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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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etwas mit Bogen- oder Armbrustschießen zu tun hatten. Urkunden, die Eckart Krassow entweder als Gewinner von Vereinswettbewerben oder als Absolvent von Prüfungen auswiesen.
    Ein Familienfoto fiel Berringer auf. Es zeigte Krassow zusammen mit einer Frau, die die Mutter seiner Tochter sein musste. Jedenfalls war sie Tanja Runge wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Seine Tochter war ebenfalls auf dem Bild zu sehen, erst zehn oder zwölf Jahre alt und ebenfalls mit einer Armbrust in der Hand.
    Berringer entdeckte sie auch noch auf anderen Fotos, auf denen sie allerdings manchmal weniger gut zu erkennen war, vor allem bei den Schnappschüssen, die sie bei der Ausübung ihres Sports zeigten; der Schaft der Armbrust verdeckte bei diesen Fotos häufig die Kinnpartie.
    Krassow kehrte mit zwei Bechern Kaffee zurück, aus denen leichter Dampf aufstieg.
    Er trat mit gerunzelter Stirn auf Berringer zu und reichte ihm einen der Becher.
    „Suchen Sie was Bestimmtes?“
    „Eigentlich nicht. Aber Familienfotos lösen immer ein ganz besonderes Interesse bei mir aus.“
    „Haben Sie auch Familie?“
    „Ich hatte“, sagte Berringer.
    „Tja, heutzutage wird jede dritte Ehe geschieden, und oft genug verhindern die Frauen dann den Kontakt zischen dem Vater und den Kindern. Dann bricht natürlich alles auseinander.“
    „Nein, bei mir war das simpler“, sagte Berringer. „Ein Killer, der eigentlich mich töten wollte, hat meine Frau und meinen Sohn mit einer Autobombe in die Luft gesprengt.“
    „Oh …“, sagte Krassow. „Das … das tut mir leid.“
    „Tanja sieht ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich.“
    „Ja, vor allem auf den alten Bildern. Wenn man Frederike heute sieht …“
    „Stell ich mir in Ihrem Job gar nicht so leicht vor. Als alleinerziehender Vater, meine ich.“
    Krassow sah ihn erstaunt an. „Wie kommen Sie darauf? Ich hatte nicht erwähnt, dass Frederike und ich nicht mehr zusammen sind.“
    „Entschuldigen Sie, ich hab laut gedacht. Mir ist einfach nur aufgefallen, dass die jüngsten Aufnahmen, auf denen sie zu sehen ist, sieben bis acht Jahre alt sein müssen
    – grob geschätzt aufgrund des Alters, das Ihre Tochter auf den Fotos hat.“ Krassow seufzte. „Sie beobachten sehr genau. Und Sie haben recht. Frederike hat uns verlassen.“
    „Eine ganze Familie von Armbrustschützen – Vater, Mutter, Tochter. Das hat man selten.“
    „Man wird ruhig dabei“, erklärte Krassow. „Sehen Sie, in meinem Job stehe ich immer unter Strom. Ständig muss ich hundertfünfzig Prozent geben, um irgendwelche Säle zum Kochen zu bringen, und selbst in dieser Astro-Show muss ich mich sehr konzentrieren …“
    Auf Ihre seherische Gabe, dachte Berringer ironisch, behielt den Kommentar aber für sich. Wahrscheinlich bestand die Kunst, die man Krassow abverlangte, eher darin, die Anrufer lange genug an der Strippe zu halten, damit man möglichst viele Gebühren abbuchen konnte.
    „Ich kann Sie gut verstehen“, sagte Berringer stattdessen – ganz im Sinn eines positiven Feedbacks, wie in Lehrgängen zur Gesprächsführung immer empfohlen wurde.
    „In dem Augenblick, in dem man schießt, denkt man an nichts mehr, dann ist das Gehirn wie leergefegt“, fuhr Krassow fort. „Sonst geht der Schuss daneben.“
    „Man schaltet also völlig ab, meinen Sie das?“
    „Genau. Ich kann das wirklich nur jedem empfehlen.“ Berringer nippte an dem Kaffee. Er war etwas bitter. So hatte der Kaffee früher geschmeckt, wenn man die Bohnen in sogenannten Dritte-Welt-Läden gekauft hatte.
    Fair gehandelt, stark geröstet. Krassow trank seinen Becher in wenigen Zügen leer.
    Berringers Handy meldete sich. Er ging ran, und kaum hatte er seinen Namen genannt, hörte er den Anrufer hastig sagen:
    „Hier Marwitz. Bei mir ist der Teufel los. Es wäre nett, Sie würden sofort herkommen!“
    Als sich Berringer kurze Zeit später hinter das Steuer seines Wagens setzte, meldete sein Handy eine SMS. Die sah er sich schnell noch an, bevor er losfuhr. Frank Marwitz befand sich erst einmal in Sicherheit. Zumindest hatte der Event-Manager behauptet, dass sich rund zwanzig Beamte, wenn nicht mehr, in der Nähe seines Büros aufhielten.
    Der Text der SMS lautete: Warum hast du dich nicht gemeldet? W.
    W. – das war Dr. Wiebke Brönstrup, Gerichtsmedizinerin und Berringers alte Flamme. Das war lange vor seiner Ehe gewesen, und Berringer hatte nicht gedacht, dass sie beide ihre alte Affäre noch einmal wiederaufleben lassen würden. Doch das

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