Prinzessin oder Erbse
hoch.
»Schon gut«, winkt Julia ab. »Was machst du denn hier? Ich denke, du hast heute ein Seminar.«
»Ist ausgefallen.« Er reicht Julia eine weitere Papierserviette, an der jede Menge Schokoladenkrümel kleben.
»Nein, danke, Schokolade geht noch schlechter raus als Kaffee«, erklärt sie mit einem schiefen Lächeln.
»Tut mir echt leid. Ich wollte euch doch nur Frühstück bringen, um mich für das letzte Wochenende zu revanchieren.« Resigniert sieht er auf die am Boden liegenden
Becher, die mittlerweile in einer Kaffeepfütze schwimmen.
»Ups.« Ich gehe los, um eine Küchenrolle zu holen.
»Ich habe die letzten drei Schokoladenmuffins ergattert, hast du nicht gesagt, die mögt ihr so gerne?«, ruft er mir hinterher.
»Das ist wirklich nett von dir«, sagt Julia besänftigt. »Aber wir wollten gerade Joggen gehen.«
»Joggen?« Ich zucke resigniert mit den Schultern und knie mich hin, um die Bescherung auf dem Boden aufzuwischen. Felix lässt sich neben mir nieder, um zu helfen, während Julia ihre vollgekleckerte Jacke auszieht.
»Wir wollen Fanny ein bisschen auf Vordermann bringen! «
»Aber sie ist doch gut so, wie sie ist.« Er lächelt mich von der Seite an, und ich lächele dankbar zurück.
»Natürlich ist sie gut, wie sie ist. Es geht darum, ihr ein gutes Körpergefühl zu verschaffen. Auch im Hinblick auf all den Sex, den sie in Zukunft haben wird«, grinst Julia.
»Ach ja? Mit wem denn?«
»Na, mit David.« Felix Kopf schnellt empor.
»Wieso David? Der ist doch mit Nadja zusammen?«
»Ist er eben nicht, das ist doch das Gute. Das ist doch alles nur eine Erfindung für die Presse«, plappert Julia, noch ehe ich sie bremsen kann. »Ach ja, dann kannst du ja jetzt auch dein Glück bei Nadja versuchen.« Mit voller Wucht haue ich ihr auf den rechten Turnschuh.
»Aua, bist du verrückt geworden?« Fluchend hüpft sie auf einem Bein durch unseren Flur und hält sich den Fuß.
»Nein, aber du offensichtlich. Spinnst du?« Verständnislos sieht sie mich an, bis endlich der Groschen fällt.
»Ups, Verzeihung.«
»Mann, Julia, sagt dir die Zahl 50 000 Euro irgendetwas? «, frage ich sie vorwurfsvoll, während Felix verwirrt von einem zum anderen sieht.
»Die beiden sind gar nicht zusammen? Das ist nur ein Publicity-Gag?«
»Natürlich nicht«, sage ich bestimmt.
»Aber warum hat Julia das denn gerade behauptet?«
»Weil sie ein Plappermaul ist.« Ich werfe Julia, die schuldbewusst auf ihrer Unterlippe herumkaut, einen wütenden Blick zu.
»Meinst du nicht, wir könnten es ihm sagen?«
»Das hast du doch bereits getan«, sage ich vorwurfsvoll.
»Es tut mir leid. Ehrlich. Aber schließlich ist er direkt betroffen von der ganzen Sache. So wie du.«
»Das ist was ganz anderes. Nadja hat schließlich einen Freund.«
»Aber nicht David«, schlussfolgert Felix und sieht mich fragend an.
»Nein, nicht David«, gebe ich notgedrungen zu, während ich ein ganz flaues Gefühl in der Magengegend bekomme. Was weiß ich denn schon über Felix? Ich kenne ihn gerade mal seit einer Woche. Er könnte auch ein Undercover-Journalist sein. Doch wenn ich so in seine Augen schaue, kann ich mir das einfach nicht vorstellen. Außerdem ist das Kind ja sowieso schon in den Brunnen gefallen. »Bitte, du musst mir versprechen, dass du niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen verrätst«, flehe ich ihn an.
»Natürlich nicht, Fanny, großes Ehrenwort!«
»Und wenn er das nicht hält, dann bezahlst du die 50 000 Euro, verstanden?«, wende ich mich an Julia, die noch immer ganz zerknirscht aus der Wäsche guckt.
»Verstanden«, sagt sie kleinlaut.
»Dafür müsstest du ganz schön viele Yogastunden geben«, bekräftige ich meine Drohung, woraufhin sich Julias Miene unverständlicherweise aufhellt.
»Apropos, wir wollten doch joggen gehen! Felix, du kommst mit.«
»Ich? Joggen? Niemals!«
»Doch, unbedingt«, nicke ich, denn plötzlich sehe ich eine Möglichkeit, mich nicht alleine zum Affen machen zu müssen. »Das ist total gut fürs Körpergefühl, und für die Ausstrahlung, und vielleicht hast du ja bald Sex mit Nadja«, versuche ich ihn zu überzeugen, während Julia sich ein Grinsen verkneift.
»Ich denke, sie hat einen Freund.«
»Nichts ist für die Ewigkeit. Bitte, bitte, komm mit!«
»Was hast du denn davon?«, fragt er mit einem verzweifelten Unterton in der Stimme.
»Dann bin ich wenigstens nicht die Einzige, der die Zunge bis zum Boden hängt, während Madame Sportlich hier wie ein
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