand, worum es ging. Es klang, als würde er nur Befehle abspulen. Auf jeden Fall sprach er jedoch so schnell, dass die Person am anderen Ende der Leitung kein Wort dazwischenbekam.
Nachdem er aufgelegt hatte, sagte er: „Du wirst jetzt deine Freundin anrufen. Sie soll Daniele morgen zum Flughafen bringen.“
„Das werde ich nicht tun“, entgegnete Lily. Sie war empört darüber, dass Nico die italienische Form vom Vornamen ihres Sohnes benutzte.
„Du kannst dir die Sache leicht machen oder schwer. Wenn du nicht mitspielst, siehst du Daniele vielleicht nie wieder. Weil du Montebianco dann nämlich nicht verlassen wirst. Er würde ganz allein und ohne Mutter aufwachsen.“
„Das würdest du deinem Sohn antun? Ihm seine Mutter vorenthalten?“
In Nicos Wange zuckte es kaum merklich. „Wenn du mitspielst, muss das alles nicht passieren, cara.“
„Wie kannst du nur so grausam sein?“
Als er die Schultern zuckte, sah Lily rot. Der verzogene Mistkerl wollte ihr Danny wegnehmen! Sie holte aus, wobei sie jedoch das Glas fallen ließ. Bevor sie einen zweiten Angriff starten konnte, hatte Nico sie bereits vom Sofa hochgerissen und trug sie quer durch den Raum. Doch Lily war so wütend, dass sie nicht kampflos aufgab.
Schließlich gelang es ihr, sich in seinen Armen zu drehen. Dadurch verlor Nico das Gleichgewicht, und sie stürzten. Nico landete rücklings auf dem dicken Orientteppich, Lily auf ihm. Aber im Handumdrehen wendete sich das Blatt, und er lag auf ihr.
„Hör auf, gegen mich anzukämpfen, cara! Es ändert ja doch nichts.“
Lily wand sich unter ihm und versuchte, sich zu befreien. Nico bewegte sich keinen Millimeter. Einer seiner Orden drückte
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