Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Anderson nicht mögen – oder er Sie nicht, ganz wie man das drehen will –, dann sollten Sie mich unterstützen.“
„Hat Marwitz Sie engagiert?“
„Ja.“
„Dieser Spinner!“, brauste Krassow erneut auf. „Es reicht ihm nicht, mir die Jobs mit unlauteren Mitteln wegzuschnappen. Nein, er muss mir auch noch die Polizei auf den Hals hetzen und mich anschwärzen. Und jetzt auch noch Sie! Am besten, Sie verlassen gleich wieder mein Haus. Ich hätte Sie gar nicht eingelassen, hätte ich geahnt, wer Sie wirklich sind.“
„Hören Sie, auf Herrn Marwitz wurde ein Attentat verübt und …“
„Attentat – das ist wohl etwas übertrieben. Er lebt ja noch!“
„Die Polizei findet diese Bezeichnung nicht übertrieben und ich ehrlich gesagt auch nicht. Sie sind Armbrustschütze und …“
„Und? Ist bei der Untersuchung meiner Waffen, die Ihre Polizeikollegen mitgenommen haben, vielleicht irgendetwas herausgekommen? Es kann nichts Belastendes gewesen sein – weil ich nichts Unrechtes getan habe!“
„Und was ist mit den Aktionen dieser Rockerbande mit dem wohlklingenden Namen MEAN DEVVILS?“
„Als ob ich so etwas nötig hätte! Oder mir leisten könnte! Die arbeiten doch für Rotlichtgrößen und Drogenhändler, soweit man hört. Hier und da spielen die auch den Ordnungsdienst bei einschlägigen Rockkonzerten – insbesondere bei Gruppen aus der rechten Szene. Ich habe mit so einem Pack nichts zu schaffen! Fragen Sie Ihre unsympathische Konkurrenz von der Kripo; die haben meine Konten überprüft!“
„Ach, Herr Krassow.“ Berringer winkte ab. „Die MEAN DEVVILS könnten mit einer ordentlichen Überweisung doch gar nichts anfangen, das wissen wir beide.“
„Tja, so was nennt sich Rechtsstaat – ich muss jetzt meine Unschuld beweisen, obwohl ich ein wasserdichtes Alibi habe.“
„Ihre Sendung in Köln.“
„Genau. Aber allein schon der Verdacht, der da geäußert wurde, reicht aus, um meinen Ruf zu schädigen. Sie glauben ja gar nicht, wie sensibel unsere Branche ist.
Da ist man schnell weg vom Fenster, das sag ich Ihnen.“ Ja, dachte Berringer. Oder wenn ein Konkurrent einfach zehn bis fünfzehn Jahre jünger ist und das Party-Publikum etwas zeitgemäßer anzusprechen versteht als man selbst.
Aber diesen Gedanken behielt Berringer diplomatischerweise für sich. „Sehen Sie, Herr Krassow“, sagte er stattdessen in versöhnlichem Tonfall. „Wie Sie eben selbst anmerkten, haben Sie doch ein besonderes Interesse daran, dass alles aufgeklärt wird.“ Oft machte der Ton die Musik, und das galt für Gespräche dieser Art ganz besonders. Das waren Situationen, in denen es wichtiger war, wie etwas gesagt wurde, als der Inhalt selbst. „Wir haben sozusagen dasselbe Ziel, Herr Krassow …“ Bevor er weitersprechen konnte, meldete sich Krassows Handy mit einer abgespeckten Version der charakteristischen ersten drei Akkorde von „Smoke On The Water“.
Du warst also auch mal Rocker, dachte Berringer.
„Ja, hier Krassow … Ja, ja, natürlich kann ich einspringen, das ist überhaupt kein Problem … Nein, Sie können sich darauf verlassen … Eine PA-Anlage? Besorg ich auch … Okay, alles weitere bespreche wir dann morgen früh.“ Krassow beendete das Gespräch.
„Ein neuer Auftrag für Ihre Agentur?“, fragte Berringer.
„Ich mach mir 'nen Kaffee. Wenn Sie auch einen wollen, schütt’ ich Ihnen 'ne Tasse ein. So viel Zeit habe ich für Sie. Aber das muss es dann auch gewesen sein.“
„Gern.“
Berringer tat endlich, wozu ihn Krassow anfangs schon aufgefordert hatte: Er nahm Platz.
Krassow ging in die Küche. „Es ist löslicher Kaffee!“, rief er.
„Das macht nichts.“
„Ich wollte Sie nur warnen.“
„Ist schon in Ordnung.“
„Zu mehr als löslichem Kaffee hab ich einfach keine Zeit. Es dauert sonst einfach zu lange …“
Berringer hörte Krassow kaum noch zu, zumal die Bedeutung dessen, was er von der Küche her rief, zum Teil nur noch zu erahnen, aber nicht mehr zu verstehen war.
Stattdessen konzentrierte sich sein Blick auf eine Wand des Wohnzimmers, an der lauter Fotos hingen, alle gerahmt und so vergrößert, dass sie in keinem Album Platz gefunden hätten. Berringer stand wieder auf und näherte sich den Bildern, um sie genauer in Augenschein zu nehmen, während Krassow noch in der Küche beschäftigt war. Auf den meisten Fotos war der Herr des Hauses selbst zu sehen.
Dazwischen hingen auch eine Reihe Urkunden, die alle auf die eine oder andere Weise
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