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Prinzessin oder Erbse

Prinzessin oder Erbse

Titel: Prinzessin oder Erbse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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junges Reh über die Wiesen hüpft.« Julia lächelt geschmeichelt, Felix dagegen scheint beleidigt.
    »Ich bin gar nicht so unfit«, behauptet er und strafft die schmalen Schultern.
    »Beweise es. Wir treffen uns in einer halben Stunde am Eingang vom Wohlerspark. Julia muss sich ja auch noch was anderes anziehen, das passt.« Damit schiebe ich ihn aus der Tür.

    Zwanzig Minuten später ist mein Enthusiasmus schon wieder verschwunden. Wann habe ich zum letzten Mal Sport getrieben? Das muss vorm Abi gewesen sein. Und da auch nur gezwungenermaßen, weil Sport ein Pflichtfach war. Ich fühle mich jetzt schon müde und erschöpft, obwohl wir noch gar nicht angefangen haben, sondern lediglich schnellen Schrittes durch die Wohlersallee »walken«, wie Julia es nennt.
    »Dadurch wird der Körper ein bisschen aufgewärmt. Es ist nicht gut, gleich loszurennen«, erklärt sie mir gut gelaunt und lässt die Arme kreisen. Ich ahme sie halbherzig nach und frage mich, ob Felix überhaupt auftauchen wird.
    »Du siehst aus wie ein Kanarienvogel«, kommentiere ich Julias dottergelben Aufzug schlecht gelaunt, aber sie lässt sich die gute Laune nicht verderben.
    »Du wirst schon sehen, wenn du dich erstmal dran gewöhnt hast, wirst du gar nicht mehr ohne Sport leben wollen. Du lebst im Moment einfach total ungesund. Kein Sport, nur Arbeit, viel Stress, das ist nicht gut. Gar nicht gut!« Na, was hat sie denn? Ich bin doch hier, oder etwa nicht? Es ist Samstagnachmittag, ich könnte jetzt gemütlich vor der Glotze hängen und David anschmachten, stattdessen bin ich im Begriff, durch den Park zu hetzen. Am Eingang der Grünanlage erkenne ich Felix, der an dem verschnörkelten Tor steht und Dehnübungen macht. Wie sieht der denn aus?
    »Wie siehst du denn aus?« Kritisch mustert Julia seinen ausgebeulten, dunkelblauen Jogginganzug, der vermutlich noch aus den Achtzigern stammt.
    »Ist doch völlig egal, was ich anhabe«, findet Felix. »Hauptsache, ich kann mich darin bewegen.« Kaum sind
wir losgelaufen, setzen bei mir heftige Seitenstiche ein. Felix hat einen knallroten Kopf und keucht wie ein Walross. Ein paar hundert Meter zwingen wir uns noch voran, ich gekrümmt mit einer in die Seite gestemmten Hand und er lautstark nach Luft ringend. Julia zieht ihr Tempo durch und belehrt uns, dass es sehr gesund ist, so langsam zu laufen, wie wir es gerade tun. Langsam ist gut. Felix und ich tauschen einen Blick und lassen uns dann fast zeitgleich zu Boden fallen. Aaaahh, tut das gut. Ich will nie wieder aufstehen. Direkt neben mir schnauft mein Laufpartner erleichtert: »Ich hoffe, das reicht für heute.«
    »Sport ist Mord«, quietsche ich und blinzele in den von grauen Wolken verhangenen Himmel. Julia hat endlich gemerkt, dass sie uns verloren hat, macht kehrt und baut sich jetzt mit verschränkten Armen über uns auf.
    »Was macht ihr denn da unten?«
    »Wir können nicht mehr«, jammern wir im Chor, und Julia schüttelt verständnislos den Kopf.
    »Wir sind ja nicht mal fünf Minuten gelaufen. Ein bisschen Willensstärke bitte, meine Herrschaften.«
    »Hab ich nicht«, jappst Felix.
    »Will ich nicht«, ergänze ich, und wir beginnen, albern zu kichern.
    »Ihr seid ja vielleicht ein paar Weicheier«, schimpft Julia, während sie auf der Stelle joggt und abwechselnd die Knie an die Brust zieht. Dann beugt sie sich ein wenig zu Felix hinunter und gewährt ihm Einblick in den Ausschnitt ihres knappen Tops. »Sag mal, ich hoffe, du hast nicht überall so eine schlechte Kondition«, gurrt sie. »Du weißt schon, was ich meine.« Sie lächelt vielsagend und schon ist Felix wieder auf den Beinen. Er sprintet
los und ruft über seine Schulter zurück: »Was ist denn? Auf geht’s! Jetzt kommt doch schon!« Ich setze mich langsam auf und sehe ihm sprachlos hinterher, während Julia selbstzufrieden nickt.
    »Na also. Geht doch.«
    »Sag mal, habe ich das eben richtig beobachtet? Flirtest du mit Felix?« Mit unschuldigen Kinderaugen sieht sie mich an.
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Das nennt man Motivationspsychologie. Übrigens, ich könnte mir vorstellen, David mag es auch gerne, wenn er nicht die ganze Arbeit allein machen muss. Du weißt schon, was ich meine.«
    »Motivationspsychologie, ja?«, brumme ich und lasse mich wieder ins Gras zurückfallen. »Das funktioniert bei mir nicht.«
    Ich übe lieber noch ein wenig das »Auf-dem-Rücken-Liegen«. Das wird David bestimmt auch gut gefallen. Bei dem Gedanken daran, ihn in dieser Position auf

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