Prinzessin wider Willen
Bar von Coz. Sind wir im Mittelalter? Man könnte ein Vermögen verdienen."
Jana beugte sich neugierig vor und schob ihre Baseballmütze zurück. "Wollen Sie das? Ein Vermögen in Boglandia verdienen?"
Brad Stevens schüttelte den Kopf. "Nein, ich reise morgen ab. Niemand in diesem lausigen Land hat Startkapital. Selbst wenn ich jemanden finden sollte, der in eine Firma investieren will, die von einem tüchtigen jungen Amerikaner mit viel Energie und Begeisterung geführt wird, hat niemand in Boglandia Geld, um meine Produkte zu kaufen. Wir sind hier am Ende der Welt."
Jana blickte zu den anderen Leuten in der Kneipe. Sie hatten nicht gesprochen und sich nicht bewegt. Die traurige Musik deprimierte sie allmählich. "Ich habe gehört, dass es eine neue Regierung gibt." "Hier wird sich nichts ändern", behauptete Stevens mit der Autorität eines Experten, der ein endgültiges Urteil sprach. "Achtzig Prozent der Bevölkerung von Boglandia sind Bauern, die noch in den Feudalzeiten feststecken. Sie bezahlen für ihre Pacht, indem sie zwei Tage pro Woche für die Aristokraten arbeiten, denen das meiste Land gehört. Glauben Sie das?"
Jana starrte ihn an. "Das kann nicht wahr sein", flüsterte sie.
"Es ist aber wahr. Also, was halten Sie davon, wenn wir beide es in der Slowakei versuchen? Wir fahren per Anhalter nach Rumänien, nehmen den Zug und essen morgen Abend in der Slowakei Gulasch und planen, wie wir ein Vermögen machen. Sind Sie daran interessiert?"
Die Tür der Kneipe flog auf. Ein Schwall kalter Luft fegte zusammen mit Nebel herein. Ein hochgewachsener Mann stand in der Tür, in einen Umhang gehüllt,
"Himmel", murmelte Stevens. "Werde ich froh sein, wenn ich endlich wegkomme! Ich fühle mich wie in einem Dracula-Film."
Nicolas kam näher, seine Augen auf Jana gerichtet, die Lippen grimmig zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
Als er sich verbeugte, wehte sein Umhang um ihn.
"Wenn Sie jetzt bereit wären zu gehen, Hoheit..."
Jana hörte den wütenden Unterton. Sie hätte gern
widersprochen, wollte jedoch keine Szene machen. Langsam stand sie auf. Die Musik war bei Nicolas' Eintreten verstummt.
Alle starrten sie an.
Sie schluckte. "Das Bier war ausgezeichnet", lobte sie, um den verstörten Mann hinter der Theke zu loben. "Ihre Musik hat mir gut gefallen", sagte sie zu den Musikern. Nachdem sie den drei Leuten in der Ecke, die sie mit offenem Mund anstarrten, zugelächelt hatte, streckte sie Brad die Hand entgegen. "Danke für die Unterhaltung und das Bier."
Brad Stevens starrte Nicolas und dann Jana an. Vor Staunen konnte er den Mund nicht mehr schließen.
"Wo sind Ihre Manieren?" zischte Nicolas. "Küssen Sie ihr die Hand. Das ist Fürstin Marijana!"
Stevens betrachtete ihre Baseballmütze, das Sweatshirt und die Jeans, bevor er unbeholfen ihre Hand ergriff und an seine Lippen zog. "Was ich vorhin sagte ..."
Jana verwandelte den Handkuss in einen Händedruck. "Viel Glück", sagte sie ruhig. "Ich hoffe, Sie machen Ihr Vermögen."
Sie ging an Nicolas vorbei zur Tür. Sobald sie auf der dunklen Straße standen, durch die der Nebel zog, wirbelte sie zu ihm herum. "Sie und ich haben eine Menge zu besprechen!"
"Allerdings", erwiderte Nicolas scharf und öffnete die Tür eines wartenden bescheidenen Wagens, der sie über die Pflastersteine holpernd zum Schoß zurückbrachte. "Ich habe für Sie und mich alle morgigen Termine abgesagt. Ich werde um neun Uhr morgens in Ihren Gemächern sein. Wir haben den ganzen Tag Zeit zum Sprechen."
"Ausgezeichnet!" fauchte Jana, verschränkte die Arme und wandte sich von ihm ab. "Gut! Fein!"
Der Wagen hielt vor den zischenden Fackeln, die das Tor von Schloss Cyznik flankierten. Nicolas führte sie an den Wachen vorbei, die rote Gesichter hatten und starr geradeaus sahen.
"Wie schade, dass Sie keine Handschellen haben", murmelte Jana wütend Nicolas zu. "Vermutlich bringen Sie mich jetzt ins Verlies."
"Die Situation ist schon peinlich genug. Könnten wir auf melodramatische Effekte verzichten?"
"Gute Idee. Dann fangen wir doch damit an, dass wir diese Kerle mit den Gewehren feuern. Dann schaffen wir Titel und Handküsse ab. Wir könnten aus dem Thron sogar einen Blumenständer machen ..."
"Sie haben Ihren Standpunkt bereits verständlich gemacht", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Er begleitete sie zu der Tür zu ihren Gemächern, blieb stehen und betrachtete sie im schwachen Schein der flackernden Lampen. Seine schwarzen Augen waren tief und nicht
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