Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
verschenken, den irgendein Zecher hier vertrinken wollte.
Als Jo Walker den Laden betrat, glitt sein Blick schnell durch den Raum. Dann, als er zum Billardtisch sah, hatte er gefunden, was er suchte.
Ein kleiner, fast kahlköpfiger Mann versuchte sich dort in verschiedenen Kunststößen.
Er spielte allein.
Das war der Mann, den Walker gesucht hatte!
"Tag, Brady!" meinte der Privatdetektiv knapp, als er zu ihm an den Billardtisch ging.
Brady blickte auf und runzelte zunächst die Stirn. Dann entspannte sich sein Gesichtsausdruck ein wenig. Schließlich grinste er von einem Ohr bis zum anderen.
"Tag, Walker. Wie geht's?"
"Ich kann nicht klagen. Und Ihnen?"
"Die Zeiten sind hart für Leute wie mich!"
"Für Leute wie Sie gibt's doch immer ein paar Schleichwege - oder irre ich mich da etwa?"
Walker hatte damit rechnen können, Brady um diese Zeit hier anzutreffen.
Er war ein Hehler, der Geschäfte mit allem machte, was sich zu Geld machen ließ.
Roy Brady war fünf Nummern kleiner als Leute vom Schlage eines Tony Maldini, aber mit diesen hatte er gemein, daß die eine Hälfte seiner Geschäfte diesseits, die andere Hälfte jenseits der Grenze lag, die das Gesetz zog.
Brady handelte mit allem.
Auch mit Informationen und genau das war der Grund, weshalb Jo Walker ihn ab und zu aufsuchte.
Jo blickte sich nach den Mädchen an der Theke um, aber die kümmerten sich nicht um ihn oder Brady.
Und auch der Barkeeper machte sich - nach ein paar anfänglichen mißtrauischen Blicken - an seinen Gläsern zu schaffen.
Er spülte ab und schepperte dabei so laut herum, daß das allein schon einen guten Schutz gegen unliebsame Zuhörer bedeutete.
"Ich schätze, Sie sind nicht gekommen, um mir beim Billard zuzusehen!" meinte Brady.
"Nein, das ist richtig."
"Kommen Sie! Es ist langweilig, allein zu spielen!"
"Nein, danke. Ich habe es ziemlich eilig."
Brady ließ die Kugeln über den Tisch sausen, dann richtete er sich auf und stützte den Kö auf den Boden.
"Also... Zur Sache, Walker! Was wollen Sie wissen?"
"Tony Maldini...", murmelte Jo.
Brady pfiff durch die Zähne.
"Wie kommen Sie denn an den?"
"Meine Sache."
"Gut, aber Auskünfte über Maldini sind nicht billig, Walker!"
"Ich verstehe..."
Jo Walker griff in seine Manteltasche und holte ein paar Scheine heraus, von denen er Brady einige auf den Billardtisch legte.
Brady zählte nach und steckte das Geld weg. Aber sein hungriger Blick blieb bei den Scheinen, die Jo noch in den Händen hielt.
"Was wollen Sie über Maldini wissen?"
"Alles. Was macht er im Moment so?"
"Sie sind doch mal bei der Polizei gewesen, oder?"
"Ja..."
"Dann dürfte Ihnen der Name Maldini doch geläufig sein, Mister Walker!"
"Ist er mir auch. Ich möchte aber wissen, was er jetzt so treibt."
"Dasselbe wie eh und je. Aber er bemüht sich nun sehr darum, saubere Finger zu behalten. An seinen Händen klebt kein Blut, nicht einmal Dreck. Da achtet er sehr drauf. Wollen Sie genau wissen, in welchen Geschäften er im Moment drinhängt?"
"Ja, das kann nicht schaden. Hören Sie sich in der Szene um!"
"Gut, ich rufe Sie dann an, Walker. War's das?"
"Nein. Da ist noch etwas Spezielles..."
Brady zog die Augenbrauen hoch.
"Raus damit, Walker!"
"Irgendjemand hat es auf Larry Kostler von der Larry Kostler Holding abgesehen. Gestern ist auf ihn geschossen worden, jetzt liegt er in der Intensivstation..."
"Und Sie denken, daß Maldini dahintersteckt."
"Ja."
"Das ist 'ne heikle Sache!"
"Ich weiß."
"Wenn Maldini tatsächlich dahintersteckt, macht er das so, daß niemand die Sache mit ihm in Verbindung bringen kann. Profis, Sie verstehen?"
"Natürlich. Versuchen Sie trotzdem, etwas aufzuschnappen."
"Dafür reicht das aber nicht, was Sie mir gerade gegeben haben!"
Jo Walker lachte und legte Brady die restlichen Scheine hin, die er noch in der Hand hielt. Dann drehte Jo sich um und ging.
*
Draußen war das Wetter immer noch hundsmiserabel. Aber immerhin war der Platzregen von einem beständigen Nieseln abgelöst worden.
Jo Walker schlug sich den Mantelkragen hoch und beeilte sich damit, hinter das Steuer seines 500 SL zu kommen.
Eine halbe Stunde später war Jo Walker auf der Intensivstation jener Klinik, die Geraldine ihm angegeben hatte.
Als er das rotgeweinte Gesicht der jungen Frau sah, wußte er, daß etwas geschehen war. Es war nicht schwer zu erraten, was...
Jo legte ihr den Arm um die Schulter und gab ihr sein Taschentuch.
"Er ist tot", murmelte sie. "Dad ist tot! Er
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