Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
der Kaiser-Friedrich-Halle den Saft abdrehen, das konnte nur er gemacht haben. Er war zwar kein Elektriker, ist aber oft genug dort aufgetreten, um genau zu wissen, welche Schalter und Hebel er bedienen muss, da wette ich drauf …“
„Das wird niemand als Beweis gelten lassen“, unterbrach ihn Berringer.
„Eben! Das habe ich mir auch gesagt und … Ich weiß nicht, ob Sie das nachvollziehen können, Sie wirken ja immer so ruhig und professionell und … Na ja, bis auf den Ausraster, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Die Sache mit dem Feuerzeug, das war schon ziemlich heftig, Herr Berringer, und … Okay, vielleicht können Sie es also doch nachvollziehen. Jedenfalls habe ich innerlich gekocht und mir gedacht: Jetzt hat er dich schon ruiniert, jetzt soll er dir wenigstens in die Augen sehen und von Angesicht zu Angesicht dazu Stellung nehmen. Also bin ich hingefahren.“
„Was ist dann passiert?“, hakte Berringer nach, denn der Blick des Event-Managers wurde wieder stier und richtete sich ins Nichts; er schien durch Berringer hindurchzustarren.
So muss das wohl hin und wieder auch bei mir aussehen, dachte Berringer. Ich sollte in Zukunft noch mehr darauf achten, das zu vermeiden.
Nur war das leichter gesagt als getan.
„Ich habe meinen Flachmann geleert“, fuhr Marwitz mit leiser Stimme fort. „Den habe ich immer im Auto, um mich … Na, egal. Ich hab ihn jedenfalls bis auf den letzten Tropfen geleert. Vielleicht hätte ich sonst nicht den Mut gehabt.“
„Und dann?“
„Stand ich vor der Tür und hab Radau geschlagen, bis geöffnet wurde und …“
„Um wie viel Uhr war das?“, unterbrach ihn Berringer.
Marwitz zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
„Sie müssen doch ungefähr wissen, wie spät es war!“ Marwitz schüttelte verzweifelt den Kopf. „Das Chaos in der Kaiser-Friedrich-Halle hat eine Ewigkeit gedauert. Da war noch eine Menge zu tun anschließend. Die Polizei wollte mit mir sprechen, anschließend der Veranstalter … Der Mann war natürlich völlig außer sich, forderte Schadensersatz von mir … Das war das reinste Durcheinander. Als ich bei Krassow ankam, muss es nach drei gewesen sein, vielleicht schon vier oder halb fünf. Ich weiß es nicht, ich war so voller Wut.“ Und betrunken, fügte Berringer in Gedanken hinzu. „Sie standen also vor Krassows Tür, so zwischen drei und halb fünf, haben Radau geschlagen, und Ihnen wurde geöffnet.“
Marwitz nickte hastig.
„Und dann?“, fragte Berringer.
„Dann … dann weiß ich nichts mehr. Ich hab wohl 'nen Schlag gegen den Kopf bekommen und war gleich ohnmächtig. Heute Morgen bin ich aufgewacht. Ich lag in Krassows Wohnzimmer, halb auf 'ner Leiche und …“
„Wie bitte?“
„Ja, auf einer Leiche.“ Marwitz nickte hastig. „Und es war Krassow. Er war tot, und da war 'ne Blutpfütze, die hatte mindestens einen Meter Durchmesser, und ich war natürlich völlig beschmiert. Ich weiß, dass das völlig verrückt klingt und jeder jetzt denkt, dass ich Krassow getötet hab. Ich bin mir ja nicht mal selbst sicher, ob ich es nicht auch war. Himmel, mir brummt noch immer der Schädel, und … Und außerdem war da noch das Messer.“
„Was für ein Messer?“, fragte Berringer.
„Das Messer, das ich in der Hand hatte, als ich erwachte. Hatte ich das noch nicht erwähnt?“
„Nein“, sagte Berringer trocken und dachte: Ich hoffe, da ist nicht noch mehr, was du nicht erwähnt hast! Allerdings konnte es wohl kaum noch schlimmer kommen. „Was haben Sie mit dem Messer gemacht?“
„Hab ich weggeworfen. Einfach von mir weggeworfen, als die junge Frau ins Haus kam und geschrien hat.“
Berringer seufzte. „Was für eine junge Frau?“
„Höchstens zwanzig, ziemlich aufgedonnert. Ein Rock, nicht breiter als ein Gürtel, und Schuhe, auf denen sie kaum laufen konnte.“
„Das war vermutlich seine Tochter Tanja.“
„Keine Ahnung. Ich hab also das Messer von mir geschleudert, sie zur Seite gedrängt und bin zur Tür raus. Dann ins Auto und hierher. Anschließend hab ich mich gewaschen und das Hemd gewechselt. Für meine Auftritte hab ich hier im Büro einen Smoking mit allem Pipapo. Schließlich komme ich zwischen zwei Terminen manchmal nicht nach Hause und …“ Er brach ab, hob den Kopf, und die blanke Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich weiß, dass ich was Furchtbares getan habe.“
„Wohl eher was furchtbar Dummes.“
„Ich hätte nicht zu Krassow fahren sollen.“
„Wer hat
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