Prinzessin wider Willen
geschmerzt.
"Jana..."
"Ich meine es wirklich so." Sie schlug einen künstlich fröhlichen Ton an. "Sie haben recht. Es gibt nichts, worüber wir sprechen müssten. Manche Dinge passieren eben, ohne etwas zu bedeuten."
Nicolas warf ihr einen langen Blick zu, ehe er sie durch einen Teil von Schloss Cyznik führte, den sie noch nie gesehen hatte, und zu einer Tür hinaus, von deren Existenz sie nichts gewusst hatte. Die Tür führte auf einen Hof, der mit Autos vollgestellt war. Nicolas ging an einem alten Mercedes und drei Renaults vorbei zu dem Wagen, den sie am Vorabend benützt hatten.
"Wir reisen inkognito", erklärte er und öffnete ihr die Beifahrertür.
"Wohin fahren wir?" Jana betrachtete seine Hände, während er den Wagen aus dem Hof steuerte.
"Ich muss etwas erledigen, und dann entscheiden Sie."
"Im Ernst?"
"Im Ernst. Aber zuerst muss ich diese Arbeitsgenehmigungen in den Palast bringen. Haben Sie schon den Palast besichtigt?"
Jana betrachtete sein Profil. Der Wagen war klein und erzeugte Vertraulichkeit. Sie konnte gar nicht übersehen, wie sich Nicolas' Muskeln anspannten und entspannten, wenn er die Pedale bediente. "Sie wissen, dass ich ihn noch nicht gesehen habe."
"Ein Versehen, das wir in ungefähr zwanzig Minuten korrigieren." Er fuhr eine gepflasterte Straße hinauf. "Der Palast wurde im vierzehnten Jahrhundert erbaut. Keine Sorge. Er wurde seither ein paar Mal modernisiert. Leider muss er völlig renoviert werden. Das dauert lange und ist teuer."
"Brauchen wir überhaupt einen offiziellen Palast?" Sie stützte sich am Armaturenbrett ab, als sich der Wagen zu der ungeschützten Kante einer tiefen Schlucht neigte. "Wäre das Geld nicht besser angelegt, wenn man Straßen wie diese repariert?"
Nicolas wartete mit der Antwort, bis die Straße breiter wurde.
"Die Fürsten und Fürstinnen von Boglandia haben traditionell im Palast gewohnt. Die Renovierung war einer der ersten Punkte, die nach der Wiedereinsetzung der Regierung von der Vosnia behandelt wurden."
Jana schwieg, bis sie eine qualvoll steile und enge Kurve genommen hatten und der Palast in Sicht kam. Unwillkürlich rang sie nach Luft.
"Das sieht wie in einem Disney-Film aus!" Sie erwartete beinahe, dass eine Zugbrücke herabgelassen wurde und Ritter aus dem Palast preschten.
An manchen Stellen waren die Mauern zehn Meter hoch, an anderen ragten sie direkt von den Felskanten tiefer Schluchten auf.
"Das Äußere sollte abweisend wirken, aber die Räume hinter den Mauern werden Ihnen gefallen. Vor etwas mehr als einem Jahrhundert wurde das Innere abgerissen und neu aufgebaut.
Kleine Räume wurden erweitert, große, zugige Räume wurden verkleinert. Jetzt verlegen wir Strom und Zentralheizung."
Nachdem er durch einen Tunnel im Felsen gefahren war, kamen sie auf einen als Parkplatz genutzten Hof. Jana stieg aus dem Wagen, beschattete die Augen und blickte zu den Dutzenden von steilen Dächern hinauf, die sich ringsum zwischen hoch aufragenden Türmen erhoben.
"Der Palast ist ja riesig!"
Nicolas berührte ihren Arm, und ihre Kopfhaut begann zu prickeln. "Wenn Sie mich entschuldigen. Ich brauche nicht lange."
Er ließ Jana neben dem Wagen zurück und ging zu den Männe rn, die durch einen Seiteneingang neben einem Stapel Bauholz und anderem mit Plastikfolie abgedecktem Material herein und heraus strömten. Er redete mit einem untersetzten Mann in einem Overall.
Jana betrachtete ihre Hände. Was geschah zwischen ihnen?
Eine neue Entwicklung in dem Tauziehen ihrer Beziehung? Und welchen Sinn sollte das haben? Sie wussten beide, dass es zu nichts führen konnte. Constanza würde sich nicht in Luft auflösen.
"Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Sind Sie jetzt bereit für eine Besichtigung?"
"Sie sehen heute so normal aus", platzte sie heraus.
Er lachte. "Ich wusste nicht, dass ich sonst unnormal aussehe."
"Wenn ich Sie sehe, tragen Sie entweder einen
Geschäftsanzug oder einen Abendanzug. Oder ein Cape."
Er lächelte und ergriff ihren Arm. "Vorsicht, wohin Sie treten. Hier ist überall Bauschutt."
In den nächsten anderthalb Stunden erforschten sie die endlosen Räumlichkeiten des alten Palastes. Nicht einen einzigen Moment konnte Jana sich vorstellen, wirklich in einem so weitläufigen Gebäude zu leben.
"Was jetzt?" Das alles war interessant, aber Jana wollte den Tag nicht verstreichen lassen, ohne über die Beschränkungen zu diskutieren, die sie störten.
"Die Große Galerie. Es sei denn, Sie wollen die
Weitere Kostenlose Bücher