Prinzessin oder Erbse
ein paar Stunden ›Liebe à la carte‹. Bist du dabei?«
»Klingt lustig, gerne.«
»Gut, dann kann ich dich ja heute Abend gleich mitnehmen. «
»Hi, Fanny.« Erschrocken fahre ich herum.
»Äh, hallo, äh, äh …« Vor meinem geistigen Auge erscheint das Bild von Felix, wie er mit offenem Mund und verzücktem Blick vor Nadja stand und aussah wie ein Depp. Genau so wie ich jetzt gerade vermutlich. »Äh, äh«, versuche ich es noch einmal.
»David«, sagt David, und ich schüttele vehement den Kopf.
»Nein, ja, ich meine, das weiß ich doch.«
»Bis später dann.« Er schenkt mir noch ein süßes Grinsen, nickt Felix freundlich zu und geht seines Weges.
Ich sehe ihm hinterher. Das gibt es doch gar nicht. Ich war bisher so begeistert von seinen Augen, dem Lächeln, überhaupt der ganzen Vorderseite, dass ich der Rückseite gar keine Beachtung geschenkt habe. Was ein Fehler war. Was für schöne, lange Beine er hat. Und dieser süße, kleine, perfekte, knackige …
»Fanny, mach mal den Mund auf«, unterbricht mich Felix in meinen Betrachtungen und wedelt fürsorglich mit den Bachblütentropfen. »Ich sehe schon, wir beide werden uns gut verstehen.«
Zurück im Büro bekomme ich erstmal einen Anpfiff meines Chefs, was mir einfiele, »irgendwelche wildfremden Leute« in sein Allerheiligstes zu bringen. Ob mir nicht klar sei, dass die gesamte Abteilung strengster Geheimhaltung unterliege. Er gebärdet sich, als ginge es um irgendwelche Staatsgeheimnisse.
»Felix ist ein Freund von mir und absolut vertrauenswürdig. « Hoffentlich fragt er mich nicht, wie lange wir einander schon kennen.
»Auf mich macht er eher den Eindruck eines ziemlich durchgeknallten Fans. Vielleicht ist er sogar ein Stalker. So, wie er Nadja angestarrt hat.«
»Jeder starrt Nadja so an«, sage ich nachdrücklich. »Wir wollen, dass man sie so anstarrt.«
»Da haben Sie natürlich Recht«, gibt Matthias plötzlich friedfertig zurück. »Dennoch, wir müssen kontrollieren, wer hier so ein und aus geht, das müssen Sie doch einsehen. Diese Serie hat ein Image, und unsere Aufgabe ist es, dieses Image zu erhalten und zu schützen. «
»Ja, ich habe es ja nun verstanden«, sage ich ungeduldig.
»Ich wünschte nur, ich wüsste endlich Bescheid, was Schein und was Sein ist.« Prüfend schaut mein Boss mich an, und ich merke förmlich, wie es in ihm arbeitet. Ich versuche, möglichst vertrauenerweckend auszusehen.
»Na schön. Wie wäre es, wenn Sie mir erstmal erzählen, was Sie nach Ihrer aufmerksamen Lektüre jetzt über unsere Serie und die Hauptdarsteller wissen?«
»Soll das vielleicht ein Test sein?«, frage ich schnippisch, und er grinst breit.
»Durchaus. Aber es ist auch eine gute Gelegenheit, zu überprüfen, welches Bild wir der Öffentlichkeit vermitteln und ob es mit dem übereinstimmt, was wir darstellen möchten. Und das geht nur so lange, wie Sie noch quasi eine neutrale Beobachterin sind. Von Ihrer kleinen Schwärmerei für David mal abgesehen.«
Ich atme tief durch und beginne mit kühler Stimme meinen Vortrag: »Zunächst einmal zum Image von David Mory: Ein gut aussehender, liebeswerter Mann, achtundzwanzig Jahre alt, fast zu perfekt, um wahr zu sein. Der Traum sämtlicher Schwiegermütter und ihrer Töchter. Hat seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover gemacht, danach Theaterengagements in Landshut, Ingolstadt und Bruchsal. Dort wurde er von einem Casting-Agenten in einer Inszenierung von Romeo & Julia entdeckt. Nadja Reichert dagegen ist kein unbeschriebenes Blatt in der Fernsehbranche, sie steht schon seit zehn Jahren in Hauptrollen vor der Kamera und stand bereits als Besetzung für die Lara fest, während nach dem männlichen Hauptdarsteller noch gesucht wurde. Nach den Probeaufnahmen mit David hat sie zu den Produzenten gesagt:
Der oder keiner.« Ich sehe zu Matthias hinüber, der zufrieden in sich hineingrinst. »Seit Monaten spekulieren die Klatschzeitschriften, ob die beiden auch privat ein Paar sind. Ständig tauchen irgendwelche angeblichen Augenzeugen und unscharfe Beweisfotos auf, nur um dann in schöner Regelmäßigkeit dementiert zu werden. Vor wenigen Tagen kam dann die offizielle Bestätigung, dass die beiden tatsächlich eine Beziehung haben. Interessanterweise gab es parallel dazu bei ›Liebe à la carte‹ den ersten Kuss zwischen unseren beiden Hauptdarstellern zu bewundern.« Mit unschuldigem Gesichtsausdruck sieht mein Chef mich an.
»Sie meinen also, dass da
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