Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Unschuldsvermutung gar nicht kennen!“ In diesem Moment reagierte Gerath. Er wandte sich seiner Frau zu und hielt ihr vor:
„Es ist nicht zu fassen! Ich biete dir hier ein Leben in allem nur erdenklichen Luxus, seitdem unsere Kinder groß sind, hast du nichts weiter zu tun, als dich deinen pseudokreativen Anwandlungen zu widmen, und da fällt dir nichts Besseres ein, als dich mit meinem Geschäftsführer einzulassen? Ausgerechnet Severin!“ Meine Güte, dieser Ausbruch von Emotionen kam aber mit deutlicher Verzögerung, dachte Berringer. Gefühlsmäßig schien Peter Gerath tatsächlich eine lange Leitung zu haben. Vielleicht hatte er sich zu lange und zu intensiv seinen Pferden gewidmet.
„Wenn ich wirklich ein Verhältnis mit Frank gehabt hätte, wieso hätte ich ihn dann umbringen sollen?“, hielt Regina Gerath dem Privatermittler vor. „Können Sie mir das vielleicht erklären, Sie Superdetektiv? Das ist doch alles völlig hirnrissig und an den Haaren herbeigezogen, was Sie uns da auftischen!“ Und an ihren Gatten gerichtet, fuhr sie fort: „Dieser Mann will uns doch nur auseinander bringen. Keine Ahnung, was er sich davon verspricht, einen Keil zwischen uns zu treiben, aber …“
„Dann bestreitest du, ein Verhältnis mit Severin gehabt zu haben?“, fiel ihr Peter Gerath ins Wort. „Du nanntest ihn gerade Frank …“ Er schüttelte den Kopf, trat an die Fensterfront und blickte hinaus in den Garten, wo die Wachmänner patrouillierten. „Ich habe mich schon längere Zeit gefragt, ob da wohl irgendetwas läuft. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass es Severin ist. Ausgerechnet Severin!“ Er schüttelte erneut den Kopf und fuhr sich dann mit einer fahrigen Geste übers Gesicht.
„Sie wollten Ihren Mann psychisch fertig machen und wahrscheinlich auch umbringen“, sagte Berringer zu Regina Gerath. „Severin war Ihr Komplize dabei. Er hat bei der Bundeswehr schießen gelernt.“
„Das ist doch alles nicht wahr!“, kreischte sie, die ihre brüchig gewordene Fassung allmählich verlor.
Endlich, dachte Berringer. Er hatte schon gedacht, diese Frau wäre ein einziger Felsklotz, an den selbst er sich die Zähne ausbeißen würde. Endlich schien zumindest ein wenig von dem heißen Magma hervorzubrechen, was da unter der dicken, lange erkalteten Kruste brodelte, mit der sie ihre Seele umgeben hatte.
Ihre Augen funkelten voller Wut, als sie sich wieder an ihren Mann wandte. „Ich will nicht verhehlen, dass du es durchaus verdient hättest, ein bisschen gequält zu werden, und dass ich deine Pferde noch nie leiden konnte! Ein bisschen von der Liebe, die du deinen Viechern entgegengebracht hast, hättest du vielleicht ja auch mal in deine Kinder oder deine Frau investieren können!“ Sie lachte hysterisch auf. „Investieren –
das ist doch der passende Begriff, wenn ich mich nicht irre! Glaubst du, Maja wäre sonst in die Arme dieses obskuren Gurus gelaufen und hätte nichts Besseres zu tun, als ihren Vater um Geld anzubetteln, das sie dann umgehend an diesen Spinner weitergibt? Glaubst du, Andreas wäre spiel- und kokainsüchtig geworden, wenn du nicht ständig nur an seiner Arbeit in der Firma herumgemäkelt hättest, anstatt ihm die Anerkennung zu zollen, die er verdient gehabt hätte!“
„Er hat Gelder veruntreut!“, verteidigte sich Peter Gerath.
„Aber erst, nachdem er krank geworden war. Was sollte er denn auch tun? Da er deine Liebe und Anerkennung schon nicht bekommen konnte, hat er wenigstens dein Geld genommen.“
„Er hat mich betrogen! Was erwartest du da?“
„Mir hat er sein Herz ausgeschüttet, aber du hast ihm nie – nie! - zugehört!“
„Ach, was redest du da!“
„Und Till! Dessen künstlerische Fähigkeiten hast du nie anerkannt. Seine Ambitionen waren für dich immer nur Hirngespinste – auch als längst klar war, dass er zu allem anderen, nur nicht zu einer Existenz als freier Unternehmer taugt! Aber dich hat das ja nicht gekümmert! Wer sich deinen Plänen nicht unterordnete, der wurde mit Verachtung oder Geldentzug bestraft – so war es doch!“
„Ach, jetzt bin ich allein an der Misere unserer Kinder Schuld? Dabei hast du sie doch erzogen, sie an deinem Rockzipfel gehalten und nicht zugelassen, dass sie selbstständige Menschen wurden! Du gibst Till doch immer noch Geld, damit er über die Runden kommt! Ist doch wahr, oder glaubst du, ich merke das nicht?“
„Till ist auf dem Weg, ein wirklich großer Künstler zu werden. Ein kreativer Mensch, dem
Weitere Kostenlose Bücher