Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
sein.“
„Dann ist er von innen dorthin gelangt.“
Der Polizist ging etwa zehn Meter zu einer Personaltür. Das Schloss war aufgebrochen worden. „Er muss noch da drinnen sein!“
„Sollen wir rein?“
„Warten wir auf Verstärkung. Weg kann er nicht.“
„Auch wieder wahr.“
„Mann, du hast Nerven“, sagte Harry Handbroich, der sich erst mal eine Selbstgedrehte genehmigte.
Marwitz nahm deutlich den süßlichen Marihuana-Geruch wahr. Manche Gewohnheiten ließen sich offenbar nur schwer ablegen, und Harry schien der festen Überzeugung, dass die Polizei im Augenblick Wichtigeres zu tun hatte, als sich um einen einzelnen friedlichen Haschischkonsumenten zu kümmern.
Harry schüttelte den Kopf. „Da macht dich ein Irrer fast alle, und du hast nichts anderes im Kopf als dein Geschäft!“ Harry konnte es kaum fassen, dass Frank Marwitz zum Handy gegriffen hatte, noch während die Polizisten auf dem gegenüberliegenden Grundstück nach dem Armbrustschützen suchten.
Doch Marwitz brauchte einfach eine funktionierende PA-Anlage zum Korschenbroicher Schützenfest. Wenn er das nicht auf die Reihe brachte, war der Auftrag weg und er konnte sich in Korschenbroich und Umgebung nie wieder blicken lassen.
Mit dem kaputten Lautsprecher war die von Harry gelieferte Anlage jedenfalls nicht mehr zu gebrauchen. Er brauchte eine neue oder zumindest einen passenden Ersatzlautsprecher. Also telefonierte er, was das Zeug hielt, um die Sache doch noch zu retten.
Minuten vergingen, während derer sich Harry Handbroich unter dem Einfluss seines
„Sticks“ wieder etwas beruhigte. Er starrte die ganze Zeit über zum Lagerhaus, aber dort tat sich nichts Auffälliges.
In der Ferne waren Martinshörner zu hören, deren Jaulen immer mehr anschwoll.
Wenig später bogen die ersten Einsatzfahrzeuge um die Ecke.
Die Polizeiwagen fuhren auf das Firmengelände. Ein gutes Dutzend Beamte in kugelsicheren Westen sprang heraus.
„So was gibt’s sonst nur im Kino“, meinte Harry Handbroich und zog an seinem Stick. „Aber wir haben einen schlechten Platz. Wenn ich bei der Borussia so wenig sehen könnte, würde ich mein Geld zurückverlangen.“ Die Polizisten drangen ins Innere der Halle vor, deren Personaltür wenig fachmännisch aufgebrochen worden war. Dreimal war der Armbrustschütze zuvor per Megafon aufgefordert worden, das Gebäude mit erhobenen Händen zu verlassen.
Aber der Kerl – vorausgesetzt, es handelte sich tatsächlich um einen Mann – schien gar nicht daran zu denken, sich zu ergeben.
Licht fiel durch die hohen Fenster der Halle. Die Maschinen waren verhüllt und sahen aus, als hätte Christo sie zum Bestandteil einer seiner Kunstaktionen gemacht.
Es dauerte nicht lange, und die gesamte Halle war bis auf den letzten Winkel durchsucht. Von dem Armbrustschützen gab es keine Spur. Man stieß auf einen Gullydeckel. Am Staub war zu sehen, dass er erst vor Kurzem geöffnet worden war.
Einer der Beamten deutete darauf und fragte: „Kann man auf diesem Weg von hier entkommen?“
„Wenn man nicht allzu geruchsempfindlich ist – sicher!“, meinte ein anderer Ordnungshüter. „Jedenfalls dürfte der Typ über alle Berge sein – oder wie immer man das auch ausdrücken will, wenn sich jemand unterirdisch … äh, abseilt.“ Ein paar seiner Kollegen schmunzelten über die Wortspielerei. Dann wurde der Gully geöffnet. Eisensprossen führten hinab in die Tiefe.
„Möchte wissen, was die hier produziert haben, dass sie darauf eingerichtet sind, so große Wassermengen in der Halle abfließen zu lassen“, wunderte sich ein Polizist mit grauem Haar.
An einer der Sprossen, die hinabführten, war ein Zettel befestigt. Einer der Beamten kniete sich hin und holte den Zettel heraus.
PECH GEHABT!, stand in großen Fraktur-Buchstaben darauf.
Was auch immer man davon halten mochte – die hastige Arbeit eines Schmierfinks waren diese komplizierten Zeichen nicht. Da hatte sich jemand Mühe gegeben.
Berringer fuhr zum Stadtteil Westend, wo Eckart Krassow seine Geschäftsräume in der Leibnitzstraße unterhielt.
Das Büro war geöffnet, die Einrichtung schlicht und zweckmäßig. An den Wänden hingen Plakate von Veranstaltungen, auf denen Eckart Krassow in irgendeiner Funktion aufgetreten war. Außerdem gab es ein paar vergrößerte Screenshots, die ihn als Astro-Talker im TV zeigten, versehen mit dem Hinweis, dass man seine Sendung auch als Live-Stream über Internet verfolgen konnte, und mit den Zeiten, zu denen
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