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Prinzessin

Prinzessin

Titel: Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Aysa
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ringsum versuchen ebenfalls, ihren Finger zu erreichen. Sie zieht ihre Hand zurück und stellt fest, dass sich eine Graspflanze in den Schnitt hineingewunden hat, schon einen Zentimeter tief in ihren Finger eingedrungen ist. Über dem leichten Brennen der Wunde hat sie diese Penetration nicht mal gespürt.
    Himmel, was sind das für Organismen? Killergras? Kannibalengras?
    »An deiner Stelle würde ich vorsichtig sein mit dem Gras«, sagt jemand hinter ihr, und sie dreht sich erschrocken um.
    Die Wohnung entpuppt sich als alter Bunker, den irgendjemand vor einer Ewigkeit hat anlegen lassen. Zwei miteinander verbundene Röhren, vollgestopft mit Schrott und lebensnotwendigen Dingen. Konservenstapel in Regalen. Haufen von Stoffen in Stapelboxen. Elektroschrott. Ein Generator. Bücher. Sich auftürmende Kisten mit Tausenden Päckchen Blumensamen. Ein Bett. Dusche, Waschbecken, transportables Klo. Wasserflaschen.
    Sehr viele Werkzeuge aller Art. Mehr Chaos als nötig, aber weniger chaotisch, als es hätte sein können. Sturmlaternen illuminieren die Gesamtheit des wohlgeordneten Durcheinanders.
    Der Gärtner fasziniert sie. Er hat sie auf einem Weg durch den Garten geführt, der ihr gar nicht aufgefallen ist, einem schmalen Streifen aus weißem Kies. Sie hat inmitten der Blumen gestanden, berauscht vom Anblick und dem Duft.
    Tatsächlich hat sie sogar Insekten über die Wiese schwirren gesehen, Bienen hat sie jedoch keine erkennen können.
    »Doch, es gibt welche. Wenige nur, aber sie sind da. Ich habe es bisher nicht geschafft, ihren Stock zu finden, um ihnen wenn möglich zu helfen. Aber es ist eindeutig, wenigstens eine Kolonie verbirgt sich irgendwo. Damit ist die Menschheit noch nicht endgültig dem Untergang geweiht.«
    Der Gärtner ist ein wandelndes Klischee. Er spricht sanft und ruhig, er strahlt in sich ruhende Friedfertigkeit aus. Er riecht nach Gras und Erde, und er lächelt viel.
    Er ist älter als sie, sie gibt ihm zehn, 15 Jahre dazu. Das Haar an den Schläfen weist silberne Strähnen auf. Fältchen umspielen seine Augen, die mal streng, mal lachend in die Welt blicken.
    Der Gesamteindruck ist mehr als passabel, er imponiert ihr, und das macht sie an.
    In ihrer Vorstellung sieht sie, wie er vor ihr kniet und seine Zunge über den Slip in ihrem Schritt leckt.
    Diese Fantasie lässt sie feucht werden und beschert ihr weiche Knie. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, mit unwiderstehlicher Gewalt. An seiner Reaktion auf ihre sexuelle Unruhe kann sie unschwer erkennen, dass es ihm nicht viel anders geht. Da hat sie wohl jemandes inneren Frieden in Erregung versetzt, schmunzelt sie in Gedanken.
    Der einzig erfolgreiche Weg, sich einer Versuchung zu entledigen, besteht darin, dass man dem Verlangen schlicht und ergreifend nachgibt. Alles andere ist sinnlose Selbstquälerei, und für Masochismus hat sie nur beschränkt etwas übrig, wenn es nicht um ... egal.
    Jetzt liegt sie neben ihm im Bett, beengt aber bequem. Sie ist entspannt wie schon lange nicht. Sie ist befriedigt wie schon lange nicht.
    Endlich.
    Nach einer Ewigkeit hat sie wieder Sex mit einem Mann gehabt, freiwillig, in beiderseitigem Einverständnis, voller Begierde und Zuneigung. Sie hat mit jemandem gefickt, mit dem sie es treiben wollte, der scharf darauf war, sie zu bumsen.
    Er ist gesund, hat einen großen Schwanz, weiß, wie er das Ding einsetzt, hat verdammt noch mal Ahnung, was er mit Fingern und Zunge alles anstellen kann. Er ist gut im Bett und darauf bedacht, dass sie haufenweise Orgasmen bekommt.
    Scheiße, ist das geil.
    Selbstredend ist er ein Spinner. Er mag Pflanzen, redet sogar mit ihnen, hat es sich in den Kopf gesetzt, die Welt neu zu bepflanzen, wohl wissend, wie winzig im Vergleich zum gesamten Globus das Areal ist, um das er sich kümmern kann.
    Aber, so sieht er das, wenn er hier anfängt und Erfolg hat, dann wird Mutter Erde das ihre tun, um den kleinen Garten Eden, den er anlegt, zu vergrößern. Die Natur kann überaus hartnäckig sein.
    »Es ist egal, wenn einige der Pflanzen aussterben. Neue gesellen sich dazu, verändert, um unter den herrschenden Bedingungen zu überleben. Sie kreuzen sich mit den alten Sorten, und eine Welle erstarkter Gewächse wird die Besiedlung der Welt vorantreiben. Es ist so ähnlich wie das Terraforming einer anderen Welt – nein, es ist genauso.«
    Er grinst sie an. »Fauna und Flora beginnen von vorn, und diesmal spielt die Menschheit keine tragende Rolle mehr. Sie passt sich an oder verschwindet,

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