Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
wich Berringers Blick aus.
„Warum sagen Sie uns nicht, was Sie schon wissen?“, forderte Berringer sie auf.
„Tut mir leid, ich weiß nicht, wovon Sie reden, Herr Berringer!“ Peter Gerath runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe keine Ahnung, was Sie da für ein Spiel treiben, Herr Berringer, aber ich weiß genau, wofür ich Sie eigentlich bezahle – nämlich dafür, dass Sie mir Informationen liefern!
Informationen, an die die Polizei aus irgendwelchen Gründen nicht herankommt, Sie aber schon, denn Sie können sich voll und ganz dieser Sache widmen und brauchen keinerlei Rücksicht auf Vorschriften und Paragrafen zu nehmen. Also reden Sie schon.“
Berringer trat auf die beiden zu. Regina Gerath hatte sich zur Seite gewandt. Sie beobachtete den Detektiv aus den Augenwinkeln heraus. „Sie waren doch ungefähr zur Tatzeit am Tatort, Frau Gerath“, stellte Berringer fest. „Dafür gibt es Zeugen.
Angeblich waren Sie schwimmen, aber entweder, Sie haben an diesem Morgen Ihre Bahnen im Badezentrum in einem Rekordtempo hinter sich gebracht, oder Sie sind einfach früher aufgestanden. Oder Sie waren nie dort und haben das nur als Ausrede benutzt. Letzteres halte ich für das Wahrscheinlichste.“
„Sie haben eine blühende Fantasie, Herr Berringer“, sagte sie mit schneidender Stimme.
„Aber warum sollte meine Frau den Geschäftsführer von Avlar Sport umbringen?“, fragte Gerath. „Das ist doch absurd! Ich meine …“
„Wollen Sie es Ihrem Mann sagen oder muss ich es tun?“, fragte Berringer an Regina Gerath gewandt.
Sie schluckte, schien noch mit sich zu ringen und nach einer Ausrede zu suchen. Aber was hätte sie sich da ausdenken können? Die Fakten ließen sich kaum schönreden, egal, wie man es auch formulierte.
„Ihre Frau hatte ein Verhältnis mit Frank Severin“, erklärte Berringer, als Regina Gerath noch immer nichts sagte. „Dafür gibt es ebenso Zeugen wie für ihre Anwesenheit am Tatort, dem Ufer des Modellsegelweihers am Elfrather See. Herr Severin war nämlich leidenschaftlicher Modellsegler und hat am See geübt. An diesem Morgen nahm er sich kurzfristig Urlaub dafür. Vielleicht, um sich dabei zu entspannen, weil ihm der Stress überm Kopf stieg.“ Gerath blieb vollkommen ruhig. Die Nachricht von der Untreue seiner Frau schien ihn in keiner Weise zu überraschen oder emotional zu tangieren. Er nahm das hin wie schlechtes Wetter, dachte Berringer. Er selbst könnte das nicht. Aber wer mochte schon wissen, was die Eheleute Gerath tatsächlich noch miteinander verband. Allzu viel schien es jedenfalls nicht zu sein.
Genauso wenig schien es Gerath zu erschüttern, dass seine Frau möglicherweise eine Mörderin war.
„Ich … äh, ich habe mir nach Ihren ersten Hinweisen auf Severin mal die Bücher vorgenommen, beziehungsweise vornehmen lassen“, erwiderte Gerath schließlich und nachdem er sich ausgiebig geräuspert hatte. „Da gibt es ein paar seltsame Dinge, die auf dem ersten Blick keinen Sinn ergeben.“
Was das wirklich alles, was er dazu zu sagen hatte?, ging es Berringer durch den Kopf; er war fassungslos. Wie konnte jemand nur so kalt sein! Er musste sehr an sich halten, um seine Meinung nicht lauthals zu äußern. Aber so etwas brachte nichts, das wusste Berringer aus leidvoller Erfahrung.
„Severin war in illegale Geschäfte verwickelt, die über Avlar Sport liefen“, berichtete Berringer daher äußerst sachlich. „Wie tief er in diesen Sumpf verstrickt war, wird die polizeiliche Untersuchung ergeben, Herr Gerath. Sie werden damit leben müssen, dass die Presse und die Öffentlichkeit Avlar Sport in nächster Zeit immer wieder mit diesen schmutzigen Geschäften und Severins Ermordung in Verbindung bringen wird.
Ganz bestimmt keine gute Werbung für Ihre Sportkleidung.“
„Und ich habe ihm vertraut!“, stieß Peter Gerath bitter hervor. Berringer fragte sich, woher diese Bitterkeit in erster Linie rührte. War es der private Betrug? Der schien ihn weit weniger zu kümmern als der geschäftliche, wie Berringer verwundert feststellte.
„Wenn es wirklich so wäre, wie Sie behaupten, und ich hätte ein Verhältnis mit Herrn Severin gehabt …“, begann Regina Gerath.
Aber Berringer unterbrach sie. „Tun Sie nicht so, als wäre er für Sie Herr Severin gewesen, das ist ja lächerlich!“
„Kein Wunder, dass der Polizeidienst nichts für Sie war“, versetzte sie, „da Sie offensichtlich so etwas wie die
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